Vertrauen als Voraussetzung: Eine produktive Zusammenarbeit über digitale Plattformen und aus der Distanz setzt eine Vertrauensbasis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber voraus. Auch ist nicht jede Tätigkeit im Homeoffice durchführbar und nicht jede Wohnung entsprechend ausgestattet. Daher kann ein „Recht auf Homeoffice“ nicht die Lösung sein.
Homeoffice-Gesetz: Durch die verstärkte Nutzung von Homeoffice und Werkverträgen werden Firmen, auch in Österreich, möglicherweise hohe Wertschöpfung produzieren, ohne dass eine einzige Person in einem Büro in Österreich sitzt. Die von der Politik beauftragten Sozialpartner beraten bereits über einen neuen Rahmen, wie sich dies ins bestehende Arbeits- und auch Steuerrecht integrieren lässt. Statt diesen Bereich aber über Regulierungen zu zerstören, sollten Vereinbarungen auf betrieblicher oder zumindest auf kollektivvertraglicher Ebene verpflichtend werden, um die Option des Homeoffice nutzen zu können. Dabei müssen gleich mehrere Aspekte neu geordnet werden, damit das Arbeitsrecht endlich ans 21. Jahrhundert angepasst wird und folglich an Trends, die uns unweigerlich begleiten werden. Aufgrund der Entwicklung und zur Sicherung des Wohlstandes in Österreich gilt es erstens, die Nutzung des Homeoffice rechtlich zu ermöglichen, und es zweitens so auszugestalten, dass sowohl Arbeitgeber, aber auch Mitarbeiter dieses Umfeld als attraktiv empfinden. Während man in Österreich noch bei der Diskussion um die „Rot-Weiß-Rot“-Karte[1] ist, verändert sich die Welt, und der rechtliche Rahmen hinkt hinterher. Die Zukunft sieht so aus, dass Arbeit im Homeoffice über nationale Grenzen hinweg und in einer Art ständig wechselnder Crowdworking-Teams organisiert wird. So können Mexikaner, Spanier und Australier gemeinsam an einem Projekt für ein österreichisches Unternehmen arbeiten. Für Firmen muss es möglich sein, legal und flexibel Arbeitskräfte auch im Ausland zu beschäftigen. Dabei sollte der Gesetzgeber aber auch auf firmenspezifische Unterschiede kontrollieren, weswegen Lösungen auf Betriebsebene zu bevorzugen wären.
Infrastruktur: Ein funktionierender und problemloser Wechsel ins Homeoffice beziehungsweise dessen verstärkte Nutzung braucht eine stabile und schnelle Internetverbindung in den österreichischen Haushalten, damit beispielsweise Videokonferenzen leichter und flüssiger durchgeführt werden können. Laut dem „Speedtest Global Index“ liegt Österreich bei der Geschwindigkeit von Breitbandinternet im europäischen Schlussfeld. Eine effektive Inanspruchnahme des Homeoffice erfordert auch die sonst weniger stark genutzte Bandbreite im Upload. Beim mobilen Internet ist Österreich zwar besser aufgestellt, diese Verbindung reicht aber für eine intensive und flächendeckende Nutzung des Homeoffice nicht aus. Aber gerade, weil die Mobilfunknetze hierzulande vergleichsweise gut ausgebaut sind, wurde das Festnetzinternet lange stiefmütterlich behandelt. Deswegen braucht es Anreize und erhöhte Investitionen in ein schnelles und ausfallsicheres Breitbandnetz. Beim Infrastrukturausbau sollte auch die geografische Kluft zwischen Stadt und ländlichen Gebieten berücksichtigt werden, um dadurch die regionalen Unterschiede nicht zu erhöhen.
Kinderbetreuung: Die Bereitstellung unterstützender Infrastrukturen, beispielsweise Kinderbetreuung, sollte neu bewertet werden. Die verstärkte Nutzung des Homeoffice sollte nicht dazu führen, dass die Kinderbetreuung reduziert wird. Möglicherweise muss die Kinderbetreuung jedoch näher am Wohnort angeboten werden. Das Angebot an Kindergärten, Tagesmüttern oder Horten gerade für Kleinkinder ist ein wichtiger Faktor bei der Beschäftigung von Frauen. Ohne ergänzende Maßnahmen zur Verbesserung der unterstützenden Infrastruktur könnte sich die Belastung insbesondere für Frauen weiter erhöhen. Mit einer flexibleren Ausgestaltung der Arbeitszeiten müssten daher auch die Öffnungszeiten für Kindergarten angepasst werden. Während in Wien fast alle Einrichtungen für Kinder an ihren Betriebstagen mindestens neun Stunden lang geöffnet sind, ist dies in Oberösterreich nur etwa ein Viertel. Zudem variiert der Anteil der ganztägigen Betreuung zwischen den Bundesländern stark: Im Jahr 2017 besuchten vier von fünf Kindern in Wien einen Kindergarten ganztägig inklusive Mittagessen, in Vorarlberg trifft dies nur auf eines von fünf Kindern zu. Österreichweit isst fast die Hälfte (49,6 Prozent) aller Kindergarten-Kinder in der Einrichtung zu Mittag und bleibt ganztags dort, 1972 war es nicht ganz ein Drittel (31,1 Prozent).
Lebenslanges Lernen: Die verstärkte Nutzung des Homeoffice macht auch eine entsprechende Ausbildung der Mitarbeiter notwendig, um die digitalen Möglichkeiten entsprechend nutzen zu können. Hinzu kommt, dass auch die Entwicklungen hin zu Crowdworking und spontan zusammengestellten Teams stärker auf einzelne Fähigkeiten abzielen, die immer wieder und auch weiter geschult werden müssen. Um den Wandel besser zu begleiten, sollten daher finanzielle Anreize für Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber gesetzt werden, um entsprechende Schulungen wahrzunehmen.
Kurzarbeit: Die Kurzarbeit ist ein wichtiger Baustein, um die Krise im Zuge der Corona-Pandemie abzufedern. So liegt auch der private Konsum auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr, was auch als Erfolg der Kurzarbeit gewertet werden kann. Deutlich differenzierter wird es allerdings, wenn es um die Verlängerung der Kurzarbeit geht. In Deutschland ist diesbezüglich eine Diskussion zwischen Politik und Wirtschaftswissenschaftern entbrannt. Dem stabilisierenden Element der Kurzarbeit steht die Gefahr gegenüber, das Problem lediglich zeitlich nach hinten zu verschieben. Damit könnte es sich verstärken und zudem den Wandel, den Krisen oftmals mit sich bringen, verhindern und somit das Wachstum auf viele Jahre hinaus dämpfen. Eine Verlängerung sollte daher den Anreiz für Mitnahmeeffekte reduzieren – beispielsweise indem die Inanspruchnahme eine negative Auswirkung auf die zukünftige Steuerlast hat – und gleichzeitig das Schaffen neuer Arbeitsverhältnisse im gleichen Ausmaß fördern, etwa durch den temporäre Erlass von Sozialversicherungsabgaben für neue Mitarbeiter durch den Staat.
Fußnoten
Schwerpunkt 1: Mehr Wachstum braucht das Land! Wirtschaftswachstum ist in Österreich zu einem Fremdwort geworden. Nicht nur in der Statistik und in den Prognosen der Institute ist es inzwischen weitgehend der Stagnation gewichen. Auch in den Wahlprogrammen der Parteien kommt es kaum noch vor. Man sollte ja erwarten, dass ein Land, dessen reales Br
Wohnen ist in Österreich nicht teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Wohnkostenbelastung liegt unter dem EU-Schnitt. Und doch gibt es Verbesserungsbedarf: Künftige Regierungen sollten den Aufbau von Wohneigentum in der Mitte der Gesellschaft erleichtern, den geförderten Mietmarkt treffsicherer machen und dafür sorgen, dass ausreiche
Der Sozialstaat ist eine Errungenschaft, um die uns viele Menschen auf der Welt beneiden – aber auch eine finanzielle Belastung, die sich immer schwerer stemmen lässt. Die nächste Regierung wird um Sparmaßnahmen nicht herumkommen, wenn das System zukunftsfit bleiben soll. Für die Bürger muss das nicht unbedingt Verschlechterungen mit sich br
Eigentlich wollte die Regierung ja die Staatsschulden senken und die Bürger entlasten. Beides ist leider spektakulär misslungen. In der kommenden Legislaturperiode muss die Politik das Ruder herumreißen und einen Sparkurs einschlagen. Die gute Nachricht: Es gibt ziemlich viele Maßnahmen, die man setzen kann.
Österreich gibt sehr viel Geld für Bildung aus – und bekommt dafür nur mittelmäßige Resultate. In Schulnoten ausgedrückt verdient der Bereich bestenfalls ein „Befriedigend“. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Einserschüler zu werden, auf dem Bildungsmarkt gibt es viele gute Ideen. Die nächste Regierung muss das Rad also nicht neu erf
Die österreichische Wirtschaft leidet unter Personalmangel. Zugleich nimmt die Arbeitslosigkeit wieder zu und die Teilzeitjobs werden immer mehr. Die nächste Regierung hat es in der Hand, den toxischen Cocktail, der sich auf dem Arbeitsmarkt zusammen
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
Lernen Sie uns kennen