Foto: © Andrey Popov / Fotolia.com
Die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt spitzt sich seit vielen Jahren zu. Kam Mitte der 1970er Jahre auf einen Arbeitsuchender eine offene Stelle, raufen sich heute elf Arbeitssuchende um einen Job.
Die Situation am heimischen Arbeitsmarkt ist geradezu paradox: Mit 450.000 Menschen waren noch nie in der Geschichte der Zweiten Republik so viele Menschen offiziell ohne Arbeit wie im abgelaufenen Jänner. Gleichzeitig waren im selben Monat mit 3,42 Millionen Menschen aber auch noch nie so viele Menschen beschäftigt. Auffallend ist, dass die Zahl der Arbeitslosen innerhalb des vergangenen Jahres in Österreich mit einem Plus von 9,5 Prozent überdurchschnittlich stark angestiegen ist. Bemerkenswert ist auch, dass sich die Lage seit vielen Jahren kontinuierlich zuspitzt: Stand 1975 einem Arbeitssuchenden noch eine offene Stelle gegenüber, kommen heute auf eine offene Stelle elf Arbeitssuchende. Rechnet man auch jene Menschen dazu, die derzeit in Schulungen weitergebildet werden, liegt das Verhältnis bereits bei 1:14.
Nun verweisen Vertreter der Regierung nicht zu Unrecht darauf, dass Österreich im internationalen Vergleich noch immer hervorragend liegt. In keinem EU-Land ist die offizielle Arbeitslosenquote niedriger als in Österreich. Verschwiegen wird allerdings, dass in der offiziellen Arbeitslosenstatistik jene Menschen fehlen, die mangels Aussicht auf einen Job in Frühpension geschickt wurden, die Suche nach Arbeit eingestellt haben oder in einer der staatlichen Schulungen sitzen. Nicht erwähnt wird auch, dass in keinem EU-Land so viele ältere Menschen im erwerbsfähigen Alter (55 bis 64) im Vorruhestand sind wie in Österreich. Mit anderen Worten: Österreich erkauft sich seinen guten Platz in der Statistik mit kostspieligen Frühpensionierungswellen und (nicht ganz unumstrittenen) Weiterbildungsprogrammen. Legt man die „versteckte Arbeitslosigkeit“ offen, ist Österreich nicht mehr Musterschüler der EU, sondern respektable Nummer vier. (Stand erstes Quartal 2013, siehe auch unserer Publikation Österreich, das Land der versteckten Arbeitslosigkeit).
Wie aber ist es möglich, dass es Rekordarbeitslosigkeit UND Rekordbeschäftigung gleichzeitig gibt? Das „Beschäftigungswunder“ erklärt sich nahezu ausschließlich mit dem deutlich gestiegenen Angebot an Teilzeitarbeit. Menschen, die vorher nicht erwerbstätig waren (insbesondere Mütter), drängen verstärkt auf den Arbeitsmarkt und erhöhen so die Beschäftigung, senken aber nicht die Arbeitslosigkeit, weil sie vorher nicht als arbeitssuchend registriert waren. Hinzu kommen große Pleiten (Alpine und Dayli) und abwandernde Produktionsstätten, die für eine steigende Arbeitslosigkeit sorgen.
Nun übt die Regierung zarten Druck auf die Unternehmen aus, mehr Lehrlinge auszubilden und offene Stellen bevorzugt den Teilzeitkräften im eigenen Betrieb anzubieten. Hinzu kommen mit Staatsschulden finanzierte Konjunkturprogramme, die für mehr Beschäftigung sorgen sollen. Dabei fehlt es nicht an zu wenig Staat – sondern an wirtschaftlicher Dynamik, die sich auch sehr schön an den stagnierenden offenen Stellen (siehe Grafik) ablesen lässt. Arbeitsplätze werden nun mal nicht von Regierungen geschaffen, sondern von Individuen, die eine Geschäftsidee haben und das Risiko nehmen, diese auch umzusetzen.
Statt diesen Menschen bessere Anreize zu bieten, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, erhöht die Regierung die Steuern und verschärft die Regulierung. Warum versucht es die Staatsführung nicht mit weniger Bürokratie und mehr Service für Unternehmensgründer (One-Stop-Shop)? Oder mit einem weniger teuren Staat, der den Bürgern wieder mehr von ihren Arbeitseinkommen überlässt – statt deren Kaufkraft über höhere Steuern bis 2018 um fünf Milliarden Euro zu schwächen. Nicht zu unterschätzen ist auch die psychologische Wirkung von Reformen auf die Investitionsfreude vieler Unternehmen. Damit signalisierte die Bundesregierung nämlich zweierlei: Erstens, dass sie ohnehin unübersehbare Probleme erkennt und nicht länger ignoriert. Und zweitens, dass sie im Stande ist, diese auch zu lösen und damit jüngeren Generationen eine Perspektive auf anhaltend hohem Wohlstand zu bieten.
Das alles würde den verzweifelt nach Arbeit suchenden Menschen mehr helfen als der Verweis auf den besten Platz Österreichs in der europäischen Statistik. Davon haben Arbeitslose nämlich nicht sehr viel. Sie fragen sich vielmehr: Wenn die Politik die Arbeitslosigkeit tatsächlich verringern will – warum besteuert sie dann Arbeit so hoch?
Österreich steckt in der längsten konjunkturellen Flaute seit den 1950er Jahren, die wirtschaftliche Schwächephase schlägt sich nun auch mit voller Wucht auf dem heimischen Arbeitsmarkt nieder:
der Arbeitskräftemangel erfasst eine Branche nach der anderen. Unternehmen in ganz Österreich suchen händeringend nach Personal. Ganz Österreich? Nein, eine Stadt im Osten Österreichs widersetzt sich dem unbeugsamen Trend, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
Seit der Finanzkrise stürzt die österreichische Wirtschaft von einer Malaise in die nächste. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf entwickelt sich im Schnitt schwächer als zuvor. Corona hat die Situation noch verschlimmert. In den USA wuchs das BIP pro Kopf nach beiden Krisen unbeeindruckt weiter, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
In Österreich seien immer mehr Menschen von Armut betroffen, wie in letzter Zeit immer öfter zu hören ist. Wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt, lässt sich dieser Befund mit offiziellen Statistiken nicht erhärten.
In Österreich fehlt es allerorts an Arbeitskräften, knapp 200.000 Stellen sind hierzulande unbesetzt. Auch wenn noch nicht alle Personalreserven mobilisiert wurden, besteht kein Zweifel, dass Österreichs Wohlstand ohne die Arbeitskraft qualifizierter Zuwanderer nicht zu halten sein wird.
Der Personalmangel schadet der Wirtschaft. Dem Staat gehen wichtige Einzahler ins Sozialsystem verloren, die Politik schaut dem Treiben tatenlos zu.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
Lernen Sie uns kennenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen