Die Sozialpartner leben in Österreich in einem angenehmen Paralleluniversum. Die Zwangsmitgliedschaft macht es möglich.
Auch wenn die beiden ehemaligen Großparteien SPÖ und ÖVP bei der Nationalratswahl 2024 gemeinsam nicht einmal mehr 50 Prozent der Stimmen erreichen konnten, sind die Kammerwahlen für beide Parteien ein Heimspiel. So holte die rote Kammervertretung bei der Arbeiterkammerwahl 2024 knapp 60 Prozent. Auch in der Wirtschaftskammer wird sich die Spannung diese Woche in engsten Grenzen halten. Bei der letzten Wahl vor fünf Jahren kam der ÖVP-Wirtschaftsbund auf 70 Prozent der Stimmen.
Das liegt schon einmal daran, dass die Budgets der Kammern nicht dieselben Krisen durchlaufen wie ihrer Zwangsmitglieder. Obwohl die Wirtschaft das dritte Jahr in Folge schrumpft, ist das Budget der Wirtschaftskammer auf über 1,3 Milliarden Euro im Jahr explodiert. Bei der AK ist es auf rund 700 Millionen Euro gestiegen. Zudem gehen nur noch die treusten Wähler zur Abstimmung. Mit diesem Selbstvertrauen im Rücken macht man es sich nun auch wieder auf der Regierungsbank gemütlich. Die Kammern begutachten nicht nur Gesetze, sie schreiben sie als Parlamentsabgeordnete auch wieder selbst und sie stellen wieder wie selbstverständlich den Sozialminister und den Wirtschaftsminister.
Aber nicht nur das: Über 50 Prozent der neuen Minister und Staatssekretäre wurden in Sozialpartner-Organisationen „groß“. Damit ist ihr Anteil in der Regierung auch deutlich höher als die Wahlbeteiligung bei der jeweiligen Kammerwahl. Was eignet sich in aktuellen Zeiten auch mehr als Akteure, die nie selbst in einem Betrieb gearbeitet haben und nie die Wirkung von Krisen am eigenen Leib gespürt haben? Deshalb wird es auch mit der Modernisierung des Landes schwer werden. Denn so angenehm wie im Paralleluniversum lebt es sich in der Realität eben nicht.
Gastkommentar von Hanno Lorenz in der “Kleine Zeitung” (13.03.2025)
Der Gehaltscoup der WKO zeigt, wie schädlich die Zwangsmitgliedschaft ist: Sie verführt zur Hybris und verstellt den Blick auf die Wirklichkeit.
In seiner früheren Funktion als Chefökonom der Arbeiterkammer bemängelte der jetzige Finanzminister Markus Marterbauer regelmäßig den fehlenden Willen der damaligen Regierung, noch mehr Staatsausgaben über Schulden zu finanzieren.
(Über) 100 Jahre Interventionsspirale im österreichischen Wohnungsmarkt
Die Mietpreisbremse für den freien Markt wird kommen. Und mit ihr eine ganze Reihe an unbeabsichtigten Nebenwirkungen. In Österreich haben wir über 100 Jahre Erfahrung mit Mietpreiseingriffen. Nur gelernt haben wir nichts daraus.
Nein – zumindest nicht bei den Bestandsmieten. In Österreich sind die meisten Mietverträge an den Verbraucherpreisindex (VPI) gekoppelt. Diese Wertsicherungsklauseln sorgen dafür, dass sich die Mieten parallel zur Inflation entwickeln – aber sie können ihr nicht davonlaufen. Selbst im freien Mietmarkt passen sich Bestandsmieten in aller Reg
Die Mietkostenbelastung österreichischer Haushalte hat sich über die vergangenen Jahre kaum verändert, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt. Trotz hoher Inflation und steigender Preise in vielen Lebensbereichen bleibt der Anteil der Miete am verfügbaren Einkommen stabil bei rund 23 Prozent. Seit Beginn der Inflationskrise 2022 ist dieser We
Auf den ersten Blick klingt die neue Mietpreisbremse harmlos: Steigt die Inflation über drei Prozent, dürfen Mieten künftig nicht mehr voll an die Teuerung angepasst werden – sondern um maximal drei Prozent plus halbe Restinflation. Seit 1990 wäre das lediglich sieben Mal zum Tragen gekommen. Doch der entscheidende Punkt ist nicht nur, wie of
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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