Immer weniger Beitragszahler pro Pensionist
- 31.07.2017
- Lesezeit ca. 2 min
Die Pensionsbeiträge noch weiter nach oben zu treiben oder den Reformbedarf bei den Renten zu leugnen ist bedenklich. Das zeigt allein die Tatsache, dass heute auf einen Pensionisten nur mehr 3,3 Erwerbsfähige kommen. Und dieses Verhältnis verschlechtert sich laufend.
Österreichs Arbeitnehmer bezahlen so hohe Pensionsbeiträge wie in kaum einem anderen Land. Gleichzeitig sind noch höhere Pensionsbeiträge, wenn es nach Sozialminister Alois Stöger geht, die naheliegendste Möglichkeit, die Pensionen zu sichern. Wobei Österreichs Pensionssystem ja ohnehin in Ordnung sei und es keinen Reformbedarf gebe. Dies sagte der Minister in einem Interview mit dem „Standard“ und sinngemäß auch auf Ö1.
Internationale Experten z.B. der OECD und der EU-Kommission sehen das, aus neutralem Abstand, anders. Dass es beim Pensionssystem Handlungsbedarf gibt, zeigt auch die folgende Grafik:
Die Rente eines Pensionisten wird – abgesehen von einem beträchtlichen Zuschuss aus Steuergeldern! – heute aus den Beiträgen von 3,3 erwerbsfähigen Personen finanziert. Das sind alle Österreicher zwischen 20 und 65 Jahren. Um in ganzen Zahlen zu sprechen: Zehn Erwerbsfähige müssen knapp drei Pensionen finanzieren. (Erwerbsfähig bedeutet nicht, dass alle auch erwerbstätig sind – man denke an Studenten oder Arbeitssuchende.)
In 20 Jahren sind es dann nur mehr 2,2 Erwerbsfähige, die eine Pension zu finanzieren haben. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung müssen die Beitragszahler also immer mehr zu den Renten beisteuern. Das Problem besteht darin, dass die Gruppe der Personen über 65 schneller wächst als die Bevölkerung im Alter zwischen 20 und 65 Jahren.
Wie Schwedens Sozialdemokraten unsere Renten sichern
„Man muss kein großer Mathematiker sein, um zu erkennen, dass das Pensionssystem nicht so bleiben kann“, stellt Michael Christl, Ökonom der Agenda Austria, fest. In der Studie „Elchtest für Österreichs Pensionssystem“ zeigen er und Koautor Dénes Kucsera, wie Schweden sein Rentensystem auf eine nachhaltige Finanzierung umgestellt hat.
„Nur wenn endlich die steigende Lebenserwartung berücksichtigt wird, werden die Zuschüsse aus dem Budget zu den Pensionen im Rahmen bleiben“, hält Michael Christl fest. Schweden, wo sozialen Fragen traditionell ein hoher Stellenwert zukommt, hat es vorgemacht: Dort hängt die Höhe der Pension – mit einer Untergrenze – von der erwarteten Bezugsdauer ab. Der Ökonom Christl betont: „Die Lösung besteht nicht darin, die Renten zu kürzen. Sondern darin, etwas länger zu arbeiten.“ Dann könnten sich die jüngeren Österreicher darauf verlassen, dass sie auch künftig nicht mehr für die Pensionen ausgeben müssen als jetzt.
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