Die Übertreibung ist in der politischen Debatte ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel. Etwa wenn einem wichtigen Thema die nötige Aufmerksamkeit zu sichern ist. Wie das funktioniert, lässt sich am Weltfrauentag beobachten. Der 8. März bietet Jahr für Jahr den idealen Anlass, die große Gehaltsschere zwischen Frauen und Männern zu erörtern. Die Debatte wird nicht ohne Emotion geführt, was wohl auch daran liegt, dass mit gewagten Größenordnungen hantiert wird. Vergleicht man die Einkommen von Frauen und Männern völlig unbereinigt, klafft eine Lohnlücke von atemberaubenden 38 Prozent. Macht man es so wie die Statistik Austria und stellt die erzielten Stundenlöhne einander gegenüber, verdienen Frauen noch immer um ein Fünftel weniger als Männer.
Das Statistische Bundesamt in Deutschland geht genauer vor und vergleicht Gleiches mit Gleichem. Also Einkommen von Frauen und Männern, die gleiche Tätigkeiten ausüben, gleich viel Berufserfahrung haben und über die gleiche Ausbildung verfügen. In diesem Fall reduziert sich der Lohnunterschied um mindestens die Hälfte. Das ist schon deutlich besser, aber noch lange nicht gut. Um den Gender Pay Gap zu bekämpfen, muss man dessen Ursachen kennen. In dieser Studie geht meine Kollegin Monika Köppl-Turyna der Frage nach, welche Rolle die Mutterschaft für die Gehaltsunterschiede spielt. Sie sieht sich an, wie viel Mütter zehn Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes im Vergleich zu ihren Geschlechtskolleginnen ohne Kinder verdienen. Und wie die Gehälter der Väter von der Geburt eines Kindes beeinflusst werden.
Die Ergebnisse sind ebenso verblüffend wie eindeutig. Aber sehen Sie selbst!
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Franz Schellhorn
Direktor Agenda Austria
Die negativen Effekte höherer Mindestlöhne werden von Politikern gerne kleingeredet oder gänzlich ausgeblendet. Dabei zählen gerade Frauen zu den großen Verlierern. – Kommentar von Monika Köppl-Turyna
Ein Betreuungsscheck für Kinder würde es Müttern leichter machen, Beruf und Familie zu vereinbaren – und so den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen verkleinern. Mit schuld an diesem ist das bei den Löhnen geltende Senioritätsprinzip.
Die Agenda Austria nimmt den Weltfrauentag am 8. März zum Anlass, etwas ausführlicher über Männer zu reden. Genauer: über Väter. Sie könnten eine Menge dazu beitragen, dass die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern geschlossen werden.
Es braucht kürzere Karenzzeiten und vor allem mehr und bessere Kinderbetreuungsangebote. Dies ist nicht allein ein Auftrag an die Politik, sondern auch an die Arbeitgeber in Österreich.
Wer den Gender Pay Gap schließen will, wird an kürzeren Karenzzeiten mit stärkerer Einbindung der Väter nicht vorbeikommen. – Kommentar von Franz Schellhorn
Die Forderungen der Frauenplattform wie höherer Mindestlohn kommen einem Programm zur Arbeitsplatzvernichtung gleich. Und gegen den Gehaltsunterschied – den Gender-Pay-Gap – gibt es ein wirksameres Mittel.
Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen ist zu einem guten Teil erklärbar. Daher kann dieser Gender Pay Gap auch gezielt abgebaut werden: Etwa durch kürzere Karenzzeiten, einen Betreuungsscheck für jedes Kind und mehr Verantwortung für Väter.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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