Die Inflation ist immer da
- 23.06.2021
- Lesezeit ca. 2 min
Es sind nicht nur die praktisch nicht vorhandenen Zinsen, die unser Geldvermögen schrumpfen lassen. Es ist vor allem die Inflation, die unser mühsam Erspartes auffrisst.
Aktuellen Meldungen zufolge gewinnt die Geldentwertung kräftig an Fahrt. Bleibt die Inflation so hoch oder ist sie nur ein vorrübergehendes Phänomen? Wohl eher letzteres: In der Krise sind die Ersparnisse gestiegen, weil die Menschen nicht ins Wirtshaus gehen oder auf Urlaub fahren konnten. Dieses Geld wird jetzt in den Markt fließen. Das erhöht die Preise. Andererseits treiben Lieferengpässe und steigende Rohstoffkosten die Preise. Befeuert wird das von der Nullzinspolitik und den Geldspritzen der Europäischen Zentralbank. Viel spricht also für eine kurzfristige Preissteigerung, die sich im nächsten Jahr wieder reduzieren wird.
Also alles kein Problem? Augen zu und durch? Nicht ganz. Inflation ist nicht erst seit gestern aktuell. Wir dürfen nicht nur über sie reden, wenn sie einmal höher ist. In der Sparbuchnation Österreich trifft Inflation seit vielen Jahren auf geringe Zinsen. Das bedeutet: Verluste. Für jeden Menschen, der sein Erspartes als Bargeld, am Konto oder am Sparbuch bunkert. 2018 verlor der durchschnittliche Haushalt dadurch 1.300 Euro. In Zeiten noch geringerer Inflation wie etwa 2015 waren es 300 Euro. Aber selbst bei niedriger Inflation gilt: Unser Geld verliert stetig an Wert, solange die Zinsen unterhalb der Inflationsrate liegen. Und das tun sie seit 20 Jahren.
Wer das Sparen dem Konsum vorzieht, muss sich etwas überlegen. Der Notgroschen am Sparbuch macht Sinn, damit die berühmte Waschmaschine rasch ausgetauscht werden kann. Alles darüber hinaus oft nicht. In Österreich fehlt es an Aktienkultur. Das ist jetzt fatal. Zwar war es noch nie so leicht, günstig und weltweit anzulegen – aber nur wenige tun das. Der Rest verliert. Bei hoher Inflation. Und bei niedriger. Im Grunde also immer.
Kolumne von Heike Lehner für “Kleine Zeitung” (23.06.2021).
Mehr interessante Themen
Steuereinnahmen sprudeln in Rekordhöhe
In den ersten drei Quartalen 2023 nahmen vor allem die Einnahmen aus der Umsatzsteuer stark zu. Über die Umsatzsteuer nahm der Staat in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 laut Agenda Austria 28,5 Milliarden Euro ein, das sind rund zwei Milliarden Euro mehr als noch im vergangenen Jahr zum gleichen Zeitpunkt.
Soll leistbares Leben Staatsziel werden?
Grassierende Armut, unleistbarer Wohnraum, für Bedürftige kaum noch bezahlbare Nahrungsmittel: Wer als Außenstehender die aktuellen Debatten verfolgt, könnte denken, Österreich sei ein Entwicklungsland.
Der österreichische Sozialstaat lässt die Muskeln spielen
Österreich verteilt um. Die Sozialausgaben lagen im letzten Jahr bei stattlichen 136 Milliarden Euro. Obwohl viele die soziale Kälte im Land beklagen, wird fast ein Drittel der Wirtschaftsleistung aus den Händen derer genommen, die sie erwirtschaftet haben, und neu verteilt. Davon profitieren weite Teile der Bevölkerung. In einer Wifo-Studie wu
Kreditnachfrage im Euroraum am Boden
Seit über einem Jahr ist der Leitzins im Euroraum auf Bergfahrt. Nach der Zinspause der EZB letzte Woche liegt er nun bei 4,5 Prozentpunkten.
Wir verjuxen die Zukunft unserer Kinder
Müsste man das von Finanzminister Magnus Brunner am gestrigen Mittwoch präsentierte Budget in einem Satz zusammenfassen, dann wäre es wohl dieser: Österreich wird in jedem der kommenden fünf Jahren mehr Geld ausgeben als in den Coronajahren. Zudem werden Jahr für Jahr neue Schulden angehäuft, womit eine lange Tradition fortgesetzt wird. In d
Zu viel Folklore bei der Herbstlohnrunde
Die üblichen Werkzeuge und Routinen dürften zu grob sein, um ein vernünftiges Ergebnis zustande zu bringen.