Fazit
- 17.10.2017
- Lesezeit ca. 1 min
Eine kritische Zusammenfassung der AK-Studie „Bestände und Konzentration privater Vermögen in Österreich"
Die Studie der Arbeiterkammer, insbesondere die englischsprachige Version, verwendet eine innovative Methodologie und ein sauberes statistisches Verfahren. Die Arbeit ist transparent aufbereitet und nachvollziehbar.
Es muss jedoch darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich die Berechnung aufgrund der verwendeten Methodologie und der Datenqualität nicht für weitere Policy Analysen eignet, insbesondere für die Schätzungen bezüglich des Aufkommens aus einer Erbschafts- und Vermögensteuer.
Ein Vergleich mit der früheren Studie mit derselben Methode zeigt, dass die Höhe der Vermögen und damit die Vermögenskonzentration wesentlich davon beeinflusst werden, ab welcher Grenze die tatsächlichen Beobachtungen durch die Schätzungen über das Vermögen in der Bevölkerung ersetzt werden. So führt die Studie von Vermeulen bei einem Grenzwert von 500.000 Euro, ab dem geschätzt wird, dazu, dass das reichste Prozent der Bevölkerung in den USA 93 Prozent des Gesamtvermögens hält. Der Autor selbst verweist darauf, dass dieser Grenzwert zu niedrig gewählt ist. In der AK-Studie fehlt hingegen eine Analyse darüber, wie sehr die Ergebnisse von der gesetzten Grenze von 4 Mio. Euro beeinflusst werden, ab der geschätzt wird.
Andere, für politische Entscheidungen durchaus wesentliche, Faktoren wie die Zusammensetzung der Haushalte, die Verteilung des Wohneigentums, der Altersstruktur oder des öffentlichen Pensionsvermögens werden gänzlich ausgeklammert. Ein geringes Vermögen der ärmeren Haushalte ist auch damit zu erklären, dass der Wohlfahrtsstaat ein Substitut für die private Vorsorge darstellt. So kam z.B. die EZB[1] in einer Studie zum Schluss, dass in Ländern mit einem ausgeprägten Wohlfahrstaat weniger privates Vermögen gebildet wird. Dies betrifft insbesondere ärmere Haushalte.[2]
Fußnoten
- Fessler, P. und Schürz, M. Private wealth across European countries: the role of income, inheritance and the welfare state. ECB Working Paper no 1847, September 2015 ↩
- ”Multilevel cross-country regressions show that the degree of welfare state spending across countries is negatively correlated with household net wealth. These findings suggest that social services provided by the state are substitutes for private wealth accumulation and partly explain observed differences in levels of household net wealth across European countries. In particular, the effect of substitution relative to net wealth decreases with growing wealth levels. This implies that an increase in welfare state spending goes along with an increase - rather than a decrease - of observed wealth inequality.” ↩
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