Wirkt der vielversprechende Impfstoff gegen Corona, ändert das alles. Auch wenn das Virus nur eines von vielen Problemen in diesem Land ist.
Möglicherweise hat dieses Jahr ja doch noch einen versöhnlichen Ausklang zu bieten. Das deutsche Unternehmen Biontech hat gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer einen Corona-Impfstoff entwickelt, der alles verändern könnte. Wirkt er, wofür aus Sicht hochrangiger Wissenschafter einiges spricht, wäre das wohl der lange ersehnte Wendepunkt. Vieles wird zwar nicht mehr genauso wie früher, aber weltweit haben die Menschen wieder die berechtigte Hoffnung auf eine baldige Normalisierung ihres Lebens. Sie könnten wieder sorglos außer Haus und zur Arbeit gehen, bedenkenlos Verwandte und Freunde treffen, unbeschwert reisen oder dem nächsten Gasthaus unmaskiert einen Besuch abstatten.
Zu verdanken hätten wir das alles Uğur Şahin und Özlem Türeci, einem deutschen Ehepaar mit türkischen Wurzeln. Gemeinsam mit dem Österreicher Christoph Huber gründeten sie vor zwölf Jahren das Biotechnologieunternehmen mit Sitz in Mainz. Das zentrale Ziel des Trios ist das Aufspüren einer wirksamen Krebstherapie, die darauf abzielt, das Immunsystem von Krebspatienten mithilfe von Impfstoffen zu aktivieren. Ihre bisherige Forschungsarbeit wird nun im Kampf gegen Corona eingesetzt. Wobei aus der heute gefeierten Erfolgsstory um ein Haar nichts geworden wäre. Sein Lehrer wollte Uğur Şahin in eine Hauptschule schicken. Erst die Intervention eines Nachbarn ebnete dem Gastarbeiterkind den Weg ins Gymnasium, womit auch die Basis für die spätere Wissenschaftskarriere gelegt war. Heute hängen an BionTech 1300 Jobs und die Hoffnungen von Milliarden von Menschen.
Aber noch ist es nicht so weit, noch ist der Impfstoff nicht zugelassen. Eines bleibt aber in jedem Fall bemerkenswert: Während das Unternehmen in nur acht Monaten ein möglicherweise taugliches Serum entwickeln konnte, ist es der Republik Österreich im selben Zeitraum nicht gelungen, ein klares Konzept für die heimischen Schulen auf die Beine zu stellen. Wie sich Schüler und Lehrer im zweiten Lockdown zu verhalten haben, ist auch Tage nach dessen Inkrafttreten noch immer Teil eines Diskussionsprozesses. Keine Minute zu früh, möchte man meinen.
Obwohl Milliarden an öffentlichen Ausgaben keine große Rolle mehr zu spielen scheinen, fehlt es an vielen Schulen noch immer an schnellen Datenleitungen. Kaum ein Klassenzimmer, das mit einem Laptop samt Kamera ausgestattet wäre, um zu Hause sitzende Schüler zu unterrichten. Engagierte Lehrer haben sich weitergebildet, um mit ihren eigenen Geräten den Bildungsverlust für die Schüler möglichst gering zu halten. Andere wiederum verweigern sich den “modernen Technologien” und tauchen einfach unter. Einige Schulen haben sich im Sommer intensiv auf einen neuerlichen Lockdown vorbereitet, andere nicht. Es gibt keine einheitlichen Qualitätsstandards, die von allen zu erfüllen wären. Im Land mit den EU-weit zweithöchsten Bildungsausgaben (pro Schüler) ist es eine reine Glückssache, ob ein Kind in die “richtige” oder in die “falsche” Schule geht.
Ähnliches spielt sich in anderen Teilen des Staatsapparats ab. Acht Monate nach Ausbruch der Pandemie gelingt es der Republik Österreich nicht, valide Daten über das Infektionsgeschehen zu erheben. Die IT-Infrastruktur ist nicht auf der Höhe der Zeit, die von öffentlichen Stellen gemeldeten Zahlen widersprechen sich, werden immer wieder verspätet gemeldet, womit verlässliche Prognosen über den weiteren Verlauf nicht möglich seien, wie der Komplexitätsforscher Stefan Thurner im Ö1-“Morgenjournal” vergangenen Donnerstag beklagte. Von genau diesen Prognosen hängen aber weitreichende Entscheidungen der Politik ab. Und damit die Gesundheit von Menschen und die Zukunft Hunderttausender Arbeitsplätze.
Wir alle müssen hoffen, dass sich das möglichst schnell ändert. Dass der Staatsapparat endlich in die Gänge kommt, weil die Sache selbst mit einem erfolgreichen und nebenwirkungsarmen Impfstoff noch nicht ausgestanden ist.
Erstens braucht es Zeit, bis weite Teile der Bevölkerung durchgeimpft sind. Insbesondere in einem Land, in dem der Aluhut tragende Verschwörungstheoretiker fast Professorenstatus genießt.
Zweitens wird die wirtschaftliche Erholung mehrere Jahre in Anspruch nehmen, und drittens kann niemand davon ausgehen, dass dieser Lockdown der letzte gewesen sein wird. Weitere werden folgen, möglicherweise schon im kommenden Winter. Bis zu einer Durchimpfung schieben wir die Viruswellen ja lediglich vor uns her.
Corona wird vermutlich auch nicht die letzte Pandemie sein, mit der wir Bekanntschaft machen. Wann die nächste kommen und wie diese aussehen wird, weiß niemand. Aber was wir wissen, ist, dass wir besser vorbereitet sein müssen. Zumal der begründete Verdacht besteht, dass unser Staatswesen bei Weitem nicht so hervorragend funktioniert, wie wir uns das einreden. Vielmehr wurden die Schwächen der staatlichen Institutionen in wirtschaftlich guten Zeiten nicht sichtbar – aber sie waren immer da. Dafür stellt der Staat seinen Bürgern aber eine viel zu hohe Rechnung.
Kolumne von Franz Schellhorn im „Profil“ (14.11.2020)
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