Das Ende des Sparbuchs

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Wie man Aktien zur Sparbuch-Alternative machen kann

Auch wenn es kurzfristig immer wieder zu Bullenmärkten, Blasenbildung, Korrekturen und sogar Crashs kommt: Der globale Aktien­markt spiegelt langfristig das Wachstum der Weltwirtschaft wider.

Wer sich ein Stück dieses Marktes kauft, wächst mit der Wirtschaft – und schlägt über einen Zeitraum von zehn Jahren oder mehr viele andere Anlageklassen, das Spar­buch sowieso. Die meisten einschlä­gigen, lang­fristigen Studien gehen für die Aktienmärkte von Industrieländern langfristig von einer realen Rendite zwischen sechs und acht Prozent aus.[1] Dennoch werden die potenziellen Renditen aller Anlageklassen von den In-vestoren gerne überschätzt, was wohl an der be­sonders guten Perfor­mance in der jüngsten Zeit liegen dürfte.

In den vergangenen Jahrzehnten waren die Renditen trotz mehrerer Finanzkrisen höher als zuvor.

Denn in den vergangenen Jahrzehnten waren die Renditen trotz mehrerer Finanzkrisen höher als zuvor: Mehr als acht Prozent pro Jahr in den Industrieländern und mehr als zehn Prozent in den USA.[2] Um ein Beispiel zu nennen: Wer am Beginn seiner Karriere (umgerechnet) 10.000 Euro in einen Fonds investiert hat, der die Industrieländer abdeckt und im Schnitt eine Rendite von sieben Prozent erzielt hat, sitzt nach 40 Jahren auf knapp 150.000 Euro. Kein Sparbuchsparer kommt auch nur annähernd an diese Zahlen heran. Auch im vergangenen Jahrzehnt schlagen Aktien alle anderen Anlageklassen mit großem Abstand. Nicht nur das Sparbuch, sondern auch Gold und Immobilien.

Abbildung 9: Was die verschiedenen Anlageklassen in den vergangenen zehn Jahren abgeworfen haben

Nun gibt es zehntausende Aktien auf dieser Welt und das Beispiel Wirecard hat vielen Kleinanlegern in Österreich und Deutschland erst kürzlich gezeigt, dass Investments in Einzelaktien ein enormes Risiko darstellen. Eine aktuelle Studie kommt sogar zu dem Schluss, dass jede fünfte Aktie im Laufe von zwei Jahrzehnten einen Absturz von 90 Prozent oder mehr mitmachen muss.[3]

Es reicht also nicht, irgendeine Aktie zu kaufen. Man muss diversifizieren.

Es reicht also nicht, irgendeine Aktie zu kaufen. Man muss diversifizieren. Und verstehen, dass auch ein selbst zusammengestelltes Portfolio aus 20 oder 30 Titeln immer noch unnötiges Risiko in sich trägt. Ein gutes Vorbild, das zu vermeiden, ist der norwegische Staatsfonds, der an mehr als 9.000 Unternehmen weltweit beteiligt ist. Aber Kleinanlegern ist es natürlich nicht möglich, Tausende Einzeltitel aus aller Welt zu kaufen. Das müssen sie auch nicht. Dafür gibt es Fonds.

Ein Fonds ist im Prinzip ein Bündel an Aktien. Was in einem Fonds steckt, bestimmt in der Regel ein Manager. Davon zu unterscheiden sind so genannte Indexfonds, die einen Aktienindex nachbilden und keinen Manager haben, der aktive Investmententscheidungen trifft. In Europa tauchen Indexfonds vor allem in Form von ETFs auf. Das steht für „Exchange Traded Funds“. Diese ETFs sind anders als „normale“ Fonds von Banken oder Fondsgesellschaften direkt an der Börse handelbar, wie einzelne Aktien. So ist es möglich, per Mausklick Tausende Aktien auf einmal zu kaufen.

Je größer die Streuung, desto geringer das Risiko. 

Aus der Sicht des Anlegers sprechen zwei Argumente für einen breiten Indexfonds (ETF): Je größer die Streuung, desto geringer das Risiko. Mit Hilfe von ein bis drei ETFs kann man sich ein Portfolio zusammenstellen, das mehr als 90 Prozent des gesamten investierbaren Universums weltweit abbildet. Beim Investment wird in der Regel zwischen Aktien aus Industrieländern und solchen aus Schwellenländern unterschieden. Je höher der Anteil aus Schwellenländern, desto höher das Risiko. In den großen Indizes der Anbieter MSCI und FTSE, die mehr als 50 Länder weltweit anbieten, liegt die Bedeutung der „Emerging Markets“ (zu denen auch China gehört) bei rund zehn Prozent.[4]

Wenn Firmen auf- oder absteigen, werden sie im Indexfonds automatisch ersetzt. Das erspart dem Anleger Mühen und Kosten. 

Diese Indizes werden nach dem Marktwert der Unternehmen berechnet. Rund die Hälfte der Aktien in global gestreuten Fonds kommt deswegen aus den USA, wo die mit Abstand tiefsten Kapitalmärkte angesiedelt sind. Ein weltweites Investment schützt auch vor dem Fehler, zu großes Vertrauen in das eigene Land zu setzen („Home Bias“).

Wenn Firmen auf- oder absteigen, werden sie im Indexfonds automatisch ersetzt. Das erspart dem Anleger Mühen und Kosten. ETFs haben in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Boom in Europa erlebt, denn die Gebühren machen meist nur einen Bruchteil dessen aus, was für aktiv verwaltete Fonds verlangt wird.[5]


Fußnoten

  1. Vgl. Jordà et al. (2019).
  2. Vgl. Kommer (2018).
  3. Vgl. Immenkötter (2021).
  4. Vgl. Scott (2019).
  5. Vgl. „Passive funds’ share of European investment market jumps to 20 %“, in: Financial Times, 08.12.2020.
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