Wer braucht schon die Mitte?
- 29.01.2023
- Lesezeit ca. 4 min
Die Krise trifft die Mitte gleich doppelt. In Österreich sind rund 40 Prozent des Finanzvermögens praktisch zinslos angelegt. Geld auf dem Sparbuch oder Girokonto verliert derzeit pro Jahr rund acht Prozent an Wert. Insgesamt entspricht das einer Wertminderung um 26 Milliarden Euro.
Auch für Immobilienbesitzer mit variablen Kreditzinsen wird sich diese Krise negativ auswirken.
Stark getroffen von der Pandemie (und möglicherweise auch von den Nachwehen der Energiekrise) wurden junge Erwerbstätige. Der erste Job spielt eine entscheidende Rolle für die Karriere. Wer im Jahr 2020 frisch auf den Arbeitsmarkt kam, hatte keinen guten Start. Studien aus früheren Krisen zeigen, dass der Jobeinstieg in so einer Phase zu schlechterer Bezahlung führt – und zwar auch in den Folgejahren.[1] Der schwierige Beginn kann auch häufigere Jobwechsel und instabilere Karriereverläufe verursachen.[2] Unter Umständen fällt das gesamte Lebenseinkommen für eine solche Krisen-Generation geringer aus. Besonders stark wirken diese Effekte bei Menschen mit schlechter Ausbildung.
Über Generationen hinweg galt die Faustregel, dass es den Kindern einmal besser gehen möge. Mit steigendem Wohlstand, aber auch im Zuge häufiger Wirtschaftskrisen bröckelt diese Vorstellung mittlerweile. In Ländern wie Italien, Spanien und Griechenland haben Beschäftigte schon heute real weniger Geld zur Verfügung als ihre Vorgängergenerationen im selben Lebensalter.
In Österreich ist davon – trotz anderslautender Behauptungen – noch nichts zu bemerken. Jüngere Jahrgänge starten im Durchschnitt mit einem höheren Einkommen ins Erwerbsleben als einst ihre Eltern. Trotz Krisen liegt das verfügbare Haushaltseinkommen in jeder Altersgruppe höher als früher. Allerdings ist derzeit noch nicht zu sagen, ob die geringeren Wohlstandsgewinne der letzten Dekaden zu einer Abflachung der Karriere führen werden.
Fußnoten
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