Österreichs Pensionssystem und der Föderalismus sind zu teuer. Ohne diese Ausgaben zu senken, bleibt ein Nulldefizit weiter Schimäre – wie bereits seit 54 Jahren. Über einen "Sparkurs" zu klagen, ist daher absurd.
Das Wort “zukunftsvergessen” mag vielleicht eine neudeutsche Wortschöpfung sein, aber es beschreibt die Struktur der österreichischen Bundes-Ausgaben recht gut. Denn jeder vierte Euro des Budgets wird bereits für Pensionen ausgegeben, Tendenz steigend. Allein um das zwischen Ein- und Auszahlungen klaffende Loch im öffentlichen Pensionssystem zu stopfen, werden 10,6 Milliarden Euro benötigt. Das sind um etwa zwei Milliarden Euro mehr als jährlich für die Bildung ausgegeben wird.
Dazu kommen dann noch die Beamtenpensionen – was dazu führt, dass praktisch die gesamten Lohnsteuereinnahmen für diese beiden Pensions-Blöcke aufgehen. Unsere Grafik zeigt denn auch, dass der Ausgabenposten “Soziale Sicherung” (inklusive Pensionen) in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen ist, gleich nach den Ausgaben für Sicherheit:
Das ist auch das Fazit, das über das nun vorgelegte Budget 2017 zu ziehen ist: Die Regierung muss die großen Ausgabentreiber unter Kontrolle bekommen. Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Österreicher später in (Früh-)Pension gehen müssen. Zudem braucht Österreich einen deutlich kostengünstigeren Föderalismus. Wenn die Länder aufgrund ihrer Kompetenzen Ausgaben tätigen, dann sollten sie sich auch deutlich mehr um die Einhebung der dafür nötigen Mittel kümmern müssen: Quasi mit der Kreditkarte des Bundes in der Tasche auf Einkaufstour zu gehen, ist eine teure Lösung, die sich Österreich nicht mehr leisten kann. Für beide Fragen hat die Agenda Austria konkrete Lösungen vorgeschlagen, die sie hier (Pensionen) und hier (Föderalismus) nachlesen können.
Finanzminister Schelling ist zugute zu halten, dass er diese Punkte auch anspricht. Mit Ländern und Sozialpartner am Verhandlungstisch wird es aber schwierig, eine Modernisierung des Landes voranzutreiben, weil die Reformgespräche nur den kleinsten gemeinsamen Nenner bringen. Und das ist zu wenig. Genauso, wie auch das von Schelling präsentierte “strukturelle Nulldefizit” zu wenig ist, bei dem die Kosten für die Flüchtlinge zum Großteil herausgerechnet werden. Die Zinsausgaben für die bestehenden Schulden sind dank der extrem niedrigen Zinsen ebenfalls sehr niedrig, daher sollte ein ausgeglichener Haushalt möglich sein.
Deutschland zeigt es seit vielen Jahren vor: Trotz der noch immer hohen Kosten durch die Wiedervereinigung wirft der deutsche Haushalt mit einer Steuer- und Abgabenquote von knapp unter 40 Prozent der Wirtschaftsleistung Überschüsse ab, während Österreich mit einer deutlich höheren Quote ein Defizit nach dem anderen erwirtschaftet. 2017 wird das 55. Jahr in Folge sein, in dem die Bundesregierung mit den auf Rekordniveau liegenden Einnahmen nicht das Auslangen findet. Angesichts dessen ist es absurd, über einen “Sparkurs” zu klagen.
Nun gibt es Politiker, die in einer noch höheren Verschuldung kein Problem sehen. Interessanterweise sind dies dieselben Personen, die gerne gegen die Macht der Banken und Finanzmärkte wettern, aber nichts dabei finden, das Land eben diesen Märkten auszuliefern. Besonders sollten sie an eines erinnert werden: Auf Pump zu leben führt nicht ins Paradies. Es schränkt nur jenen Handlungsspielraum ein, den Politiker gerne für sich beanspruchen, um neuen Herausforderungen nötigenfalls auch mit Geld in der Hand begegnen zu können.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) plant künftig Einsparungen bei Förderungen. Potenzial dafür sollte genug vorhanden sein, sind die entsprechenden Ausgaben in seiner Amtszeit doch deutlich gestiegen. Eine Analyse der Agenda Austria zeigt, in welchen Bereichen die türkis-grüne Regierung in den letzten fünf Jahren die Fördermittel besonders s
Länder wie die Schweiz und Schweden zeigen, wie ein Staat auch ohne laufende Defizite bestens funktionieren kann. Seit Einführung der Schuldenbremse konnten etwa die Schweizer ihre Schuldenquote im Bund um knapp zehn Prozentpunkte sowie im Gesamtstaat um fast 20 Prozentpunkte in Relation zum BIP senken.
Dass Österreich von anderen EU-Staaten zu den „sparsamen Vier“ gezählt wird, ist aufmerksamen Beobachtern inzwischen nur noch ein müdes Lächeln wert. Die Realität sieht nämlich anders aus, wie eine Analyse der Agenda Austria auf Basis mehrerer Prognosen zeigt. Sowohl das Finanzministerium als auch die OECD rechnen mit einem starken Anstie
Die Finanzpolitik in Europa steht derzeit unter steigendem Druck. Nicht nur die Jahre der Corona-Pandemie und der Teuerungskrise haben die Schulden steigen lassen. Auch in wirtschaftlich guten Jahren wurde fleißig mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Nun steigen die Zinsen – aber die Staatsausgaben wachsen munter weiter.
Österreich hat noch immer ein Ausgaben- und kein Einnahmenproblem.
Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) prognostizierte in einer Analyse für das Finanzministerium, dass die Schuldenquote bis 2060 aufgrund der genannten Kostentreiber auf über 120 Prozent des BIP steigen wird, falls die Politik nicht gegensteuert. Das würde die Refinanzierungskosten für Österreich erheblich erhöhen.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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