Frauen verdienen weniger als Männer – und das nur deshalb, weil sie Frauen sind. So jedenfalls lautet eine der Thesen, die alljährlich durch die Medien gehen, wenn die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern beleuchtet werden.
Der sogenannte Gender Pay Gap ist immer wieder Gegen- stand erbitterter Auseinandersetzungen, die mitunter sehr undifferenziert verlaufen: Nach wie vor behaupten Politiker, Aktivisten oder auch Journalisten, dass Frauen für dieselbe Arbeit um ein Viertel weniger bezahlt bekommen als ihre männlichen Kollegen. Nicht, weil sie weniger leisten würden, sondern weil sie das „falsche“ Geschlecht haben. Aber verdienen Frauen wirklich für ein und dieselbe Tätigkeit um fast ein Viertel weniger als Männer? Und handelt es sich dabei um eine gezielte Lohndiskriminierung?
Außer Streit steht, dass es signifikante Lohnunterschiede gibt. In der 2017 erschienenen Studie „Mind the Gap“ hat die Agenda Austria bereits auf verschiedene Faktoren hingewiesen, die tatsächlich bestehende Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen erklären. Zwei Aspekte darunter scheinen besonders großen Einfluss zu nehmen: Erstens ist der österreichische Arbeitsmarkt stark in sogenannte Männer- und Frauenberufe aufgeteilt (siehe Abbildung 1), die schlichtweg unterschiedlich bezahlt werden. Zweitens werden sowohl in der Praxis als auch in der Literatur Berufsunterbrechungen und lange Teilzeitphasen als ein wichtiger Grund für die unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen erkannt.
Studien aus anderen Ländern belegen, dass die Elternkarenz ein wesentlicher Faktor für die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen ist. So zeigen zum Beispiel Kleven et al. (2018), dass sich in Dänemark ein Großteil des Gender Pay Gaps durch kinderbedingte Karriereunterbrechungen der Frauen erklären lässt, während Männer, die Väter werden, keine Lohneinbußen in Kauf nehmen müssen. Die Autoren haben auch darauf hingewiesen, dass „Gender Norms“ großen Einfluss darauf nehmen, wie die Familienarbeit in den Partnerschaften aufgeteilt wird: Kulturell gewachsene Vorstellungen darüber, wer üblicherweise zu Hause bei den Kindern bleibt, führen sogar dazu, dass der Gender Pay Gap über Generationen hinweg wirkt: Die kinderbedingten Lohneinbußen der untersuchten Frauen sind dann besonders ausgeprägt, wenn die kinderbedingten Lohneinbußen schon bei ihren Großmüttern groß waren.
In Österreich dauert die Zeit der Elternkarenz länger als in skandinavischen Ländern, andere Rollenbilder verstärken die Tendenz zur langen Karenz noch zusätzlich. Österreichische Frauen sind auch heute noch vergleichsweise traditionell: Laut der Befragung des International Social Survey Programme stimmten 52 Prozent der Frauen in Österreich der Aussage zu oder sogar stark zu, dass das „Familienleben leidet, wenn die Mutter Vollzeit arbeitet“. In Schweden und Dänemark waren es jeweils nur 14,8 Prozent und 19 Prozent (Scholz et al., 2014). Umgekehrt stimmten 43 der befragten Schwedinnen bzw. 60 Prozent der befragten Däninnen dieser Aussage „absolut nicht“ zu.
Die Agenda Austria untersucht daher die Frage, ob die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern mit der Dauer der Elternkarenz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erklärt werden kann: Ist die Elternschaft ein weiterer erklärender Faktor für den Gender Pay Gap in Österreich? Die erste Studie, die sich mit der Thematik der Karenz und den damit möglicherweise verbundenen Lohneinbußen in Österreich umfassend beschäftigt, stammt von Jacobi et al. (2016). Die Autorinnen haben ermittelt, dass die Elternkarenz sehr wohl zu Lohneinbußen führen kann. Sie zeigen außerdem auf, dass auch die Dauer der Karenz eine Rolle spielt: Insbesondere Besserverdienerinnen müssen im Fall einer langen Pause mit höheren Lohneinbußen rechnen. Das liegt daran, dass sich bei einer Teilzeitbeschäftigung der Verdienst stärker reduziert. Bestimmte sehr gut bezahlte Berufe, wie z.B. Manager, können mit verringerter Stundenanzahl gar nicht mehr ausgeübt werden. Darüber hinaus fanden die Autorinnen heraus, dass die Rückkehr in dasselbe Unternehmen mit niedrigeren Einbußen verbunden ist als ein Jobwechsel nach der Karenz.
In einer aktuellen Studie zeigen Kleven et al. (2019), dass der Motherhood Pay Gap, also die Lohneinbußen nach der Karenz, in anderen Ländern unterschiedlich hoch ausfällt: In Schweden und Dänemark sind die Lohneinbußen niedriger als in Österreich und Deutschland. Der Studie zufolge verdienen in Österreich Frauen, die Kinder bekommen haben, zehn Jahre nach der Geburt ihres Kindes etwa 51 Prozent weniger als Männer, die Väter geworden sind.
Die beiden angesprochenen Studien werfen ein Schlaglicht auf die Rolle der Mutterschaft für die Entlohnung und liefern erste Zahlen und Fakten. Aufbauend darauf analysieren wir die Forschungsfrage aber in einem breiteren Kontext: Mit der vorliegenden Studie wird erstmals für Österreich auch die Situation der Männer und Frauen umfassend miteinander verglichen, um Rückschlüsse auf die Gründe für den bestehenden Gender Pay Gap ziehen zu können.
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