Handlungs­empfehlungen

Integration von Migranten am Arbeitsmarkt

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Um die sprachlichen Kompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund und/ oder aus bildungsfernen Familien weiter zu verbessern und noch nachhaltiger zu fördern, bedarf es deshalb einer grundlegenden Neuausrichtung aller damit befasster Bildungseinrichtungen.

Dem Erlernen der deutschen Sprache muss von Anfang an eine besonders hohe Priorität eingeräumt werden, gerade für Kinder aus Familien, in denen die frühe sprachliche Förderung nicht in ausreichendem Maß geleistet wird.

Das neue Konzept der Bundesregierung mit der Einführung von standardisierten Tests vor Schuleintritt, der Bildung von „Deutschförderklassen“ und der Verbesserung der Sprachkompetenz vor Übertritt in den Regelunterricht geht in die richtige Richtung, ist aber nur ein erster Schritt. Das Ziel aller Reformbestrebungen muss sein, dass Kinder bereits vor dem Eintritt in die erste Schulstufe die deutsche Sprache ausreichend beherrschen, um dem Unterricht folgen zu können. Damit Deutschförderklassen erst gar nicht eingerichtet werden müssen.

„Das Ziel aller Reformbestrebungen muss sein, dass Kinder bereits vor dem Eintritt in die erste Schulstufe die deutsche Sprache ausreichend beherrschen, um dem Unterricht folgen zu können.“

Aus diesem Grund muss ein Reformschwerpunkt auf die frühe sprachliche Förderung in der Familie und im Kindergarten als erste Bildungseinrichtung gelegt werden. Je früher Sprach- und Lernhandicaps von Kindern aus migrantischen und/ oder bildungsfernen Familien erkannt werden, desto eher besteht die Möglichkeit, geeignete Fördermaßnahmen zu ergreifen.

Konkret empfiehlt die Agenda Austria die Umsetzung folgender Maßnahmen:

  • Bereits nach spätestens 36 Monaten sollte im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung eine Sprachstandsfeststellung mit Fokus auf die deutsche Sprache durchgeführt werden. Bei einer unzureichenden Sprachentwicklung sollten die Eltern zu Beratungsgesprächen verpflichtet und entsprechende Fördermaßnahmen besprochen und eingeleitet werden.
  • Das Ergebnis dieser Sprachstandsfeststellung und die empfohlenen Fördermaßnahmen sollten der Ausgangspunkt einer durchgängigen Dokumentation der gesamten sprachlichen Entwicklung sein, die über alle Bildungsinstitutionen laufend überprüft und fortgeführt werden muss. Diese Dokumentation sollte neben einer Übersicht über alle Fördermaßnahmen auch Nachweise über die individuellen Lernfortschritte enthalten.
  • Die geltende Vereinbarung zwischen Bund und Ländern über die frühe sprachliche Förderung in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen sollte weitergeführt und um verbindliche Ziele sowie ein Berichtswesen über die Zielerreichung ergänzt werden.
  • Österreich braucht außerdem ein deutlich besseres Betreuungsangebot, vor allem für die Unter-Dreijährigen: flächendeckend, zuverlässig, flexibel und in hoher Qualität. Dies ist nicht nur ein Appell an die Politik, sondern auch an Unternehmen und private Initiativen, die durch eigene Betreuungseinrichtungen ebenso dazu beitragen können, dass alle Kinder in Österreich die Chance auf Bildung bekommen.
  • Der frühkindlichen Bildung kommt gerade in Bezug auf den Erwerb und die Förderung von Sprachkompetenzen eine Schlüsselrolle zu. Der Kindergarten als Bildungsinstitution muss deshalb insgesamt aufgewertet werden. Um eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten, braucht es bundeseinheitliche Standards, die überall eingehalten und durchgesetzt werden.
  • Auf allen Stufen des Bildungssystems, beginnend bei der frühkindlichen Bildung, übernehmen die Pädagogen die Verantwortung dafür, dass die Kinder ein ihrem Alter entsprechendes Kompetenzniveau in der deutschen Sprache erreichen. Ist abzusehen, dass ein Kind zurückbleibt, sind rechtzeitig Fördermaßnahmen einzuleiten. Dabei sind sowohl die Eltern zu aktivieren, als auch unterstützende Fachleute einzubeziehen.
  • Die Ausbildung aller Elementarpädagogen sollte künftig um all jene Qualifikationen ergänzt werden, die es braucht, um eine frühe Förderung der Sprachkompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund und/oder aus bildungsfernen Familien gewährleisten zu können. Sprachdiagnostische Analyseverfahren unterstützen die Pädagogen bei der frühzeitigen Erkennung von sprachlichen Entwicklungsproblemen.
  • An Standorten mit mehr als 30 Prozent mehrsprachigen Kindern sollten verpflichtend Weiterbildungsmaßnahmen zur besseren Förderung der Sprachkompetenzen für alle Elementarpädagogen durchgeführt werden. In besonders belasteten Standorten sorgen Sprachlernkoordinatoren für eine Unterstützung der Pädagogen und die Koordination der Weiterbildung.
  • Insbesondere der Beruf der Elementarpädagogen mit Leitungsfunktion sollte durch eine schrittweise Akademisierung weiter verbessert, an internationale Standards herangeführt und auf diese Weise aufgewertet werden. Derzeit geht nur etwa ein Drittel der Absolventen der Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik direkt in den erlernten Beruf. Ein wesentlicher Teil besucht hingegen eine Universität, um sich für besserbezahlte Aufgaben zu qualifizieren.
  • Das alles kostet Geld, das man durch eine Umstrukturierung der Bildungsausgaben durchaus aufbringen könnte. Gemessen an den jährlichen Ausgaben pro Kind liegt Österreich in etwa im Durchschnitt der OECD-Länder. Aber es wird deutlich, dass Länder wie Dänemark, Schweden oder Finnland zwischen 20 und 60 Prozent mehr in dieser Bildungsphase aufwenden, dafür weniger im Sekundarbereich[1].
  • Nicht zuletzt gilt es, im Laufe der Zeit eine neue Kultur des Sprachenlernens zu fördern. Für Kinder, Eltern, Elementarpädagogen und Lehrer muss das Erlernen der deutschen Sprache an erster und oberster Stelle im Bildungs- und Erziehungsprozess stehen. Sprach- und Lesekompetenz ist eine der wichtigsten Grundkompetenzen unserer Wissensgesellschaft, Voraussetzung für eine selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftliche Leben und Grundlage jeder weiteren Bildungsarbeit. Es muss in allen gesellschaftlichen Schichten und Gruppen zu einer Selbstverständlichkeit werden, das Erlernen der deutschen Sprache für jeden selbst und für die eigenen Kinder bestmöglich zu fördern.

Fußnoten

  1. Siehe OECD (2017).
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