Foto: © MAX SLOVENCIK / APA / picturedesk.com
Warum besitzen Steuerzahler bald ein Fußballstadion?
Ein echter Wiener soll es ja schaffen, ein ganzes Menschenleben in der Obhut der öffentlichen Hand zu verbringen. Er kommt im AKH zur Welt, wird in städtischen Kindergärten und Schulen sozialisiert, zieht bald in die Gemeindewohnung der lieben Omi, wärmt bis Ende fünfzig einen Sessel in irgendeinem Magistrat an und verbringt die Pension braun gebrannt in der Kabane im städtischen Gänsehäufel. Das städtische Bestattungsunternehmen bringt ihn dann auf einem städtischen Friedhof unter die Erde.
Doch damit nicht genug. Seit einiger Zeit sprüht man im Rathaus nur so vor Geschäftstüchtigkeit, um auch die letzten Zuckungen der Marktwirtschaft sanft zu beseitigen. Unter dem Motto „Stolz auf Wien“ beteiligte sich die Stadt an strauchelnden Unternehmen. Eine Bäckerei war darunter. Auch das Café Aumann im 18. Bezirk. Sie stieg sogar bei einem Escape Room ein (ob sie wieder herausgefunden hat, ist nicht überliefert). Was alle anderen Bäckereien, Cafés und Escape Rooms davon hielten, schien dabei nebensächlich zu sein. Die am wenigsten krisenresistenten Unternehmen gehören nun uns allen. Hurra!
Und nun hat die Stadt wieder zugeschlagen. Nicht einmal der Fußball ist vor dem Allmachtsgehabe der Wiener SPÖ sicher. Für schlappe 39,4 Mio. Euro gehört uns nun das Stadion der Wiener Austria; der Verein wird es künftig für 1,4 Millionen Euro pro Jahr zurückpachten. Ein sagenhafter Deal! Kein privater Investor hätte sich mit einer jährlichen Rendite von 3,6 Prozent zufriedengegeben. Austria-Präsident Kurt Gollowitzer dürfte dem Chef der Wien Holding einen großen Blumenstrauß als Dankeschön geschickt haben. Die Adresse kennt er. Es ist seine eigene.
Wien hat eben ein Herz für die Gestrauchelten und Geschundenen. Für alle, die sich zu fein sind, ihre Probleme zu lösen und sie lieber der Gesellschaft umhängen. Während die Wettbewerbsverzerrung eher abstrakt erscheint, wenn die öffentliche Hand ein Café rettet, ist sie im Fußball viel offensichtlicher. Die Austria stünde heute wohl kaum auf Platz 2, wenn sie schon letztes Jahr Spieler hätte verkaufen müssen, um ihre finanzielle Situation in den Griff zu bekommen. Hat sie aber nicht, weil schon klar war, dass die Stadt zu Hilfe eilen würde. Was wurde eigentlich aus der Idee des „Financial Fairplay“, wenn Wacker Innsbruck oder der GAK bei deutlich geringeren Schulden keine Lizenz mehr bekamen?
Wenn der Staat seine Schiedsrichterrolle aufgibt und anfängt, selbst mitzuspielen, gewinnen am Ende die Falschen. Dass die Stadt bei einem Stadionbau etwas dazugibt, ist europaweit üblich; dass sie einen Verein über Wasser hält, indem sie ihm einen zweistelligen Millionenbetrag für eine neue Sportstätte schenkt, nur um sie ihm später abzukaufen, eher nicht. Aber so lange der Steuerbürger brav zahlt, braucht man sich weder am Rathausplatz noch am Verteilerkreis größere Geldsorgen zu machen.
Gastkommentar von Jan Kluge im “Kurier” (22.3.2025).
Nach den Erfahrungen mit den hohen Energiepreisen im Zuge der Russlandkrise denkt die Regierung über neue Markteingriffe nach. Eine kürzlich erschienene Einschätzung der Bundeswettbewerbsbehörde kommt allerdings zu dem Urteil, dass der Staat nicht die Lösung, sondern das Problem am heimischen Energiemarkt ist.
Schrecklicher Verdacht: Strom ist deshalb so teuer, weil sich die staatlichen Anbieter blendend verstehen, statt mit Kampfpreisen auf Kundenjagd zu gehen.
Der österreichische Arbeitsmarkt zeigt, dass höhere Beschäftigung im Alter möglich ist: Seit der schrittweisen Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters für Frauen ist die Zahl der 60-jährigen weiblichen Erwerbstätigen um fast 75 Prozent gestiegen.
In den letzten Jahren hat man in Wien zwar kräftig Beamte abgebaut, doch die Zahl der Vertragsbediensteten hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
Die Welt wird immer schlechter, die Reichen immer reicher: Warum uns unser Bauchgefühl in die Irre führt und wie gefährlich Halbwissen für die Politik ist.
Über Gemeindefinanzen und Prioritäten.
Österreichs Gemeinden kommen mit ihrem Geld nicht mehr aus. Mal wieder. Eine Überraschung ist das nicht. Denn der österreichische Föderalismus ist eine Fehlkonstruktion.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
Lernen Sie uns kennenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen