Die Oxfam-Methode
- 16.01.2017
- Lesezeit ca. 2 min
Wer lauter schreit, kriegt eher Recht
Die NGO Oxfam veröffentlicht jedes Jahr aufs Neue pünktlich zum Weltwirtschaftsforum in Davos eine Studie zum Thema Armut und Wohlstand in der Welt. Doch viele Aussagen Oxfams stehen nicht auf solidem Boden. Besonders die Handlungsempfehlungen sind weniger eine praktische Hilfestellung als vielmehr ein ideologisches Programm. Mit dem vorliegenden Diskussionsbeitrag stellt die Agenda Austria die Entwicklung von Armut und Wohlstand in einer deutlich breiteren Perspektive dar.
Vorwort
Eines muss man dem NGO-Dachverband Oxfam schon lassen: Niemand bespielt die Bühne des Weltwirtschaftsforums in Davos besser als die britische „Pressure Group“. Jahr für Jahr versetzt sie die Welt in helle Aufregung – dabei ist die Botschaft immer dieselbe: Das oberste Prozent der Menschheit besitzt so viel wie die restlichen 99 Prozent.
Das könnte aus Sicht von Oxfam auch anders gehen: Würden nur alle Steueroasen ausgetrocknet und alle Vermögenden und Konzerne ihre Steuern abliefern, könnten auch die Ärmsten der Armen aus ihrer Not befreit werden. Weil dem aber nicht so ist, besäßen 62 Superreiche so viel wie die Hälfte der Weltbevölkerung, wie Oxfam im Vorjahr errechnete.
Beim diesjährigen Treffen der Wirtschaftselite in Davos wird Oxfam die Welt mit einer noch niedrigeren Zahl erschüttern. Die Vermögendsten haben durch eine Aufwertung des US-Dollar weiter dazu gewonnen, die weniger Wohlhabenden durch die Veränderung der Wechselkurse und eine Kurskorrektur an den chinesischen Finanzmärkten verloren. Deshalb wird die Welt noch ungleicher geworden sein.
Und wieder wird die „Oxfam-Zahl“ von einem erschütterten Raunen begleitet um die Welt gehen. Oxfams alarmistische Meldungen gehen nämich durch die Medien wie das heiße Messer durch die Butter. Rund um den Globus wird zwischen den Zeilen die Botschaft verbreitet werden, dass viele Menschen auf der Welt nichts haben, weil einige wenige so viel besitzen.
Der Kampf, der weltweit gegen die Armut erfolgreich geführt wird, wird einmal mehr untergehen und nur die wenigsten werden fragen, wie der Befund von Oxfam überhaupt zu Stande kommt, ob er plausibel ist und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind. Meine beiden Kollegen Hanno Lorenz und Wolfgang Feller haben genau das über mehrere Monate lang getan. Sie haben sich angesehen, wie Oxfam zu diesen dramatischen Zahlen kommt und was von ihnen zu halten ist.
Aber lesen Sie selbst.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Franz Schellhorn
Direktor Agenda Austria
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