Pensionierte wie aktive Beamte können sich über die höchste Lohnsteuerentlastung freuen. Die an sich positive Reform hat einen Pferdefuß: Sie subventioniert Teilzeitarbeit. Niedrigere Sozialabgaben könnten einen Anreiz zum Umstieg auf Vollzeit bieten.
Es ist ja gut möglich oder sogar wahrscheinlich, dass Sie zu den insgesamt 6,77 Millionen Arbeitern, Angestellten und Pensionisten in Österreich gehören. Dann sind Sie auch persönlich von der Steuerreform 2016 betroffen, mit der die Regierung die Lohnsteuer gesenkt hat und durch die nun mehr Netto vom Brutto bleibt. Aber: Wer sind denn die größten Gewinner der Steuerreform? Ist das Steuersystem jetzt gerechter? Und nicht zuletzt: Wie wirkt sich die Reform auf Österreichs Wirtschaft aus?
Diese Fragen beantworten Michael Christl, Monika Köppl-Turyna und Dénes Kucsera in ihrem neuen Paper “Wer profitiert von der Steuerreform?”. Klar ist zunächst: Wer einem hohen Steuersatz unterliegt, bei dem wird die Steuersenkung auch einen höheren Betrag ausmachen; wer kaum oder gar keine Lohnsteuer bezahlt, der wird um eine geringere Summe entlastet werden.
Daher ist es sinnvoll, die prozentuelle Entlastung zu betrachten. Hier zeigt sich: Die Gewinner sind die pensionierten Beamten, denen die Steuerreform ein im Schnitt um 4,05 Prozent höheres Jahreseinkommen bringt, sowie die Beamten mit 3,9 Prozent Entlastung. Beamte im Ruhestand haben im Durchschnitt nun ein Einkommen von gut 31.100 Euro netto jährlich, aktive Beamte eines von ca. 37.100 Euro. Weil bei ihnen zusätzlich zur Steuerreform die Sozialversicherungsbeiträge gesenkt wurden, steigen auch die Lehrlinge außerordentlich gut aus:
Interessant ist auch eine Betrachtung nach Einkommensstufen: Personen mit einem jährlichen Nettoeinkommen zwischen 20.000 und 40.000 Euro profitieren am stärksten. Es haben also nicht nur Großverdiener etwas von der Steuerreform. Die Spreizung der Nettoeinkommen, also der Unterschied zwischen den höchsten und den geringsten Löhnen bzw. Pensionen, bleibt durch die Steuerreform übrigens praktisch unverändert.
Damit auch Personen profitieren, die keine Lohnsteuer bezahlen, bekommen diese nun eine höhere Steuergutschrift (Negativsteuer). Das hat aber einen unerwünschten Nebeneffekt: Die höhere Negativsteuer ist eine Subvention für Teilzeitarbeit, Praktikanten, geringfügig Beschäftigte, die eben oft nicht steuerpflichtig sind. Im Interesse der Allgemeinheit wäre es aber, dass es mehr Steuerzahler gibt, u.a. um den Sozialstaat zu finanzieren. Besser wäre es, die Negativsteuer wieder zu senken und Geringverdiener über niedrigere Sozialversicherungsbeiträge zu entlasten: Erwerbstätige hätten trotzdem mehr in der Kasse, und mehr Stunden zu arbeiten würde sich lohnen.
Das Ziel der Steuerreform war, dass die Österreicher mehr Geld ausgeben und so die Konjunktur ankurbeln. Das ist zum Teil gelungen. Zum Teil deshalb, weil die Österreicher etwas von dem zusätzlichen Einkommen auch sparen. Im Übrigen fehlt noch ein Kapitel in dieser Geschichte: Die Inflation ist schon wieder dabei, die steuerliche Entlastung aufzufressen. Solange nicht die Steuerstufen automatisch um die Inflation angepasst werden – also die kalte Progression fällt – , solange ist jede Steuersenkung nur ein kurzes Vergnügen.
Im Rennen gegen die Inflation sind die Steuerzahler im Nachteil, solange die kalte Progression ihr Unwesen treiben kann. Sie entsteht, weil der Staat die Beträge, ab denen die jeweiligen Steuersätze greifen, nicht an die Inflation anpasst. Dasselbe gilt für die Absetzbeträge. Auf diese Art und Weise besteuert der Staat die Inflation. Sehr zur F
Die SN bat Franz Schellhorn um eine erste Bewertung der am Sonntag präsentierten Eckpunkte der türkis-grünen Steuerreform.
„Es ist eine typisch österreichische Steuerreform“, sagt Agenda Austria-Leiter Franz Schellhorn.
Österreich ist einfach zu teuer für das, was geboten wird. Neue Steuern sind das letzte, was wir brauchen.
Eine Berechnung der Agenda Austria zeigt, dass ein Vollzeitbeschäftigter mit einem Durchschnittsgehalt von 3.750 Euro brutto im Monat mit 764 Euro im Jahr entlastet wird.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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