Wie Homeschooling funktionieren kann
- 13.08.2020
- Lesezeit ca. 3 min
Ruhe vor dem Sturm
Das erste Schuljahr mit Distanzlehre ist beendet und die Schüler wurden in die Sommerferien entlassen. Die ersten Erfahrungen mit der Digitalisierung und dem Unterricht zu Hause waren – vorsichtig ausgedrückt – durchwachsen. Schüler, Lehrer, Eltern und Ministerium – alle waren ob der unerwarteten Umstellung gefordert und in vielen Fällen sogar überfordert.
Zwar wird der Ausbau der Digitalisierung der Bildung seit vielen Jahren diskutiert. Passiert ist wenig bis nichts. Der Unterricht an österreichischen Schulen hat sich seit Jahrzehnten nicht wesentlich verändert. Selbst dann nicht, wenn technische Neuerungen eingesetzt wurden. Er basiert im Wesentlichen bis heute auf dem Prinzip: Raum, Lehrer, Schüler. Die Notwendigkeit, digitale Lehrformen auch in der Praxis breitenwirksam anwenden zu müssen, kam für Österreich überraschend und traf Ministerium wie auch Bildungseinrichtungen völlig unvorbereitet. Die Corona-Krise war ein Schock für Schulen und Lehrer.
Nun kann man der Meinung sein, dass das Experiment „Homeschooling“ angesichts seiner überstürzten Einführung im Großen und Ganzen recht passabel funktioniert hat. Aber dass kurzerhand den Eltern die Verantwortung für den Unterricht übertragen wird, war ein Armutszeugnis für das österreichische Bildungssystem. Ein Distanzunterricht kann nicht daraus bestehen, aus Eltern Hilfslehrer zu machen, die mit Materialien bespielt werden. Wird man im Home-Office alle drei Minuten vom Kind im „Homeschooling“ unterbrochen, kann von einem Erfolg schwerlich die Rede sein. Auch wird sich eine Produktivitätssteigerung durch das Home-Office so nicht ausgehen.
Es ist zwar löblich, dass einige Lehrer trotz der mangelnden Schulung auf digitale Lehrprogramme zurückgegriffen haben. Diese Programme sind aber nur Hilfsmittel für den Lehrer und können diesen nicht ersetzen. Die räumliche Distanz im „Homeschooling“ entbindet die Lehrkräfte nicht von den pädagogischen Aufgaben. Gerade damit auch schwächere Schüler die nötige Unterstützung bekommen, ist es unabdingbar, dass der Lehrer auch in der Distanzlehre sowohl präsent als auch mit den Schülern und Eltern im ständigen Austausch sind. Auch hierfür gäbe es bereits die technischen Hilfsmittel.
Einen vernünftigen Ablauf im öffentlichen Bildungssystem schulden wir nicht nur unseren Kindern. Was viele übersehen, ist, dass die Form der Distanzlehre, wie wir sie im Frühjahr erlebt haben, erhebliche gesellschaftliche wie wirtschaftliche Kosten verursacht, die wir auch noch lange nach der Pandemie spüren werden.
In dieser Arbeit beleuchten wir die Folgen von geschlossenen Schulen und Kindergärten auf dem Arbeitsmarkt. Dabei wirkt sich die Schließung der Betreuungseinrichtungen auf zwei unterschiedliche Weisen aus:
- Eine (teilweise oder temporäre) Schließung der Betreuungseinrichtungen stellt die Eltern vor die Herausforderung, die Betreuung selbst zu organisieren. In Zeiten der Pandemie ist eine Fremdbetreuung oder Betreuung über Großeltern schwierig. Daher haben viele Elternteile weniger gearbeitet, um sich dem Unterricht ihrer Kinder widmen zu können.
- Aber nicht nur für die Eltern wirkt sich die Schließung von Bildungseinrichtungen negativ aus. Auch die Schüler selbst werden die Auswirkungen der entgangenen Ausbildungsmonate später im Arbeitsleben zu spüren bekommen.
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