Klicken Sie auf den unteren Button, um den Podcast von Buzzsprout zu laden.
Hören Sie “Eine Frage noch…” auf Apple Podcasts, Spotify und Buzzsprout
Strom und Gas sind zu Luxusartikeln geworden, sämtliche Anbieter haben die Vorschreibungen kräftig erhöht. Die Kunden reagieren auch deshalb sauer, weil die Preise im Großhandel und an den Börsen zuletzt gesunken sind. Offenbar haben die Konzerne keinen Grund, das in ihrer Kalkulation zu berücksichtigen. Auch für die massive Teuerung von Strom aus erneuerbaren Quellen wie etwa Wasser oder Wind gibt es auf den ersten Blick keine vernünftige Erklärung.
Im aktuellen Podcast der Agenda Austria gehen wir diesen Ärgernissen auf den Grund. Gesprächspartner ist Michael Böheim, Ökonom und Energiemarktexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Er habe in den vergangenen Monaten gelernt, „dass es Verwerfungen geben kann, bei denen unser Modell des Marktdesigns nicht mehr ganz tragfähig ist und man gegebenenfalls über Reformen nachdenken muss“, sagt Böheim gleich zu Beginn des Gesprächs. Grundsätzlich funktioniere der Energiemarkt aber – nur nicht ganz so, wie es sich die Kunden wünschen würden.
Österreich hat einen im europäischen Vergleich sehr hohen Ökostromanteil von 80 Prozent des Bedarfs. Warum ist der Strom dennoch so teuer? Einerseits deshalb, weil es sich bei diesem Anteil um Jahresdurchschnittswerte handle und an kalten Wintertagen dennoch viel zugekauft werden müsse, erklärt Böheim. Zum anderen gelten schlicht die Gesetze des Marktes: „Wenn Sie in einem liberalisierten Energiemarkt Strom zu einem höheren Preis grenzüberschreitend verkaufen können, werden Sie den Strom nicht in Österreich günstiger verkaufen. Als Aktiengesellschaft dürfen Sie das nicht einmal, weil sie zur Gewinnmaximierung verpflichtet sind.“ Dass die großen Energieversorger ganz oder teilweise im Besitz der öffentlichen Hand stehen, ändere daran gar nichts, sagt der Experte. Oft habe der Staat als Eigentümer auch wenig Interesse an niedrigen Preisen, weil das die Gewinne und damit auch die Dividenden schmälern würde.
Ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Stromgewinnung würde die Abhängigkeit Österreichs von den Launen des internationalen Marktes nur bedingt reduzieren. „Auch in einem sehr günstigen Szenario wird man zum Ausgleich schnell verfügbare Kraftwerke brauchen. Das können derzeit nur Gaskraftwerke leisten; diese Kapazitäten muss man vorhalten. Und je weniger Sie davon brauchen, umso weniger ist dieses Kraftwerk ausgelastet und umso teurer ist jede zusätzlich erzeugte Kilowattstunde Strom.“
Michael Böheim erklärt auch die viel kritisierte Merit-Order anhand eines anschaulichen Beispiels. Wir wollen jetzt nicht zu viel verraten. Nur so viel: Es geht um die Germknödel-Kalkulation einer Hüttenwirtin. Nach Ansicht des Experten hat dieses Regelwerk Vor- und Nachteile. „Das System wurde für ganz normale Zeiten gemacht. In der Krise könnte man über eine Reform oder über ein Aussetzen nachdenken. Aber man darf dabei eines nicht übersehen: Der Markt funktioniert. Es wird über den Preis ein Knappheitssignal gesendet, das nicht nur schlecht ist. Wir sind nur nicht daran gewöhnt.“
Derzeit sinken die Energiepreise auf breiter Front. Das müsste bald auch für die Endverbraucher spürbar werden, meint Böheim. Ein wenig Eigeninitiative sei aber gefragt. Es werde womöglich nicht reichen, darauf zu warten, dass die Versorger von selbst aktiv werden. „Die bessere Strategie ist, den Tarifkalkulator der E-Control regelmäßig zu konsultieren und sich nach dem günstigsten Anbieter umzusehen.“ Würde er selbst jetzt einen Wechsel in Betracht ziehen? „Ich habe das noch nicht getan, weil ich mit weiter sinkenden Preisen rechne und die Alternativanbieter für gewöhnlich eine Bindungsfrist verlangen.“
Anders als beim Strom gibt es für Gaskunden derzeit keine Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung. Dergleichen sei offenbar auch nicht geplant, meint Böheim: „Es ist politisch ja auch nicht erwünscht, dass wir viel Gas verbrauchen. Würde man es schnell wieder verbilligen, wäre der Anreiz viel geringer, etwa von einer Gastherme auf eine Wärmepumpe umzusteigen.“
Die Wahlmöglichkeiten von Kunden in der Großstadt seien allerdings oft sehr beschränkt, räumt Böheim ein. „Die öffentliche Hand wird über kreative Lösungen nachdenken müssen, wie etwa Geothermie auch in Mehrparteienhäusern umgesetzt werden kann. Der Druck aus der Bevölkerung wird groß werden, sich da etwas einfallen zu lassen.“ Die Leute würden auf Dauer nicht akzeptieren, dass man sie mit den hohen Preisen alleine lasse.
Für die Zukunft wünscht sich der Fachmann eine neue Strategie beim Einkauf fossiler Energie. Das Beispiel Russland habe gezeigt, wie schnell zu große Abhängigkeit gefährlich werden könne. Man müsse jetzt auch bei neuen Bezugsquellen aufpassen, nicht wieder in Abhängigkeiten zu geraten. Es sei keine sehr konsistente Politik, sich Technologien wie dem Fracking in Österreich zu verweigern, dafür aber Fracking-Gas aus den USA zu importieren.
„Die Preise werden nie wieder so günstig sein wie vor Februar 2022“, prognostiziert Michael Böheim am Schluss des Podcasts. „Aber Energie wird wieder leistbarer. Und die beste Kilowattstunde ist immer eine, die man nicht verbraucht.“
Zur Person: Michael Böheim, 53: Als WIFO-Ökonom forscht er vor allem in den Bereichen Wettbewerbsökonomie, öffentliche Wirtschaft und Energiemarkt. Böheim hat drei Studien absolviert – Betriebs- und Volkswirtschaft (wo er auch promovierte), Rechtswissenschaften sowie Philosophie. Er ist Lektor an der WU, Gutachter für das Kartellgericht und war von 2002-2018 Mitglied der österreichischen Wettbewerbskommission.
Hören Sie “Eine Frage noch…” auf Apple Podcasts, Spotify und Buzzsprout
Die ÖVP möchte bei den Förderungen den Rotstift ansetzen. Laut Eurostat flossen 2023 rund 33 Milliarden Euro oder 6,9 Prozent des BIP in Förderungen, während der EU-Durchschnitt bei 6,3 Prozent liegt. Vor der Pandemie lag die Förderquote in Österreich bei rund fünf Prozent, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Allein im Jahr 2023 h
Effizienter organisierte Staaten wie die Schweiz oder auch Schweden heben deutlich mehr Steuern lokal ein. Das sorgt für mehr Kostenwahrheit auf der regionalen Ebene und damit auch für geringere Ausgaben insgesamt.
Länder wie die Schweiz und Schweden zeigen, wie ein Staat auch ohne laufende Defizite bestens funktionieren kann. Seit Einführung der Schuldenbremse konnten etwa die Schweizer ihre Schuldenquote im Bund um knapp zehn Prozentpunkte sowie im Gesamtstaat um fast 20 Prozentpunkte in Relation zum BIP senken.
Dieses muss aber nicht durch neue Steuereinnahmen aufgetrieben werden, sondern könnte durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben frei werden. Hierzulande wird für die frühen Phasen der Bildungskarriere – im Verhältnis zu fortgeschrittenen Ausbildungsstufen – wenig Geld ausgegeben. Länder wie Dänemark, Schweden oder Estland investier
Bei der Arbeitsmarktbeteiligung älterer Menschen gibt es in Österreich noch viel Luft nach oben. Zwar führte der Personalbedarf bereits in den vergangenen Jahren zu einer steigenden Beschäftigungsquote bei Älteren.
Auf Österreich kommen massive demografische Veränderungen zu. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre um rund 50 Prozent steigen, während die Zahl der 20- bis 65-Jährigen deutlich abnimmt.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
Lernen Sie uns kennen