Ergebnisse der Studie auf einen Blick

Wie Ältere länger in Beschäftigung gehalten werden können, ohne die Jungen in die Arbeitslosigkeit zu treiben

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Ältere Arbeitnehmer haben es in Österreich schwer, nach einer Pause oder einer Kündigung einen neuen Job zu finden. Darüber herrscht unter den verschiedenen Interessensgruppen und Parteien weitgehend Einigkeit.

Ein Grund dafür sind die hohen Lohnkosten, wie ein Vergleich der Löhne von 55- bis 59-Jährigen mit jenen der 25- bis 29-Jährigen in mehreren Ländern zeigt:

Lohn eines Vollzeitbeschäftigten 2012 – Vergleich 55- bis 59-Jährige zu 25- bis 29-Jährige

Quelle: OECD. Anmerkung: Index des Verhältnisses der Löhne.

Das bedeutet, dass im EU-Durchschnitt jemand zwischen 55 und 59 Jahren um 35 Prozent mehr (brutto) als jemand im Alter von 25 bis 29 verdient. In Österreich beträgt der Mehrverdienst aber 58 Prozent. (Die Niederlande gleichen den Lohnnachteil mittels anderer Maßnahmen aus.)

Schon weniger Einigkeit herrscht darüber, was gegen die Schwierigkeiten von Älteren am Arbeitsmarkt zu tun sei. Das „Abschieben“ von Arbeitnehmern in die Frühpension wird zunehmend schwieriger, da dies für den Staat teuer ist. Bei Erscheinen dieser Studie wurde ein „Bonus-Malus-System“ diskutiert, wonach Unternehmen mit besonders wenigen älteren Arbeitnehmern eine Strafe zu bezahlen hätten – ein Vorschlag, der zum Teil auf Kritik stieß.

Die vorliegende Studie untersucht zunächst die Vorteile und Schwachstellen des heimischen Arbeitsmarkts für Ältere. Dabei geht es um die Themen Arbeitsmarktregulierung, Arbeitskosten und -produktivität sowie um die monetären Anreize zum vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt.

Analysiert wird weiters, wie es anderen Ländern besser als Österreich gelungen ist, einen höheren Anteil der 55- bis 64-Jährigen in Beschäftigung zu halten. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht, welche Maßnahmen anderswo zu welchem Ergebnis geführt haben:

Reformen in den untersuchten Ländern

Quelle: Eigene Darstellung.

In Deutschland etwa führte ein höheres gesetzliches Pensionsantrittsalter dazu, dass eine vorzeitige Pensionierung finanziell nicht mehr attraktiv ist, weil sie nun höhere Abschläge nach sich zieht. Auch die Hartz-Reformen trugen dazu bei, dass mehr Ältere arbeiten und auch Jobs finden, denn die Arbeitslosigkeit in dieser Gruppe ist gesunken. In der Folge hat sich auch die Wirtschafts- und Finanzkrise kaum auf den deutschen Arbeitsmarkt ausgewirkt.

Schon in den 1990er-Jahren wurden in den Niederlanden Anreize zur Frühpensionierung abgeschafft – und zwar im Konsens mit den Gewerkschaften. In puncto Invaliditätspensionen entscheidet nicht mehr der Hausarzt, sondern eine unabhängige Stelle. Gleichzeitig haben Unternehmen einen Anreiz, mit präventiven Maßnahmen Invalidität zu vermeiden, denn sie müssen einen Teil der Kosten dafür tragen. Für Personen ab 50 Jahren, die zuvor arbeitslos oder arbeitsunfähig waren, zahlen Arbeitgeber aber keine Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung, genauso wie für bereits angestellte Arbeiter über 62. Auch kostet ein älterer Arbeitnehmer während dessen Probezeit den Arbeitgeber deutlich weniger bis gar nichts, weil dieser dann noch seine bisherige Sozialleistung erhält. Arbeitnehmer im Alter von 62 bis 67 Jahren wiederum erhalten einen Steuerbonus, wenn sie noch erwerbstätig sind. Gleichzeitig müssen Arbeitslose über 57 Jahren eine aktive Stellensuche nachweisen. Und die lange Bezugsdauer des Ar- beitslosengeldes wurde reduziert.

Schweden hat vor allem deswegen eine hohe Erwerbsquote Älterer, weil das Pensionssystem einen starken Anreiz bietet, länger zu arbeiten: Im Gegensatz zu Österreich hängt die Höhe einer Pension von der voraussichtlichen Bezugsdauer ab. Personen ohne Job, die eine vom Staat als angemessen erachtete Stelle ablehnen, erhalten zwei Monate lang ein geringeres Arbeitslosengeld. Wer drei Angebote ablehnt, verliert seinen Anspruch zur Gänze. Ein theoretisch strenger Kündigungsschutz bei längeren Dienstzeiten führte zu Problemen und wurde daher etwas gelockert. Zur konstant hohen Beschäftigung Älterer trägt auch bei, dass das Senioritätsprinzip in der Entlohnung im Vergleich zu Österreich schwach ausgeprägt ist: Die Lohnkurven verlaufen ziemlich flach, was die Kosten für die Arbeitgeber unabhängig vom Alter der Arbeitnehmer relativ konstant hält.

Aus all diesen Beispielen ergeben sich Empfehlungen für Österreich. Die Studie widerlegt in diesem Zusammenhang auch das gängige Argument, lang arbeitende ältere nähmen jungen Arbeitnehmern Jobs weg.  Eine höhere Beschäftigungsrate der Älteren führt in der vorliegenden empirischen Untersuchung tendenziell sogar zu einer höheren Beschäftigungsrate der Jüngeren: Denn eine höhere Beschäftigung schafft mehr Kaufkraft und damit mehr Nachfrage, in der Folge entstehen Arbeitsplätze. Was sollte nun aber geschehen, damit ältere Arbeitnehmer größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und so mehr von ihnen in Beschäftigung bleiben?

  • Wie in Schweden sollten ältere Menschen die Möglichkeit haben, länger zu arbeiten. Voraussetzung ist, die steigende Lebenserwartung im Pensionssystem zu berücksichtigen. Dann ist es für ältere Arbeitnehmer finanziell lukrativer, länger im Erwerbsleben zu bleiben. Die Agenda Austria befürwortet es daher auch, eine Teilpension nach schwedischem Vorbild einzuführen. Hätte Österreich ein Pensionssystem ähnlich dem schwedischen, wäre es möglich, in Teilzeit zu arbeiten und gleichzeitig einen Teil des eigenen Pensionsanspruchs zu beziehen – ein transparentes Modell, das keine zusätzlichen Kosten verursacht.
  • Die Agenda Austria plädiert dafür, das Senioritätsprinzip in den Kollektivverträgen – das automatische Ansteigen des Gehalts mit fortschreitendem Alter – abzuschwächen. Die Lebensgehaltssumme ändert sich dadurch nicht, weil – im Hinblick auf das Leistungsprinzip – Arbeitnehmer in jüngeren Jahren ein höheres Gehalt bekommen, dafür kurz vor der Pensionierung ein niedrigeres. Das Senioritätsprinzip stammt aus einer Zeit, in der die meisten Arbeitnehmer nur selten die Stelle wechselten: Ein niedriges Einstiegsgehalt wird später von derselben Firma mit einer höheren Bezahlung „ausgeglichen“. Bei den nun häufigen Jobwechseln ist das Senioritätsprinzip kontraproduktiv und in vielen Fällen ein Hindernis auf dem Weg zu einer Neuanstellung.
  • Ähnlich wie in anderen Ländern sollte es auch in Österreich möglich sein, die Entlohnung älterer Arbeitnehmer leichter an ihre Produktivität anzupassen. Derzeit ist es in nicht wenigen Fällen so, dass mit zunehmendem Alter die Produktivität sinkt, die Kosten für den Arbeitnehmer jedoch steigen. Gemäß dem Motto „Leistungs- statt Senioritätsprinzip“ sollte es möglich sein, auch abseits einer Änderungskündigung den Lohn eines Arbeitnehmers zu verringern. Damit die Alternative für diesen nicht „Entlassung“ lautet.
  • Der höhere Kündigungsschutz für Ältere ist kontraproduktiv und sollte daher abgeschwächt werden. Denn arbeitslose Ältere finden im Falle einer Betriebsschließung wegen des Kündigungsschutzes nur schwer eine neue Anstellung. Bleiben gleichzeitig die Löhne für Ältere niedriger als derzeit (abgeschwächtes Senioritätsprinzip), finden Unternehmen vermehrt Anreize vor, ältere und erfahrene Mitarbeiter zu halten beziehungsweise neu anzustellen.
  • Aus unserer Sicht ist auch ein „Experience Rating“ nach dem Vorbild der Niederlande zu erwägen. Dieses teilt die Kosten für Invaliditätspensionen nämlich auf die Verursacher auf: Arbeitgeber in Branchen, in denen es viele Invaliditätsfälle gibt, müssen einen höheren Beitrag in die Versicherung einbezahlen.

 

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