
Digitalpotenzial #3: Verwaltung
Was Österreich von Estlands digitaler Verwaltung lernen kann
Handlungsempfehlungen
Österreich hat gute Voraussetzungen für den Ausbau digitaler Verwaltung. Jetzt gilt es, sich ein Beispiel an digitalen Musterländern wie Estland zu nehmen. Der Staat kann mit gutem Beispiel vorangehen: Transparenz schaffen, seine Dienstleistungen für den Bürger verbessern und gleichzeitig zeigen, dass der digitale Wandel keine Bedrohung, sondern eine Chance ist.
Schaffe spürbare Erleichterungen
Auch im Musterland der elektronischen Verwaltung hat es Jahre gedauert, bis die Mehrheit der Bevölkerung sich mit den digitalen Dienstleistungen angefreundet hatte. Aus Estland gibt es für den österreichischen Staat beim stufenweisen Aufbau der digitalen Verwaltung zwei Regeln: Nutze das Vertrauen der Bürger und schaffe spürbare Erleichterungen für sie. Erste E-Governance-Dienstleistungen sollten dort geschaffen werden, wo Bürger das Vertrauen haben, von einer analogen zur digitalen Vorgehensweise zu wechseln. Ebenso sollten die ersten digitalen Dienstleistungen für den Bürger spürbare Erleichterungen schaffen. Begeisterung für digitale Verwaltung entsteht dann, wenn man stundenlange Behördengänge innerhalb weniger Klicks von zu Hause aus erledigen kann.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Statt sich Gedanken zu machen, wie man Arbeitsplätze vor den technologischen Veränderungen schützen könnte, sollte der Staat mit gutem Beispiel vorangehen und seine digitalen Dienstleistungen ausbauen, so wie es Estland erfolgreich vormacht. Dort müssen Bürger ihre Daten nur einmal (once only) zur Verfügung stellen, behalten dann aber den Überblick, wann, wo und von wem ihre Daten eingesehen wurden. Darüber hinaus haben sie das Recht auf eine verständliche Auskunft, warum ein Zugriff erfolgte. Der Staat schafft so Transparenz, verbessert seine Dienstleistungen für den Bürger und zeigt gleichzeitig, dass der digitale Wandel keine Bedrohung, sondern eine Chance ist.
Vernetzungen schaffen
Österreich hat bereits begonnen, einige staatliche Dienstleistungen in digitaler Form anzubieten. Dabei handelt es sich aber meist um eine exakte Kopie des bisherigen Behördengangs, der Bürger interagiert immer nur direkt mit einer Stelle. Dort, wo man früher einen Brief ans Finanzamt gesendet hat, wird jetzt ein Onlineformular ausgefüllt. Das Beispiel der estnischen X-Road zeigt aber, dass das wirkliche Potenzial digitaler Verwaltung in der Vernetzung liegt. Erst wenn verschiedene öffentliche und private Stellen miteinander Daten austauschen können, erhält der Bürger wirklich wertvolle digitale Dienstleistungen, wie das Beispiel der Geburt zeigt.
Ältere Generationen für digitale Verwaltung begeistern
Der digitale Wandel mag furchteinflößend wirken. Besonders Generationen, die nicht mit digitalen Technologien großgeworden sind, stehen der Idee einer digitalen Verwaltung skeptisch gegenüber. Dabei machen elektronische Dienstleistungen das Leben für jeden Bürger komfortabler. In Estland hat es die Look@World Foundation geschafft, auch die ältere Generation für die digitale Verwaltung zu begeistern. Das Weiterbildungsprogramm richtet sich nach den Bedürfnissen der Zielgruppe. Senioren werden von Ausbildern ihrer Generation unterrichtet. Dabei wird ihnen der Umgang mit digitalen Dienstleistungen gezeigt, die einen direkten Nutzen für sie haben, wie beispielsweise die Verwaltung ihres Renten- oder Gesundheitskontos.
Digitale Bildung ist dezentral
Digitale Bildung liegt den Esten am Herzen. Es bedeutet, dass jeder Bürger weiß, wie mit digitalen Dienstleistungen sicher umzugehen ist. Ebenso wird schon den Kleinsten beigebracht, was man mit Programmierkenntnissen und Robotern Sinnvolles anstellen kann. Das sichert den digitalen Standort Estland für die nächsten Jahre und bereitet zukünftige Generationen auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes von morgen vor. Wie Programmieren oder Robotik unterrichtet wird, ist den Schulen überlassen, allerdings gibt es klare nationale Vorgaben, die erfüllt und alle drei Schuljahre überprüft werden müssen. Dabei steht allen Lehrern und Schülern das Know-how des ganzen Landes zur Verfügung. Auf einer Bildungscloud werden Best Practices zur digitalen Bildung sowie hilfreiche Materialien und Erfahrungen aus allen Teilen des Landes gesammelt. Das schafft Transparenz und Wettbewerb.
Risiko darf kein Tabu sein
Der technische Fortschritt wird getragen von Unternehmern, die zur richtigen Zeit eine clevere Idee hatten. Dabei darf es kein Tabu sein, Risiken einzugehen, neue Wege zu bestreiten und dabei im Zweifel auch zu scheitern. Privates Kapital kann den nötigen Freiraum dafür schaffen. Wie das funktionieren kann, zeigen die Briten. Dort bekommen Investoren im Zuge des Seed Enterprise Investment Schemes (SEIS) die Hälfte ihres Einsatzes als Steuergutschrift angerechnet. Zusätzlich ist im Erfolgsfall keine Kapitalertragsteuer auf Erträge aus diesem Investment zu zahlen.
- Autor: Hanno Lorenz, Fabian Stephany
- Themen: Digitalisierung, Digitalpotenzial, Digitalpotenzial 3: Verwaltung
- Datum: 03. Januar 2019
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