Digitalpotenzial #2: Arbeit

Die Arbeitswelt von morgen (und über­morgen)

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Zurück in die Zukunft

In unserer Studie haben wir erstmals österreichische Manager und Experten zur Veränderung bestehender Berufsfelder durch die Digitalisierung befragt. Ein Vorteil gegenüber vorherigen Studien ist, dass sich diese Einschätzungen ausschließlich auf den österreichischen Arbeitsmarkt beziehen.

Anhand der am häufigsten ausgeübten Berufe und der darin praktizierten Tätigkeiten haben wir für Österreich die Auswirkung der neuen Technologien auf die Arbeitsprofile für die kommenden zehn Jahre berechnet. Wir konzentrieren uns darauf, wie sich Tätigkeiten wandeln werden. Welche werden wir auch in Zukunft selbst verrichten und wo greift uns die Technik unter die Arme? Für wen werden tech­nische Hilfsmittel mehr Veränderung mit sich bringen und welche Berufe werden sich weniger ändern?

Abbildung 4: Wie sich die Digitalisierung auf verschiedene Berufe auswirkt

Unsere Auswertung zeigt, dass vor allem Bürojobs von der Digitalisierung betroffen sein werden. Jobs, die einen großen Anteil an Routinetätigkeiten am Computer mit sich bringen, werden sich in Zukunft besonders stark verändern. Das Schreiben von E-Mails oder die Nutzung von Excel beziehungs­weise das Durchführen von Berechnungen weisen einen hohen Grad an Auto­matisierungspotenzial auf. Hingegen hat der Mensch in der Interaktion mit seinen Kollegen (mit Menschen sprechen oder Menschen beraten) noch seine Vorteile gegenüber den neuen Technologien. Dies trifft beispielsweise auf Gesundheitsberufe zu.

Physische Arbeit ist – entgegen der öffentlichen Wahrnehmung – nicht besonders stark von neuen Technologien betroffen. Die neue Generation der Technik konzentriert sich verstärkt auf geistige Tätigkeiten, womit Menschen mit viel körperlicher Arbeit weniger betroffen sein werden.

Jobs, die einen großen Anteil Routine­tätigkeiten am Computer mit sich bringen, werden sich in Zukunft besonders stark verändern.

Technische Neuerungen haben in der jüngeren Vergangenheit hauptsächlich einfache Arbeitsschritte auto­matisiert. Davon waren besonders Menschen mit einer niedrigen Bildung betroffen. Die heutigen Fort­schritte der Digitalisierung werden hingegen vorwiegend Menschen mit einer durchschnittlichen Bildung zu spüren bekommen. Unsere Auswertungen bestätigen diese Entwicklung. Die Daten zeigen, dass ein steigendes Bildungsniveau nicht den Einfluss neuer Technologien auf den Arbeitsplatz reduziert. Ganz im Gegenteil: Mit einer höheren Ausbildung steigt der Grad der Auswirkung durch die Digitalisierung. Allerdings dreht sich dieser Trend mit zunehmendem Bildungs­niveau. Menschen mit einer niedrigen bzw. hohen Bildung werden die Auswirkungen zu einem geringeren Ausmaß mitbekommen. Die ausgebildete Bürokraft wird vom technologischen Fortschritt im Gegensatz zur Reinigungskraft deutlich stärker betroffen sein.

In der Interaktion mit seinen Kollegen hat der Mensch noch seine Vorteile gegenüber den neuen Technologien.

Auch das Beispiel des modernen Journalismus zeigt, wie schnell der digitale Wandel ein Berufsfeld verändern kann. Das Erheben, Verarbeiten und Visualisieren von Daten ist heute Teil der journalistischen Arbeit geworden. Enthüllungen wie im Fall von Wikileaks, der Panama- oder Paradise-Papers, um einige prominente Beispiele des investigativen Journalismus zu nennen, wären ohne Fachwissen im Bereich der Daten­erhebung und -verarbeitung nicht denkbar gewesen. Hinzu kommt, dass Medienunternehmen auch bei der Darstellung komplexer Sachverhalte zunehmend eine interaktive Form der Visualisierung bevorzugen.

Aber sind wir Menschen bereit für diese Veränderung? Eine Umfrage des Eurobarometers aus dem Jahr 2017 zeigt, dass die Österreicher mehrheitlich wohlwollend auf neue Technologien blicken. Diese Einstellung unterscheidet sich allerdings stark nach Altersgruppen. Während die Jüngeren eine deutlich positive Meinung teilen, sind ältere Jahrgänge erwartungsgemäß eher skeptisch.

Abbildung 5: Wie ist Ihre Meinung zu Robotern und künstlicher Intelligenz?

Die Nutzung moderner Technologien am Arbeitsplatz hängt stark von deren Akzeptanz ab. Gerade für ältere Arbeitnehmer kann der digitale Wandel zur Herausforderung werden. Nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der öffentlichen Verwaltung machen uns digitale Technologien das Leben einfacher – wenn wir es zulassen. Wenn die gesamte Bevölkerung vom technischen Fortschritt profitieren soll, dann muss auch allen Altersgruppen der Vorteil moderner Tech­no­logien aufgezeigt und nutzbar gemacht werden.

Intelligente Technologien verändern nicht nur den Alltag von Ärzten und Journalisten. Auch das Leben von Familie Koike hat sich durch lernende Maschinen für immer verändert. Sie betreibt eine kleine Gurkenfarm im japanischen Kosai. Im Gegensatz zum Reisanbau gibt es für die Gurkenzucht nur wenig Anbau­fläche in Japan. Seit knapp 50 Jahren besitzen die Koikes einen Familienbetrieb mit vier kleinen Gewächshäusern. Vater Harumi pflanzt die Samen, Mutter Masako sortiert die Ernte. Dieser Teil der Arbeit ist besonders wichtig. Die krummen und unförmigen Gurken werden lokal verkauft, die geraden und einförmigen gehen an den Großhandel. Makoto Koike, der einzige Sohn der Familie, hatte dem hei­mischen Betrieb nach seinem Ingenieurstudium vorerst den Rücken gekehrt. Er arbeitete an der Entwicklung von Automobilsoftware. Nach einigen Jahren kehrte er zurück, um seine Familie zu unterstützen. Im Gepäck hatte er eine Idee, die die Arbeit des Familien­betriebes revolutionieren sollte.

Nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der öffentlichen Verwaltung machen uns digitale Technologien das Leben einfacher – wenn wir es zulassen.

Makoto war von den Fähigkeiten des Computerprogramms AlphaGo fasziniert. Dieses Programm der Firma Google hatte es 2016 geschafft, den Weltmeister des in Asien beliebten Brettspiels Go[1] zu schlagen. Das Programm AlphaGo beruht auf Deep-Learning-­Algorithmen, welche die Struktur des menschlichen Gehirns nachbilden und bei der Gesichtserkennung oder Navigation selbstfahrender Autos zum Einsatz kommen. Während Deep-Learning-Technologien lange von Softwareunternehmen unter Verschluss gehalten wurden, stellen Firmen wie Google oder Microsoft Anleitungen zur Entwicklung dieser Algorithmen für private Programmierer frei im Internet zur Verfügung. So war es Makoto möglich, ein intelligentes Sortierband für den kleinen Familienbetrieb zu programmieren. Über eine Kamera erkennt der Algorithmus die Form der Gurken und sortiert sie danach automatisch aus. Das Gemüse muss zwar immer noch auf das Fließband gelegt werden, Mutter Masako wurde also nicht arbeitslos, aber die Maschine erleichtert der Familie die Vorauswahl des Produktes.

Im vergangenen Jahr wurden die Koikes zur CeBIT nach Hannover eingeladen, um ihre Erfindung vorzustellen. Sie ist ein Beispiel dafür, wie intelligente Technologien auch das Leben einfacher Familienbetriebe zum Besseren verändern können.


Fußnoten

  1. Es handelt sich um ein Brettspiel, das mit linsenförmigen weißen und schwarzen Steinen gespielt wird und bei dem der Gewinner ein möglichst großes Territorium der Spielfläche einnehmen. Weltweit spielen rund 60 Millionen Menschen Go, die meisten in Ostasien.
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