
Die Ungleichheit in der Krise
Wie der Sozialstaat das Schlimmste verhindert hat
Die Ungleichheit ist in der Krise gesunken
Im Zuge der Corona-Krise wurde in den vergangenen Monaten viel über die Einkommensungleichheit diskutiert. Oft wurde betont, dass die Pandemie die Ungleichheit weiter verschärft habe. Ein weit verbreitetes Mittel zur Messung der Verteilung ist der Gini-Koeffizient. Er nimmt Werte zwischen 0 (alle Haushalte verfügen über gleich viel Einkünfte) und 1 (ein Haushalt verfügt über alle Einkünfte) an. Je höher also der Gini-Koeffizient, desto höher die Ungleichheit. Vor dem Ausbruch der Pandemie gehörte Österreich im internationalen Vergleich zu jenen Ländern, die eine geringe Ungleichheit bei der Einkommensverteilung aufwiesen. Das liegt nicht zuletzt am funktionierenden und stark intervenierenden Sozialstaat.
Ohne den Eingriff des Sozialstaates wäre die Einkommensungleichheit in Österreich in der Pandemie tatsächlich um rund zwei Prozentpunkte gestiegen: von 0,49 auf 0,51. Es zeigt sich aber, dass die Effekte der Pandemie fast vollständig vom Steuer- und Sozialsystem sowie den Sonderhilfen absorbiert wurden. So ging der Gini-Index für das verfügbare Einkommen sogar um rund 0,2 Prozentpunkte zurück, die Ungleichheit wurde in der Krise sogar leicht reduziert.

Abbildung 4: Ungleichheit trotz Corona rückgängig
Das Armutsgefährdungsrisiko wäre in Österreich ohne staatliche Hilfen deutlich gestiegen: von 14,8 Prozent auf 17 Prozent. Auch hier zeigt sich, dass der Sozialstaat der Armutsgefährdung stark entgegengewirkt hat. Inklusive Sondermaßnahmen (Kurzarbeit sowie Einmalzahlungen an Arbeitslose und Familien) ist das tatsächliche Armutsgefährdungsrisiko in der Zeit des größten Wirtschaftseinbruchs der Zweiten Republik nur leicht auf 15,2 Prozent gestiegen.

Abbildung 5: Ohne Staatshilfen wäre die Armut durch Corona gestiegen
- Autor: Hanno Lorenz, Dénes Kucsera
- Themen: Einkommensverteilung, Kurzarbeit, Sozialstaat, Wie der Sozialstaat das Schlimmste verhindert hat
- Datum: 21. Mai 2021