Innenpolitik

Inflation. Warum die EZB jetzt handeln muss

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Teure Immobilien waren ein Warnsignal

Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) reflektiert die Verbraucherpreise auf EU-Ebene.[1] Die Zinsentscheidungen der EZB basieren auf dem HVPI. Nicht berücksichtigt wird in diesem Index die Entwicklung der Immobilienpreise. Wie bereits eingangs erwähnt, hat die EZB ihre späte Reaktion auf die steigenden Inflationsraten immer wieder damit erklärt, dass es sich bei den Preissteigerungen nur um kurzfristige Phänomene handle, die spätestens in den Jahren 2022 bis 2023 auslaufen würden. Warum ist das nicht passiert? Die Antwort liefert ein Blick auf die Entwicklung der Immobilienpreise, die im HVPI nicht enthalten sind. Hier begann der Preisauftrieb schon deutlich früher, nämlich bereits im Jahr 2005 (siehe Abbildung 5). Man hätte also eher sehen können, was sich da zusammenbraute. Die EZB wollte die Immobilienpreise bei ihren Prognosen lange nicht berücksichtigen. Doch diese Auffassung wurde zuletzt verworfen. In Zukunft will die Zentralbank auch den Immobilienmarkt im Auge behalten.[2] Die EZB hat gegenüber der Statistikbehörde Eurostat sogar den Wunsch geäußert, den Verbraucherpreisindex um die Immobilienpreise zu erweitern.[3]

Abbildung 5: HVPI und Wohnimmobilienpreisindex

Folgt eine Rezession, wenn die Zinsen steigen?

Wir befinden uns bereits in einer Rezession, in die wir auch ohne das Anheben des Leitzinses gerutscht wären – und zwar wegen des Ukraine-Kriegs, vor allem aber wegen der hohen Inflation. Zumindest deutet die jüngste Konjunkturprognose des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) darauf hin, laut der die Wirtschaft in Österreich im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 schrumpfen wird.[4] Wenn die EZB nun den Leitzins erhöht und die Anleihekaufprogramme umkehrt, wird sich das natürlich negativ auf die Wirtschaft auswirken.[5] Doch die Hauptaufgabe der EZB bleibt die Inflationsbekämpfung und nicht die Konjunkturbelebung. Zur Abfederung der Rezession gibt es ohnehin bereits zahlreiche fiskalische Maßnahmen. Da braucht es nicht noch zusätzlich eine die Konjunktur belebende Geldpolitik. Sonst besteht die große Gefahr, dass sich die Inflation für einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau verfestigt. Ein rasches Einschreiten der EZB ist jetzt durchaus mit Schmerzen verbunden. Doch würde sie es nicht tun, wären die Kosten in der Zukunft nur umso höher.


Fußnoten

  1. Der HVPI stellt also einen „europäischen Warenkorb“ dar, wobei es einen gesamteuropäischen HVPI, aber auch nationale (also für jedes europäische Land eigenständige) HVPIs gibt. Im Unterschied dazu reflektieren (nationale) VPIs nationale Warenkörbe, die sich leicht von den (nationalen) HVPIs unterscheiden.
  2. Vgl. https://www.handelsblatt.com/meinung/der-chefoekonom-kommentar-nicht-die-geldpolitik-muss-die-immobilienpreisblasen-regulieren/28308368.html.
  3. Problematisch ist, dass die Ermittlung von Immobilienpreisen deutlich schwieriger und aufwendiger ist als jene von Konsumentenpreisen.
  4. Vgl. Ederer & Glocker (2022).
  5. Einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge bremst eine unerwartete Leitzinserhöhung der EZB die Industrieproduktion und lässt die Arbeitslosigkeit ansteigen (vgl. Ider et al., 2022).
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