Eine wachsende ökonomische Literatur aus der Zeit vor Corona findet positive Auswirkungen von Homeoffice auf die Arbeitsproduktivität. Allerdings sind diese Studien in der Regel auf besser qualifizierte Arbeitskräfte beschränkt und liefern somit verzerrte Ergebnisse für breite Schichten der Arbeitnehmer im Homeoffice: Nur diejenigen Firmen, die sich davon einen Gewinn erwarten, führen solche Arbeitsarrangements ein, und nur diejenigen Mitarbeiter, die sich im Homeoffice „wohlfühlen“, nutzen auch diese Möglichkeiten.
Auch ein Feldexperiment aus dem Jahr 2010 weist auf einen klaren Zusammenhang zwischen Produktivität und Arbeit von zu Hause aus hin. Die Analyse in einer chinesischen Firma zeigte einen Zuwachs der Produktivität um 20 bis 30 Prozent sowie eine jährliche Ersparnis an Arbeitsplatzkosten für den Arbeitgeber in Höhe von rund 2.000 Euro pro Jahr und Mitarbeiter – die Arbeitsplatzkosten in Österreich dürften noch einmal deutlich darüber liegen.[1] Dennoch wechselte die Hälfte der Mitarbeiter nach dem Versuch zurück ins Office. Zum einen fühlten sich die Arbeitnehmer im Homeoffice isoliert, d. h., ihnen fehlte der soziale Kontakt zu den Kollegen, zum anderen wurden sie auch bei Beförderungen öfters übergangen und kamen nur halb so oft zum Zug wie die Kollegen, die im Office geblieben waren. Auch wenn viele Studien einen positiven Effekt des Homeoffice auf die Produktivität finden, so kann nicht automatisch davon auszugegangen werden, dass dies auch während des „Zwangs-Homeoffice“ in Zeiten des Lockdowns der Fall war. Zum einen liegt das daran, dass der Wechsel unvorbereitet und weniger freiwillig erfolgte. Auch gibt es Unterschiede darin, welche Berufe und Tätigkeiten tatsächlich gut aus dem Homeoffice erledigt werden können.
Mit der Trennung von Arbeitsplatz und erbrachter Leistung lässt sich das Homeoffice aber auch geografisch skalieren. Mit der steigenden Akzeptanz des Distanzarbeitens könnte es zu einer Globalisierungswelle im Dienstleistungsbereich kommen.[2] Anstatt einen Arbeitnehmer zu Hause arbeiten zu lassen, könnte die Tätigkeit in vielen Fällen gleich in andere Länder verlagert werden. Speziell der IT-Bereich, in dem es in Österreich einen Fachkräftemangel gibt, besäße es hohes Potenzial. Während diverse Formen des Crowdworking – hier arbeiten mehrere Menschen aus verschiedensten Teilen der Welt digital an einer Aufgabe zusammen – bislang in Österreich weitgehend unbekannt waren, könnte sich dies in Zukunft stark ändern. Denn es ist zu erwarten, dass auch der Trend der flexiblen Zusammensetzung von Teams zur Lösung von Aufgaben zunehmen wird. Anhand moderner Software-Lösungen ist es möglich, mehrere Personen so zu beschäftigen, dass deren Fähigkeiten besser zur Geltung kommen und „spontane Teams“ für spezifische Situationen geformt werden können. Das bedeutet, dass sich Arbeitswelt bzw. Arbeitsnachfrage mehr auf einzelne Fähigkeiten und weniger auf gesamte Berufskarrieren fokussieren wird.
Insgesamt wird die Nutzung der Arbeit von zu Hause aus in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Langfristig werden jedoch nur jene Bereiche eine Option auf das Homeoffice bekommen, wo der Nutzen die Kosten übersteigt. Zu bedenken ist auch, dass die Arbeit im Büro zu einer Art Privileg werden könnte: einerseits für die Mitarbeiter, anderseits für die Unternehmen, die sich teure, zentral gelegene Büros leisten können.
Der Corona-Lockdown hat gezeigt, wie schnell Unternehmen die Existenzgrundlage entzogen werden kann und wie wenig die derzeitigen Arbeitsverträge darauf abgestellt sind. Um die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen zu stärken, werden sich Arbeitgeber mit der Notwendigkeit erhöhter Flexibilität auseinandersetzen müssen – speziell im Bereich der Kostenstruktur. Ein denkbares Szenario könnte zu einer verstärkten Nutzung von Leiharbeit sowie Zeit- und Werkverträgen führen. Das Beratungsunternehmen Gartner hat erhoben, dass während der Pandemie 32 Prozent der US-Unternehmen Vollzeitarbeitskräfte mit Leiharbeitern ersetzt haben, um Kosten zu sparen.[3] Insbesondere besteht diese Gefahr in jenen Fällen, in denen Tätigkeiten nicht digitalisierbar sind. Erfolgreiches Arbeiten aus der Distanz benötigt aber auch eine andere Form der Flexibilität. So kann es sinnvoll sein, dass von den typischen Kernarbeitszeiten abgegangen wird und sich Arbeitnehmer die Zeit besser einteilen können. Dennoch muss es Klarheit über die Arbeitszeiten geben. Es müssen auch Fristen und Erwartungen des Arbeitgebers Berücksichtigung finden, ebenso muss geklärt werden, wann Mitarbeiter im Büro oder online für Personalbesprechungen und andere Teamaktivitäten zur Verfügung stehen sollen.
Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass das Homeoffice die Produktivität erhöht. Arbeitgeber zeigten sich vor dem Lockdown diesbezüglich noch skeptisch. Hier haben einige Tech-Unternehmen eine Marktlücke gefunden. Eine Analyse des Beratungsunternehmens Gartner[4] zeigt, dass inzwischen 16 Prozent der Arbeitgeber für die Kontrolle ihrer Mitarbeiter neue Technologien einsetzen, z. B. durch virtuelles Ein- und Ausloggen oder Verfolgung der Nutzung von Arbeitscomputern. Im Lockdown sind die Umsätze einige dieser Softwarespezialisten rasant gestiegen. Während manche Unternehmen die Produktivität verfolgen, überwachen andere das Engagement und Wohlergehen der Mitarbeiter, um deren Erfahrungen besser verstehen zu können. Diese Entwicklung hat bereits vor der Pandemie begonnen, wird sich aber mit zunehmender Nutzung des Homeoffice noch einmal verstärken. Hier gilt es einen rechtlichen Rahmen zu finden, der einerseits eine sinnvolle Datennutzung zulässt und das Homeoffice ermöglicht, aber auf der anderen Seite auch die Arbeitnehmer schützt, da Arbeitgeber oftmals die Ausrüstung der Arbeitnehmer bereitstellen und die damit generierten Daten Unternehmenseigentum sind.
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