Schätzung
- 17.10.2017
- Lesezeit ca. 1 min
Eine kritische Zusammenfassung der AK-Studie „Bestände und Konzentration privater Vermögen in Österreich"
Da man die reichsten Haushalte, jene am obersten Rand der Vermögensverteilung, nicht beobachten kann, wird anhand der bisherigen Literatur angenommen, dass das Vermögen einer bestimmten Verteilung folgt. Typischerweise wird hierfür eine Pareto-Verteilung – kleinere Werte sind recht häufig, große Werte hingegen sehr selten – verwendet.
Die Autoren verwenden nun die verfügbaren Daten des 70. bis 98. Perzentils, also der Haushalte, deren Vermögen zwischen den Werten der 70 bzw. 98 reichsten Prozent liegt. Daraus berechnen sie, welche Form der theoretischen Pareto-Verteilung am genauesten diesen vorliegenden Daten entspricht.
Anschließend werden alle Haushalte, die in der Befragung ein Vermögen zwischen vier Millionen Euro und einer Milliarde Euro angegeben haben, aus dem Datensatz entfernt und durch die Werte ersetzt, die durch die Anwendung der theoretischen Verteilung entstehen. Dieses Verfahren ergibt am Ende den korrigierten Wert eines Gesamtvermögens von 1.317 Mrd. Euro.
Wie das Verfahren funktioniert zeigt folgendes Beispiel aus der englischsprachigen Publikation:
- Die ursprüngliche Liste des ”trend” enthält neben einzelnen Haushalte auch Großfamilien (z.B. die Familie Piëch), die aus mehreren Haushalten bestehen (siehe Tabelle 1).
- Laut der ”trend”-Liste verfügt die reichste Familie, die Familie Piëch[1], über 35,5 Mrd. Euro an privatem Vermögen. Die Autoren gelangen mit ihrer Methode anhand der Verteilung zu einem – niedrigeren – Wert von 16,5 Mrd. Euro.
- Auch teilen die Autoren die Großfamilien anhand medialer Informationen u.a. über die Anzahl der Kinder in einzelne Haushalte auf. Das geschätzte Vermögen wird also nicht einer Großfamilie zugeordnet, sondern auf deren einzelne Haushalte aufgeteilt, was dann Tabelle 2 ergibt.
- Das Ergebnis: Die Werte der geschätzten Vermögen sind völlig gleich geblieben. Das ist eine logische Folge daraus, dass sie ja anhand der theoretischen Verteilung ermittelt wurden. Die Werte ändern sich natürlich nur, wenn man die Annahmen hinter der Verteilung ändert.
Nettovermögen (in Mio. Euro) der 10 reichsten Österreicher im Jahr 2011
Nettovermögen (in Mio. Euro) laut ”trend”-Liste, angepasst für individuelle Haushalte und hinsichtlich der korrespondieren Werte der Pareto-Schätzung
- Gleichzeitig ist die Reihenfolge der Personen, denen diese Vermögen zugeordnet werden, eine andere. Nun liegt Dietrich Mateschitz auf Platz eins, die einzelnen Haushalte der Familie Piëch und Porsche folgen dahinter. Der höchste Wert aus der angepassten ”trend”-Liste liegt nun deutlich unter dem höchsten Wert der theoretischen Schätzung.
Mehr interessante Themen
Sozialer Wohnbau: Das Vermögen der (gar nicht so) kleinen Leute
Auch wenn es niemand glauben mag: Wohnen in Österreich ist vergleichsweise günstig. Die Wohnkostenbelastung der Haushalte beträgt im Schnitt rund 19 Prozent des verfügbaren Einkommens. Damit liegen wir im EU-Vergleich im Mittelfeld. Mieterhaushalte zahlen natürlich mehr als Eigentümer, aber mehr als drei Viertel von ihnen profitieren hierzula
Bildungskarenz: Ich bin dann mal weg!
Die Bildungskarenz war eine gute Idee, erfüllt aber nicht die von der Politik gesetzten Ziele – und wird immer teurer. An einer grundlegenden Reform führt kein Weg vorbei.
Die Schuldenbombe tickt: Wird Österreich das neue Italien?
Mehr als ein Jahrzehnt lang konnten sich Staaten kostenlos verschulden, die Zinsen lagen praktisch bei null. Damit sollten den Staaten Zeit erkauft werden, sich nach der Finanzkrise zu modernisieren. Statt diese Zeit aber für Reformen zu nutzen, wurde das vermeintliche Gratisgeld mit beiden Händen ausgegeben. Österreich muss seinen Ausgabenrausc
Was die Preise in Österreich so aufbläht
Die Inflation in Österreich hält sich hartnäckig. Fast acht Prozent waren es im Jahr 2023. Für das Jahr 2024 werden vier Prozent vorhergesagt. Während viele andere Länder schon aufatmen können, ist die Inflationskrise für uns also noch nicht vorbei. Warum tut sich gerade Österreich so schwer? Wir prüfen drei Thesen.
Balken, Torten, Kurven Zweitausenddreiundzwanzig
Die Zeit der Lockdowns und Ausgangssperren war vorbei, die Wirtschaft zeigte sich nach den verheerenden Corona-Jahren in bester Laune, nur die hohe Teuerung hat uns die gute Stimmung verdorben (vom Finanzminister einmal abgesehen – der freute sich).
E-Government: „Hobn’S kan Ausweis?“
Die öffentliche Verwaltung soll digitalisiert werden. Das verspricht die Politik seit Jahren. Diverse Angebote gibt es bereits, doch der große Durchbruch wollte bisher nicht gelingen. Das liegt nicht nur an der Regierung. Auch die Bürger müssten, im eigenen Interesse, etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung aufbringen.