89 Cent Steuern und Abgaben für 1 Euro netto
- 05.04.2018
- Lesezeit ca. 3 min
Die Belastung der österreichischen Arbeitnehmer liegt im europäischen Spitzenfeld. Um die Bürger zu entlasten, sollte die Regierung die Arbeitskosten reduzieren.
Österreich ist nicht nur bei der Höhe der öffentlichen Ausgaben in der europäischen Spitzengruppe anzutreffen. Auch die Belastung durch Steuern und Abgaben ist nur in wenigen Ländern höher als in Österreich. Trotz der Steuerreform 2016 liegt der österreichische Durchschnittsverdiener bei der Belastung des Faktors Arbeit im obersten Bereich. Mit anderen Worten: Gemessen an den Arbeitskosten verdienen die Arbeitnehmer nur in sechs Ländern netto weniger als in Österreich.
Über die gesamten Lohnnebenkosten tragen die österreichischen Arbeitnehmer nämlich deutlich mehr an Sozialabgaben und Steuern bei als auf den Lohnzetteln aufscheint, wie unsere Grafik zeigt.
Gegenleistungen des Staates
Für Steuern und Abgaben erhalten die Österreicher auch eine hohe Gegenleistung, etwa in Form von Gesundheitsversorgung und öffentlich finanzierter Bildung. Die Leistungen sind in vielen Fällen gut, könnten aber in so manchen Fällen nachweislich kostengünstiger erbracht werden. Das zeigen wir zum Beispiel in der Agenda Austria-Studie „Die Schuldenrakete: Warum Österreichs Staatsausgaben immer weiter wachsen und was man dagegen tun kann“.
Arbeitnehmer entlasten
Die Regierung sollte ihren Ankündigungen Taten folgen lassen und den Faktor Arbeit deutlich entlasten. Die Agenda Austria schlägt folgende Schritte vor:
- Arbeitskosten reduzieren, Beschäftigung schaffen: Es gibt keinen Grund, der dafür spricht, die Familienförderung über die Belastung der Arbeitseinkommen zu finanzieren. Daher sollte sie, wie auch in EU-Ländern üblich, aus dem allgemeinen Steuertopf gedeckt werden. Bei der Wohnbauförderung stellt sich zudem die Frage, ob sie nach der Aufhebung der Zweckbindung noch ihre Berechtigung hat. Aus Sicht der Agenda Austria ist das nicht der Fall, sie sollte in der bestehenden Form abgeschafft und durch eine Subjektförderung ersetzt werden. Gefördert werden sollten nicht Gebäude, sondern Menschen, die nachweisen können, bedürftig zu sein.
- Mehr netto für den Arbeitnehmer: Die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer sollten um mindestens einen Prozentpunkt reduziert werden. Jeder Steuerpflichtige würde unmittelbar davon profitieren. Diese Reduktion sollte gleichmäßig über alle Sozialversicherungsträger erfolgen. Der Finanzierungsbedarf ist nicht durch Leistungskürzungen zu decken, sondern durch höhere Effizienz.
- Kalte Progression kaltstellen: Eine erneute Reform des Steuersystems sollte wenigstens die kalte Progression in ihrer Gänze ausgleichen, wie dies in der Schweiz der Fall ist. Zu empfehlen ist, eine automatische jährliche Anpassung von Tarifsätzen sowie Absetz- und Freibeträgen fest in der Verfassung zu verankern. Dies würde garantieren, dass eine Gehaltsanpassung an die Inflation die Steuerbelastung nicht mehr erhöht und gleichzeitig die Kaufkraft der Steuerzahler sichert.
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