Was die Preise in Österreich so aufbläht
- 31.01.2024
- Lesezeit ca. 3 min
Die Inflation in Österreich hält sich hartnäckig. Fast acht Prozent waren es im Jahr 2023. Für das Jahr 2024 werden vier Prozent vorhergesagt. Während viele andere Länder schon aufatmen können, ist die Inflationskrise für uns also noch nicht vorbei. Warum tut sich gerade Österreich so schwer? Wir prüfen drei Thesen.
Als die Teuerungskrise vor zwei Jahren so richtig in Fahrt kam, war das für viele eine unangenehme Sache. Nicht nur wegen der hohen Preise. Sondern auch, weil es eine Inflation dieser Größenordnung in ihrer Gedankenwelt eigentlich gar nicht geben durfte. Wer vor galoppierenden Inflationsraten warnte, hatte in ihren Augen wahlweise ein veraltetes (oder gar kein) Verständnis des Geldsystems oder wurde von reichen Rädelsführern vorgeschickt, die in ihren Albträumen schon die Flammen der Inflation an ihren Geldsäcken züngeln sahen.
Abseits des politischen Boulevards – wo man bald gierige Energieversorger, Vermieter und Gastwirte verantwortlich machte – war schnell klar, wie die unheilige Mischung aus lockerer Geldpolitik, stockenden Lieferketten, sprudelnden Staatsausgaben und Ukrainekrieg die Preise nach oben trieb. Und so, wie die Entstehung der Inflation nicht nur eine einzige Ursache hatte, ist auch die Frage gar nicht so einfach zu beantworten, warum sich Österreich derzeit bei der Inflationsbekämpfung so viel schwerer tut als andere Länder. Zwar steigen die Preise auch bei uns nicht mehr so schnell wie im Vorjahr; dennoch ist die Inflationsrate weiterhin höher als im Euroraum (siehe Abb. 1).[1]
Was läuft falsch? Hätten wir vielleicht doch ein bisschen an den Preisen herumschrauben sollen, wie so viele das forderten? Oder ist das vielleicht alles ganz normal, weil Österreich eben ein Tourismusland ist?
Ein Rückblick
Etwas höher als im Euroraum war die Inflation in Österreich schon lange (siehe Abb. 2). Und gehörigen Anteil daran hatte in der Tat der Tourismussektor. Den typischen Österreicher störte das nur einmal im Jahr bei der Bestellung des Skipasses für den Arlberg; ansonsten war es eher zu begrüßen, dass Deutsche und Niederländer jedes Jahr ein bisschen mehr Geld ins Land trugen. Die Teuerung war insgesamt niedrig, deshalb war es egal.
Das änderte sich, als vor zwei Jahren alle Preise plötzlich nach oben schossen. Aus heutiger Sicht interessant: Ausgerechnet Wohnen und Energie (orange) wirkten damals im Ländervergleich deutlich dämpfend. Grund dafür war, dass viele Haushalte langfristige Fixpreisverträge bei ihren Energieversorgern hatten und dass die regulierten Mieten erst zeitverzögert ab Mitte des Jahres 2022 angepasst wurden. Erst seit dem letzten Jahr erklärt dieser Bereich einen großen Teil des Abstands zur Eurozone (Inflationsdifferential). Auch interessant: Die Preisentwicklung bei Lebensmitteln (beige) hat die Lücke die ganze Zeit über eher geschmälert als vergrößert.
Sogar die temporären Antiteuerungsmaßnahmen anderer Länder lassen sich in der Grafik erspähen: Im Jahr 2022 erhöhten die Spritpreisbremsen im Ausland (zu sehen im Verkehrssektor, hellblau) den Abstand zwischen Österreich und der Eurozone. Seit dem Auslaufen dieser Programme im Jahr 2023 trägt der Verkehrssektor sogar wieder zu einer Verringerung der Lücke bei. Umgekehrt verhält es sich mit der Mietpreisregulierung und den fixen Energieverträgen in Österreich. Zwischen zwei Erhöhungen können diese ebenfalls als temporäre Antiteuerungsmaßnahmen verstanden werden. Bis Ende 2022 hielten sie den Deckel auf dem Differential; dann kam das böse Erwachen.
Fußnoten
- Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) macht die Preismessung in Europa vergleichbar. Er wird hier durchgehend verwendet, wenn von Inflationsraten die Rede ist. ↩
Mehr interessante Themen
Sozialer Wohnbau: Das Vermögen der (gar nicht so) kleinen Leute
Auch wenn es niemand glauben mag: Wohnen in Österreich ist vergleichsweise günstig. Die Wohnkostenbelastung der Haushalte beträgt im Schnitt rund 19 Prozent des verfügbaren Einkommens. Damit liegen wir im EU-Vergleich im Mittelfeld. Mieterhaushalte zahlen natürlich mehr als Eigentümer, aber mehr als drei Viertel von ihnen profitieren hierzula
Bildungskarenz: Ich bin dann mal weg!
Die Bildungskarenz war eine gute Idee, erfüllt aber nicht die von der Politik gesetzten Ziele – und wird immer teurer. An einer grundlegenden Reform führt kein Weg vorbei.
Die Schuldenbombe tickt: Wird Österreich das neue Italien?
Mehr als ein Jahrzehnt lang konnten sich Staaten kostenlos verschulden, die Zinsen lagen praktisch bei null. Damit sollten den Staaten Zeit erkauft werden, sich nach der Finanzkrise zu modernisieren. Statt diese Zeit aber für Reformen zu nutzen, wurde das vermeintliche Gratisgeld mit beiden Händen ausgegeben. Österreich muss seinen Ausgabenrausc
Balken, Torten, Kurven Zweitausenddreiundzwanzig
Die Zeit der Lockdowns und Ausgangssperren war vorbei, die Wirtschaft zeigte sich nach den verheerenden Corona-Jahren in bester Laune, nur die hohe Teuerung hat uns die gute Stimmung verdorben (vom Finanzminister einmal abgesehen – der freute sich).
E-Government: „Hobn’S kan Ausweis?“
Die öffentliche Verwaltung soll digitalisiert werden. Das verspricht die Politik seit Jahren. Diverse Angebote gibt es bereits, doch der große Durchbruch wollte bisher nicht gelingen. Das liegt nicht nur an der Regierung. Auch die Bürger müssten, im eigenen Interesse, etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung aufbringen.
Budget 2024: Das Land des immerwährenden Defizits
Eigentlich müsste Magnus Brunner (ÖVP) der glücklichste Finanzminister der Zweiten Republik sein. War die erste Budgetrede noch von der Corona-Krise und den damit einhergehenden Hilfspaketen geprägt, dominiert mittlerweile die Teuerung. Was für die privaten Haushalte für wenig Begeisterung sorgt, füllt die Staatskassen im Rekordtempo. Ohne Z