In vier von fünf Fällen in Wien ist der Mietpreis bereits heute reguliert.
Österreich schafft, was die Europäische Zentralbank seit Jahren erfolglos versucht: Das Leben wird teurer. Am Wohnungsmarkt steigen die Mieten. Die neue EZB-Chefin Christine Lagarde bekäme bei einem Besuch in Wien einen Einblick, wie mithilfe staatlicher Eingriffe die Inflation angeheizt werden kann. So sind zwischen 2005 und 2018 die Nettomieten in Wien real um mehr als ein Drittel gestiegen. Bei den Immobilienpreisen war der Anstieg sogar noch höher.
Nun kann man zu den hohen Mietkosten nicht wirklich gratulieren, und es ist wohl auch ein Versagen der Wohnbaupolitik, das zu steigenden Preisen führt. Denn leistbares Wohnen steht eigentlich weit oben auf der Agenda. Die politische Reaktion: Schnell wird auf dem Wohnungsmarkt der gierige Vermieter an den Pranger gestellt: Es müsse mehr öffentlich und sozialer gebaut werden, und Preisobergrenzen für Private müssten festgeschrieben werden, dann ließe sich das Problem schon lösen.
Das klingt zwar verständlich, funktioniert nur leider nicht. Wenn sich die Politik nur über die Vermieter beschwert, dann vergisst sie etwa, dass auch deren Kosten gestiegen sind. Immobilien und Bauleistungen sind nicht zuletzt durch stetig steigende Auflagen und wachsende Nachfrage deutlich teurer geworden. Die Rendite, die am Wiener Wohnungsmarkt erzielt werden kann, fällt mit 2,8 Prozent jedoch alles andere als üppig aus. In den meisten europäischen Hauptstädten ist sie deutlich höher als bei uns. Es wird gerne vergessen, dass ein freier Markt im Wohnsegment quasi inexistent ist. Nur in jedem fünften Mietverhältnis wird der Preis von Angebot und Nachfrage bestimmt. In vier von fünf Fällen ist der Preis bereits heute reguliert. Dennoch steigen die Preise in Wien schneller als im Rest das Landes. Wie passt das zusammen?
Der Zuzug in die Stadt, kleiner werdende Haushalte und steigende Ansprüche sorgen für eine höhere Nachfrage nach Wohnfläche. Und hier kommt die Politik ins Spiel: Wachsende Nachfrage lässt sich nicht einfach wegregulieren. Eingriffe sorgen aber für eine ganze Reihe an ungewollten Effekten. So wird weniger investiert oder gebaut, wenn Unsicherheit herrscht, ob das Geld zurückverdient werden kann. Mieter ziehen nicht mehr um, weil der Wechsel unverhältnismäßig teuer ist. Es kommt zu einer Spaltung des Marktes: auf der einen Seite die geschützten Altmieter, auf der anderen junge Wohnungssuchende, die das Doppelte hinlegen müssen.
Der Ausweg aus dieser Misere besteht darin, mehr zu bauen und zielgerichteter zu fördern. Auch hier ist die Politik gefragt. Sie muss ungenutzte Flächen bereitstellen und ihre Auflagen so setzen, dass Bauen leistbar bleibt. Darüber hinaus sollten jene gefördert werden, die tatsächlich Hilfe benötigen. Warum Wiens Steuerzahler Menschen mit einem Jahreseinkommen von 75.000 Euro eine Gemeindewohnung finanzieren sollen, ist nur schwer zu erklären, gerade bei den langen Wartelisten für Bedürftige. Zudem könnte einkommensschwächeren Haushalten der günstige Kauf ihrer Gemeindewohnung angeboten werden. Damit würden sie von steigenden Preisen eher profitieren, und gleichzeitig wäre Geld für neue Gemeindewohnungen vorhanden.
Gastkommentar von Hanno Lorenz in der “Wiener Zeitung” (19.12.2019)
In ganz Österreich gibt es rund 4,1 Millionen Wohnungen. Sie sind – für einen Städter unvorstellbar – durchschnittlich über 100 Quadratmeter groß. Pro Kopf haben wir in Österreich fast 47 Quadratmeter zur Verfügung. Im Durchschnitt käme eine vierköpfige Familie auf fürstliche 187 Quadratmeter. Im Durchschnitt! Woher kommt also das Ger
In der EU wohnen nur in Deutschland noch weniger Menschen in den eigenen vier Wänden als in Österreich. Während es in Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder Kroatien der Normalfall ist, im abgezahlten Eigenheim zu leben, gilt das in Österreich für nicht einmal ein Drittel der Haushalte.
Weil der Staat umfassend in die Mietpreise eingreift, ist der Mieteranteil in Österreich im internationalen Vergleich sehr hoch.
Mehr Zeit in der Schule und damit in einem geregelten Umfeld fördert die sprachliche und soziale Integration. Es sollten daher viel mehr Schulen in einen Ganztagsmodus wechseln. Derzeit gibt es beim Angebot noch große regionale Unterschiede.
Viele Österreicher sehen in der Mietentwicklung der letzten Jahre eine reine Zumutung. Mit der Inflation wurden viele Mietverträge teurer. Für die meisten ist die Ursache der Missstände völlig klar: Nicht die lockere Geldpolitik, nicht die Regierung mit ihrer verfehlten Wohnbaupolitik sind die Schuldigen. Sondern die Gier der Miet-Haie, sie tr
Aufgrund der hohen Inflationsraten in Österreich ist auch das Thema Wohnen auf die politische Bühne zurückgekehrt. Die Bundesregierung hat eine Mietpreisbremse beschlossen, die KPÖ hat mit dem Thema Bürgermeisterwahlen gewinnen können, zumal sich eine wachsende Zahl von Bürgern von den steigenden Wohnkosten regelrecht überrollt fühlen. Die
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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