Energie

Zartes Pflänzchen der Strommarktliberalisierung in Nöten

Die Landesversorger senken endlich die Strompreise und schütten Rabatte aus. Können Sie unsere Liebe so einfach zurückkaufen?

Wer dieser Tage einen Brief von Wien Energie im Postkasten findet, braucht nicht gleich zu den Herztropfen zu greifen. Wahrscheinlich enthält der Umschlag nur das neue Stromangebot mit 20,3 Cent je Kilowattstunde. Der städtische Energieversorger hat sich also ein Herz gefasst und die Preise gesenkt, wie schon andere Landesversorger vor ihm. Nun lässt sich viel Geld sparen, wenn man verspricht, in den nächsten zwölf Monaten nicht zu wechseln. Und das ist wohl kein großes Opfer. In Österreich wechselt traditionell sowieso kaum jemand.

Die staatseigenen Stromversorger teilen den Markt unter sich auf und haben keinerlei Antrieb, sich gegenseitig Kunden abzuringen oder ihre ausgeklügelten Beteiligungsverhältnisse zu lichten.

Und wohin auch? Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und E-Control haben der Branche unlängst attestiert, sich im letzten Jahr umfassend gegen Wettbewerb immunisiert zu haben. Viele Anbieter mussten den Markt verlassen; die Neukundenangebote waren dünn gesät und preislich so jenseitig, dass zu bleiben fast immer das kleinere Übel war. Ein Umstand, den selbst die sonst sehr selbstbeherrschten Wettbewerbshüter rundheraus „ärgerlich“ finden.

Dabei ist das Phänomen nicht neu. Die staatseigenen Stromversorger teilen den Markt unter sich auf und haben keinerlei Antrieb, sich gegenseitig Kunden abzuringen oder ihre ausgeklügelten Beteiligungsverhältnisse zu lichten. Solange die Politik mit in den Aufsichtsräten sitzt und sich die Platzhirsche gegenseitig kontrollieren, können Bundeswettbewerbsbehörde und E-Control nicht viel ausrichten. Ihr Hilferuf liest sich dann so: „Die öffentlichen Eigentümer könnten durch eine Rückführung bereits bestehender Verflechtungen zu wettbewerbsfreundlicheren Strukturen beitragen.“ Es klingt wie eine Bitte.

Und so bohren die Wettbewerbshüter einstweilen die vermeintlich dünneren Bretter und fordern die Versorger wenigstens zu mehr Transparenz auf. Für viele Kunden sei es inzwischen kaum noch möglich, den eigenen Strompreis herauszufinden. Den Trick kennt jeder BWL-Student: Homogene Produkte erfordern ein möglichst komplexes Tarifbündel. Ein paar Schmankerl für die Werbeplakate; der Gewinn wird dann im Kleingedruckten gemacht. Wichtig ist nur, dass kein Preisvergleich mit der Konkurrenz möglich ist, denn sonst würden ja alle Kunden zum günstigsten Anbieter laufen und das geht ja nicht.

Und so sind die aktuellen Preissenkungen recht mysteriös: Ein bisschen Stromkostenbremse, ein bisschen tatsächliche Preissenkung, ein bisschen was gibt es als Geschenk für gute Führung. Wer es genauer wissen will, der kann ja die armlangen Formeln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen studieren.

Wenn bei der Strommarktliberalisierung keiner mehr mitmachen will – nicht die Kunden, die ihren lokalen Versorgern die Treue halten, nicht die Energieunternehmen, die einander nur mit ausgesuchter Höflichkeit begegnen, und nicht der Staat, der die Vakanz an der Spitze der Bundeswettbewerbsbehörde seit Jahren nur kommissarisch besetzt –, dann existiert sie nur auf dem Papier. Schade.

Gastkommentar von Jan Kluge für den “Kurier” (31.07.2023).

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