
Zusammenfassung
Seit der Jahrtausendwende wurde die Fortbildung der Lehrerschaft in einem Großteil der europäischen Länder und auf EU-Ebene ein zunehmend wichtiges Thema. In einer Studie des Europäischen Parlaments wurde u.a. auf eine wissenschaftliche Untersuchung verwiesen, in der ein positiver Zusammenhang zwischen der berufsbegleitenden Lehrerfortbildung und den schulischen Leistungen von Grundschulkindern festgestellt wird.
Insofern wird Lehrerfortbildung als effizienteres Mittel zur Verbesserung der Schülerleistungen gesehen als strukturelle Maßnahmen wie die Verringerung der Klassenschülerzahl.
In einem aktuellen Bericht der Europäischen Kommission wird der Zusammenhang zwischen der politischen Reglementierung und der aktuellen Situation des Lehrerberufs in den europäischen Ländern analysiert. Auf dieser Basis lassen sich für den Bereich der Lehrerfortbildung folgende Aussagen treffen:
- In den meisten europäischen Ländern fühlen sich die Lehrkräfte im eigenen Fach ausreichend geschult, halten jedoch Weiterbildung in Bereichen für wesentlich, durch die ihre pädagogisch-didaktischen Kompetenzen und das Wissen über innovative Lehrmethoden gestärkt werden. Beim älteren Teil der Lehrer stehen zudem Themen wie „IKT-Kompetenzen für den Unterricht“ an vorderster Stelle.
- Im überwiegenden Teil der europäischen Länder ist Lehrerfortbildung als Teil der Berufspflicht verankert, allerdings in sehr unterschiedlichen Zeitausmaßen: Die Bandbreite reicht hier von acht Stunden jährlich in Luxemburg bis zu 68 Stunden in Serbien. Am ambitioniertesten ist man in den Niederlanden, wobei hier die Fortbildung keine Verpflichtung, sondern eine Empfehlung darstellt: In den Tarifverträgen ist ein Anspruch auf 83 Stunden berufliche Weiterbildung vorgesehen.
- Die tatsächliche Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen weist eine Bandbreite zwischen rund vier Tagen und über 20 Tagen pro Jahr auf. Es besteht eine positive Korrelation zwischen der Anzahl an Tagen, die für Weiterbildung aufgebracht werden, und der rechtlichen Verpflichtung dazu. In Ländern, in denen die Weiterbildung als
Berufspflicht definiert ist und Voraussetzung für eine Beförderung darstellt, liegt die Beteiligung in der Regel über dem EU-Durchschnitt. 27
- In nahezu zwei Drittel der europäischen Länder werden Anreize für die Teilnahme an beruflicher Fort- oder Weiterbildung gesetzt, wobei diese sehr unterschiedlich ausfallen können. Die am öftesten verwendete Maßnahme ist dabei die Beförderung: In acht Ländern werden Lehrkräfte in der Regel dann befördert, wenn sie erfolgreich an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen haben, in zehn weiteren wird eine Teilnahme als ein Faktor bei Beförderungen mit berücksichtigt.
- Autor: Wolfgang Feller, Anna Stürgkh
- Datum: 07. Februar 2017