Wie das Virus den Arbeitsmarkt angreift
- 20.04.2020
- Lesezeit ca. 2 min
Der wirtschaftliche Einbruch in der Coronakrise hinterlässt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es noch nie einen derartigen Anstieg an Arbeitslosen.
Ihre Zahl stieg im März innerhalb von nur 16 Tagen um knapp 200.000 Personen an. Trotz der Möglichkeit der Kurzarbeit wurde Rekordarbeitslosigkeit vermeldet: 560.000 haben keinen Job, mit mehr als 600.000 ist knapp ein Fünftel aller Beschäftigten in Kurzarbeit.
Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Existenzängste: Das sind die Folgen dieser Krise. Im internationalen Vergleich ist Österreich aber besser aufgestellt als andere. Hierzulande können Milliarden investiert werden, um die Wirtschaft zu stützen und Kurzarbeit zu ermöglichen. Deren schnelle Einführung war ein wichtiger Schritt zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Davon haben alle profitiert. Für die Beschäftigten ist es besser, in Kurzarbeit als arbeitslos zu sein. Zudem ist das Kurzarbeitergeld höher als das Arbeitslosengeld. Die Kurzarbeit gibt die Sicherheit, im alten Job wieder voll einsteigen zu können und Unternehmen müssen nach der Krise nicht nach neuen Arbeitskräften suchen und bekommen in der Krise Subventionen für die Löhne.
Österreich zählt beim Kurzarbeitmodell zu den großzügigsten Ländern im europäischen Vergleich. Obwohl es sich um eine teure Maßnahme handelt, wären die gesamtwirtschaftlichen Kosten für den Staat ohne diese Lösung noch höher. Wie hoch die Gesamtkosten der Arbeitsmarktkrise für die Steuerzahler sein werden, lässt sich schwer abschätzen. Es hängt davon ab, wie viele Personen in welchem Ausmaß in Kurzarbeit geschickt werden und wie lange die Arbeitslosigkeit dauert. Bleibt die Arbeitslosigkeit für ein halbes Jahr auf dem aktuell hohen Niveau und die Kurzarbeitsanträge werden wie beantragt für drei Monate genützt, dann belaufen sich die budgetären Mehrkosten 2020 auf rund 6,3 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das Arbeitsmarktbudget belief sich 2019 auf 8,1 Milliarden Euro. Damit der Arbeitsmarkt nicht noch stärker durch Corona infiziert wird, bleibt zu hoffen, dass die Rückkehr zur Normalität schneller verläuft als angenommen.
Gastkommentar von Dénes Kucsera in der „Kleinen Zeitung“ (20.04.2020)
Mehr interessante Themen
Kurze Arbeitszeiten sind längst Realität
Die Debatte um die 32-Stunden-Woche hat zuletzt wieder an Fahrt gewonnen. Vergleicht man die tatsächlich gearbeiteten Stunden in Europa, kommt Überraschendes zu Tage: Am meisten gearbeitet wird in Griechenland, am wenigsten in den Niederlanden, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt.
Steuerbeiträge nach Einkommenshöhe im Jahr 2019
Insgesamt zeigt sich, dass reichere Haushalte überproportional zur Finanzierung des Sozialstaates beitragen. So zahlten im Jahr 2019 die obersten fünf Prozent der Haushalte rund 26 Prozent der Staatseinnahmen aus direkten Steuern (im Wesentlichen Einkommensteuern), rund zehn Prozent der Sozialversicherungsbeiträge und 8,5 Prozent der Einnahmen a
Was für ein Auto erarbeitet werden muss
Für den Urlaub kauft sich der Österreicher das lang geplante Auto um 40.000 Euro. Für den Pkw mussten aber tatsächlich über 80.000 Euro erwirtschaftet werden. Neben den Abgaben auf das Arbeitseinkommen kommt auch bei dieser Transaktion die Mehrwertsteuer zum Tragen. Darüber hinaus sind Normverbrauchsabgabe (NoVA) sowie motorbezogene Versicher
So treiben Löhne heuer die Inflation
Im Zuge der stark gestiegenen Inflation ist eine hitzige Debatte entbrannt: Sind nun die Löhne oder die Unternehmensgewinne für die derzeit hohen Inflationsraten hauptverantwortlich?
Belastung des Staatshaushalts durch aktuelle Maßnahmenpakete
Auch ganz ohne die Milliardenhilfen für Corona- und Teuerungkrise würde Österreich fast Defizite einfahren. In den letzten 70 Jahren gab es kaum Überschüsse. „Wir müssen wieder Überschüsse erzielen, denn die nächste Krise kommt bestimmt“, mahnt unser Ökonom Marcell Göttert deswegen eindringlich.