Interessant ist, dass die Inflation gerade von jenen bagatellisiert wird, die sonst bei jeder Gelegenheit vor der Umverteilung von unten nach oben warnen.
Erklärten uns führende Ökonomen und Geldpolitiker vor Kurzem noch mit voller Überzeugung, dass wir uns vor sinkenden Preisen zu fürchten hätten, erleben wir nun den größten Preisschub seit der Ölkrise in den späten 1970er-Jahren. Allein im soeben zu Ende gegangenen November hat sich das Leben der Bewohner dieses Landes im Schnitt um 4,3 Prozent verteuert. Innerhalb eines Jahres. Und das ist noch nicht die ganze Wahrheit, bildet die veröffentlichte Inflationsrate ja „nur“ die Konsumausgaben ab. Nicht aber die Preise von Vermögenswerten wie Immobilien oder Aktien. Führende Ökonomen und Geldpolitiker erklären jetzt mit derselben Überzeugung, mit der sie schon die aktuelle Teuerungswelle nicht kommen sahen, dass die starken Preisschübe nur „vorübergehend“ seien. Es gäbe keinen Grund zur Sorge, die Lage werde sich schon bald beruhigen. Wenn die gerissenen Lieferketten geflickt sind und die Unternehmen mit der hohen Nachfrage der Kundschaft wieder zurechtkommen, sei der Spuk auch wieder vorbei.
Die Erzählung von der „vorübergehenden Teuerung“ ist eine überaus interessante. Schon deshalb, weil sie nicht stimmt. „Temporär“ wäre die Sache nur dann, wenn die Preise im kommenden Jahr um mindestens vier Prozent sinken würden. Das werden sie aber nicht. Selbst optimistische Szenarien gehen davon aus, dass die Preise weiter ansteigen werden – aber eben etwas schwächer als heuer. Die Teuerung des laufenden Jahres werden wir also nicht mehr loswerden, sie wird – so alles gut geht – nur an Schwung verlieren.
Zumal die Inflation gerade erst begonnen hat, sich immer tiefer in die Brieftaschen der Bürger fortzufressen. Hierzulande sind schließlich nicht nur die Mieten an die Inflationsrate gebunden, sondern auch zahlreiche Gebühren, von den Löhnen gar nicht zu reden. Und alle Unternehmen werden versuchen, stark steigende Rohstoff- und Energiekosten an ihre Kunden weiterzureichen. Was da auf die Bürger zukommt, lässt die Wien Energie erahnen: Der Stromtarif „Optima“ wird per Jahresbeginn um 47 (!) Prozent angehoben. Hier wird es also zu einer ganzen Reihe von nachgelagerten Preisanstiegen kommen.
Die amerikanische Notenbank Fed ist auch schon dabei, die Geldschwemme einzudämmen. Aus ihrer Sicht ist davon auszugehen, dass die Preissteigerungen hartnäckiger sein werden als angenommen. Die Beschäftigten der EZB scheinen in dieser Frage in das Lager der Fed übergelaufen zu sein: Sie fordern deutlich höhere Löhne, weil sie ihre Kaufkraft im teuren Frankfurt gefährdet sehen. Die EZB-Chefin beteuert unverdrossen, dass die Preissteigerungen nur vorübergehend seien. Aber wer soll ihr das denn glauben, wenn es nicht einmal die eigenen Angestellten tun?
Geradezu verheerend ist die Situation für die einfache Bevölkerung, die das wenige Geld, das ihr nach Zugriff des Staates noch bleibt, irgendwie in die Zukunft retten will. Die Zinsen wurden von der EZB abgeschafft, damit sich reformverweigernde Staaten mit reichlich günstigem Geld eindecken können. Die Sparer zahlen die Zeche, verlieren deren Ersparnisse doch jährlich über vier Prozent an Wert. Würde die Teuerung auf diesem Niveau bleiben, ist in 18 Jahren die Hälfte des Geldes weg. Die Inflation wirkt wie eine aggressive Steuer.
Nun stelle man sich einmal vor, jemand käme in dieser Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit auf die Idee, die Lohnsteuern kräftig erhöhen zu wollen. Oder die Mehrwertsteuer „vorübergehend“ anzuheben. Der Aufschrei wäre groß, und das auch völlig zu Recht. Die hohe Teuerung scheint hingegen nicht weiter aufzuregen, sie wird wie ein unerfreuliches Naturereignis hingenommen. Aber das ist sie nicht. Sie ist das Produkt aus einer seit Jahren betriebenen ultralockeren Geldpolitik, die nun mit einer weltweiten Pandemie zusammentrifft.
Interessanterweise werden die Gefahren der Inflation gerade von jenen bagatellisiert, die in jeder Lebenslage gegen die Umverteilung von unten nach oben zu Felde ziehen. Nur: Eine größere Umverteilung von unten nach oben als die Inflation gibt es nicht. Allen voran die Bezieher kleinerer Einkommen werden von ihr mit voller Wucht getroffen. Inflation macht die Armen ärmer und die Reichen reicher. Letztere spüren weder steigende Mieten noch höhere Lebensmittelpreise, und ihnen stehen andere Anlageformen offen als das biedere Sparbuch.
Warum vor allem Vertreter von links die Gefahren der Inflation so verharmlosen? Ganz einfach: Weil hoch verschuldete, stark umverteilende Staaten wie Österreich die ganz großen Gewinner der starken Preisanstiege sind. Steigende Preise treiben die Löhne und damit auch die Steuern nach oben, während die Staatsschulden nicht mit der Inflation mitwachsen. Der Staat hat also mehr Geld zur Verfügung, um seine Schulden zu bedienen. Denn nicht nur die Guthaben auf den Sparbüchern verlieren kräftig an Wert, sondern auch die Staatsschulden. Und genau das scheint die Inflation für die vielen Freunde eines in jeder Lebenslage intervenierenden Staates so reizvoll zu machen. Den Bürgern bleibt nur die kalte Enteignung.
Kolumne von Franz Schellhorn für “profil” (04.12.2021).
Die ÖVP möchte bei den Förderungen den Rotstift ansetzen. Laut Eurostat flossen 2023 rund 33 Milliarden Euro oder 6,9 Prozent des BIP in Förderungen, während der EU-Durchschnitt bei 6,3 Prozent liegt. Vor der Pandemie lag die Förderquote in Österreich bei rund fünf Prozent, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Allein im Jahr 2023 h
Effizienter organisierte Staaten wie die Schweiz oder auch Schweden heben deutlich mehr Steuern lokal ein. Das sorgt für mehr Kostenwahrheit auf der regionalen Ebene und damit auch für geringere Ausgaben insgesamt.
Länder wie die Schweiz und Schweden zeigen, wie ein Staat auch ohne laufende Defizite bestens funktionieren kann. Seit Einführung der Schuldenbremse konnten etwa die Schweizer ihre Schuldenquote im Bund um knapp zehn Prozentpunkte sowie im Gesamtstaat um fast 20 Prozentpunkte in Relation zum BIP senken.
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Bei der Arbeitsmarktbeteiligung älterer Menschen gibt es in Österreich noch viel Luft nach oben. Zwar führte der Personalbedarf bereits in den vergangenen Jahren zu einer steigenden Beschäftigungsquote bei Älteren.
Auf Österreich kommen massive demografische Veränderungen zu. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre um rund 50 Prozent steigen, während die Zahl der 20- bis 65-Jährigen deutlich abnimmt.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
Lernen Sie uns kennen