Innenpolitik

Inflation. Warum die EZB jetzt handeln muss

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Handlungsempfehlungen

Österreich hatte im Jahr 2022 mit 8,6 Prozent die höchste Inflationsrate seit Jahrzehnten zu verzeichnen. Im Euroraum lief es nicht besser. Hier betrug die Inflationsrate 8,4 Prozent – mehr als je zuvor in der Geschichte des Euro. Doch auch die Zukunft sieht nicht rosig aus. Die aktuelle EZB-Prognose geht davon aus, dass die Teuerung in der Eurozone selbst im Jahr 2025 nicht auf den angestrebten Wert von zwei Prozent gesunken sein wird.[1] Daraus erwächst die Gefahr, dass die Inflationserwartungen ebenfalls deutlich ansteigen und der EZB die Kontrolle entgleitet. Entschlossenes Handeln ist also unbedingt erforderlich:

  • Leitzins weiter erhöhen, bis er die Kerninflation übersteigt: Eine Leitzinserhöhung ist das klassische geldpolitische Instrument, um eine hohe Inflation wieder in den Griff zu bekommen. Durch eine Zinserhöhung bis über das Niveau der Kerninflation werden Kreditaufnahmen für Unternehmen unattraktiv und diese investieren weniger. Wir reden hier von einem Leitzinsniveau von derzeit knapp sieben Prozent. Das Wirtschaftsleben kühlt etwas ab, die Unternehmen erhöhen ihre Preise nicht so schnell. Das senkt die Inflation.[2] Ein glaubwürdiges Vorgehen der EZB kann auch die Inflationserwartungen reduzieren, womit sich die Teuerung in einem absehbaren Zeitraum wieder in den Griff bekommen lässt. Eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kommt zum Ergebnis, dass eine unerwartete Erhöhung des Leitzinses die Inflation dämpft und besonders stark die Energiepreise senkt.[3]
  • Ausstieg aus den Staatsanleihen: Die EZB hält derzeit fast ein Drittel aller Staatsschulden im Euroraum. Dies war ein massiver Markteingriff, der private Kreditgeber zu weiten Teilen verdrängt hat. Mit dieser Politik hat es die EZB den Regierungen deutlich erleichtert, sich zu verschulden. Gleichzeitig wurde durch die Staatsanleihekaufprogramme massiv Geld in den Markt gepumpt. Das befeuerte die Inflation. Eine rasche Umkehr ist notwendig, dem Markt muss wieder Geld entzogen werden. Auch dies trägt zur Senkung der Inflationsrate in der Eurozone bei.
  • Gezielte Hilfe statt Gießkanne: Es ist wichtig, ärmere Bevölkerungsschichten angesichts der hohen Inflationsraten nicht im Regen stehen zu lassen. Der österreichische Staat reagierte allerdings mit sehr breitflächigen Hilfsprogrammen, die allein im Jahr 2022 ca. 6,8 Milliarden Euro gekostet haben.[4] Die jeweilige Bedürftigkeit spielte bei den Förderungen fast keine Rolle. Das verschlingt nicht nur sehr viel Geld, es heizt auch die Inflation weiter an. Bestes Beispiel ist der Anti-Teuerungs- und Klimabonus in Höhe von 500 Euro, den jeder Erwachsene in Österreich bekam. In der Fachliteratur bezeichnet man so etwas als Helikoptergeld. Richtig wäre es, nur die ärmsten Haushalte und diese ganz gezielt zu unterstützen. Damit hielte sich die Belastung für den Staatshaushalt in Grenzen und die Inflation würde nicht mehr angeheizt als unbedingt notwendig. Dazu kommt: Mit den steigenden Zinsen wird die Neuverschuldung immer teurer, weshalb der Bund noch genauer auf jeden ausgegebenen Euro schauen muss.
  • Keine Symptombekämpfung: Es ist wichtig, die Inflation an ihrer Wurzel zu packen und nachhaltig in den Griff zu bekommen, anstatt nur die Symptome zu bekämpfen. Maßnahmen wie die Strompreisbremse mögen zwar rein rechnerisch die Inflationsrate in einem bestimmten Zeitraum senken. Doch das wird mit viel Geld erkauft und ist sozial nicht treffsicher. Richtig wäre stattdessen die Inflation mit einem Ausstieg aus den Staatsanleihen sowie einer Leitzinserhöhung zu bekämpfen und die Bevölkerung mit gezielten Hilfszahlungen zu entlasten.

Fußnoten

  1. Vgl. European Central Bank (2022).
  2. Vgl. https://www.bankofengland.co.uk/faq/inflation-and-interest-rates.
  3. Die Energiepreise sinken besonders stark, da der Euro im Vergleich zum US-Dollar aufwerten kann und Öl traditionell in US-Dollar gehandelt wird (vgl. Ider et al., 2022).
  4. Vgl. Fiskalrat (2022).
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