Arbeitsmarkt: Die Sünden der Vergangenheit

- 24.09.2021
- Lesezeit ca. 3 min
Wie die Qualifikation Arbeitssuchender zu stärken wäre
Wie gezeigt wurde, haben sehr viele Arbeitslose höchstens einen Pflichtschulabschluss. In einem modernen Industrie- und Dienstleistungsland wie Österreich ist eine Beschäftigung ohne entsprechende Qualifikation deutlich erschwert. Daher gilt: Je besser das jetzige Bildungssystem ist, desto weniger Handlungsbedarf, die Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern, gibt es später. Kommt es dennoch zu Qualifikationsdefiziten, so müssen diese zielgerichtet adressiert werden. So kann die Arbeitslosigkeit genutzt werden, um bereits begonnene Ausbildungskarrieren abzuschließen (abgebrochene Lehre, Studium etc.). Aber auch darüber hinaus ist Qualifikation ein zentrales Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik, um den Arbeitslosen die Teilnahme am Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
- Profiling etablieren: Das bedeutet einerseits, dass die Fähigkeiten und Potenziale der arbeitssuchenden Person ermittelt werden müssen. Andererseits, dass der Arbeitsmarkt nach offenen Arbeitsplätzen abgesucht wird, die dem Profil des Arbeitssuchenden bestmöglich entsprechen. Dies erlaubt es, die Qualifizierung so zu gestalten, dass die Person optimale Chancen am Arbeitsmarkt hat. Dafür sollte auch auf computergestützte Programme zurückgegriffen werden.
- Technologien nutzen: Die Digitalisierung sollte auch stärkeren Einzug in die Arbeitsvermittlung und in die Betreuung der Arbeitslosen finden. Zum einen können die digitalen Wege verwendet werden, um einfacher, schneller und gegebenenfalls auch häufiger miteinander zu kommunizieren. Zum anderen sollten auch all die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz für die Arbeitsvermittlung genutzt werden. Es geht dabei nicht darum, den viel gescholtenen Algorithmus über Schulungen entscheiden zu lassen, sondern den Betreuer bei der Vermittlung zu unterstützen und ihn auch freizuspielen, damit er mehr Zeit hat, um sich zeitintensiveren Fällen besser widmen zu können.
- Deutschkenntnisse stärken: Sprach- und Lesekompetenz ist eine der wichtigsten Grundkompetenzen unserer Wissensgesellschaft und auch eine Voraussetzung für Weiterbildungen auf dem Arbeitsmarkt. Es gilt also, Sprachrückstände gar nicht erst entstehen zu lassen. Deshalb sollten gerade Kinder bildungsferner Familien so früh wie möglich Deutsch lernen. Bereits nach spätestens 36 Monaten sollte im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung eine Sprachstandsfeststellung mit Fokus auf die deutsche Sprache durchgeführt werden. Bei einer unzureichenden Sprachentwicklung sollten die Eltern zu Beratungsgesprächen verpflichtet und entsprechende Fördermaßnahmen besprochen und eingeleitet werden. Das Ergebnis dieser Sprachstandsfeststellung und die empfohlenen Fördermaßnahmen sollten der Ausgangspunkt einer durchgängigen Dokumentation der gesamten sprachlichen Entwicklung sein, die über alle Bildungsinstitutionen laufend überprüft und fortgeführt werden muss. Diese Dokumentation sollte neben einer Übersicht über alle Fördermaßnahmen auch Nachweise über die individuellen Lernfortschritte enthalten. Österreich braucht außerdem ein deutlich besseres Betreuungsangebot, vor allem für die unter Dreijährigen: flächendeckend, zuverlässig, flexibel und in hoher Qualität. Nicht zuletzt sollten gerade Eltern, die keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen, ebenfalls eine Betreuungsmöglichkeit mit entsprechender Sprachförderung bekommen.
Sollte trotz aller Bemühungen im Erwachsenenalter keine ausreichende Sprachkenntnis vorhanden sein, gilt es diese nach Möglichkeit zu verbessern. In einer durchorganisierten 20-Stunden-Woche sollten verpflichtend Sprachkurse absolviert werden.
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