
Digitalpotenzial #2: Arbeit
Die Arbeitswelt von morgen (und übermorgen)
Was Experten über die Zukunft der Arbeit wissen
Die Studie zur Zukunft der Arbeit von Frey und Osborne sorgte nicht nur in Fachkreisen für viel Aufsehen. Kein Wunder, laut der Studie seien mehr als 50 Prozent der Arbeitsplätze durch Computer bedroht. Eine Untersuchung der Agenda Austria zeigt, dass Schreckensszenarien, wonach jeder zweite Arbeitnehmer seinen Job verliert, stark von den Annahmen der Autoren abhängen. So kommen andere Wissenschaftler auf deutlich geringere Werte. Alle diese Studien nehmen zudem an, dass ein Arbeitsplatz, dessen Tätigkeiten zu mehr als 70 Prozent aus automatisierbaren Prozessen besteht, zur Gänze zerstört würde. So vernachlässigen die Autoren aber die Stärke der Menschen gegenüber den Maschinen – sich den veränderten Umständen anpassen zu können. Eine Veränderung des Arbeitsplatzes endet nicht zwangsläufig in dessen Zerstörung. Auch klammern Frey und Osborne aus, wie viele neue Jobs durch digitale Technologien entstehen könnten. Über die Gesamtentwicklung auf dem Arbeitsmarkt lässt uns das Duo aus Oxford im Unklaren.

Abbildung 8: Umfrage in Österreich zu den Folgen der Digitalisierung am Arbeitsmarkt
Medial wird die Debatte davon dominiert, wie viele Arbeitskräfte durch digitale Technologien ersetzt werden. Dieses Bild prägt sich in der Gesellschaft ein. Laut einer Umfrage der Europäischen Kommission meinen 74 Prozent der Österreicher, dass die neuen Technologien mehr Arbeitsplätze vernichten als schaffen werden.[1] Genau hier liegt der Ursprung vieler Missverständnisse. Der digitale Wandel lässt vollkommen neue Berufe entstehen. Wir wissen nur noch nicht welche.
Rund die Hälfte der österreichischen Internetnutzer besuchen regelmäßig soziale Netzwerke wie Facebook oder YouTube. Für viele Unternehmen sind diese Plattformen ein neuer Kommunikationsweg zum Kunden geworden. Unter den meistbesuchten Portalen in Österreich finden sich Seiten von Großunternehmen wie Sony PlayStation oder Hofer.[2] Für jedes mittelgroße Unternehmen ist ein Social Media Manager, der Inhalte auf sozialen Medien erstellt und verwaltet, unverzichtbar geworden. Dabei handelt es sich um einen Beruf, den sich vor zehn Jahren noch niemand vorstellen konnte. Berufsfelder wie die des App-Entwicklers oder des Data Scientists, den die New York Times 2017 zum „Sexiest Job of the 21st Century“ kürte, sind ebenfalls wenige Jahre jung.
In den Berufen der Zukunft herrschen oft andere Regeln als in traditionellen Jobs. Immer durchlässiger werden die Grenzen zwischen dem Arbeiten von zu Hause aus und der Arbeit im Büro. Digitale Technologien ermöglichen den weltweiten Austausch beim Zusammenarbeiten und bieten maßgeschneiderte Arbeitsbedingungen. Der rechtliche Rahmen, der sich zwischen Selbstständigkeit und Anstellung bewegt, hat sich bisher nicht verändert.
- Autor: Hanno Lorenz, Fabian Stephany
- Themen: Digitalisierung, Digitalpotenzial, Digitalpotenzial 2: Arbeit
- Datum: 02. Januar 2019
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