Kreditnachfrage im Euroraum am Boden
Seit über einem Jahr ist der Leitzins im Euroraum auf Bergfahrt. Nach der Zinspause der EZB letzte Woche liegt er nun bei 4,5 Prozentpunkten.
Angesichts hoher Inflationsraten ist es die zentrale Funktion einer Notenbank, mit steigenden Zinsen die Kreditnachfrage zu dämpfen und damit den Geldschöpfungsprozess zu verlangsamen. Damit ist die EZB inzwischen sehr erfolgreich, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt.
Private und öffentliche Investitionen haben sich verteuert, die Nachfrage nach Krediten ist daher stark rückläufig. Das hat realwirtschaftliche Auswirkungen. Schon jetzt sind die konjunkturellen Aussichten eher trüb. Aktuelle Wirtschaftsprognosen gehen davon aus, dass die Zinsen erst 2025 wieder fallen. „Sollte die Inflation nicht zurückgehen oder gar ein Comeback feiern, dürfte selbst das noch zu optimistisch sein“, sagt Agenda Austria-Ökonom Jan Kluge.
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