Handlungsempfehlungen

Was tun gegen Negativzinsen?

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Maßnahmen für ein Ende des „Armsparens“. Es braucht in Österreich eine neue Spar- und erstmals eine Kapitalmarktkultur. Sparbücher sind nicht risikoarm, weil sie ein langfristiges Risiko für die Kaufkraft des persönlichen Geldvermögens sind. Ein erster Schritt sollte sein, Sparbuchzinsen nicht weiter mit einem im Vergleich zu Wertpapieren begünstigten Steuersatz zu belegen. Die Kapitalertragsteuer sollte für alle Anlageformen auf 25 Prozent gesenkt werden.

Vehikel für die Altersvorsorge. Angesichts der offensichtlichen Herausforderungen für die Finanzierung der öffentlichen Altersvorsorge[1] braucht es günstige und steuerlich attraktive Vehikel für die private Vorsorge. Ein endbesteuertes Depot bzw. Konto für die eigene Altersvorsorge könnte so eines sein. Dabei werden die Erträge während der Laufzeit unabhängig von dem jeweiligen Wertpapier oder Sparplan nicht besteuert, sondern am Ende der Laufzeit einmal der halben Kapitalertragsteuer unterworfen. Die Steuerlast wird also ans Ende des Lebens verschoben, der Zinseszins-Effekt kann in der Ansparphase hingegen voll wirken.

Reform von Mitarbeitervorsorgekassen. Für die aktuell wenig verbreitete zweite Säule (Pensions- und Mitarbeitervorsorgekassen) braucht es hingegen eine Verbreiterung der Basis analog zu den 401(k)-Plänen in den USA. Dort können Mitarbeiter derzeit bis zu 19.000 US-Dollar jedes Jahr von ihrem Lohnzettel einkommensteuerfrei auf Sparpläne transferieren. Österreich gibt im Vergleich kaum Anreize.[2] Ein Ansatz wäre, für Mitarbeiter die Möglichkeit zu schaffen, den aktuellen Satz für die Mitarbeitervorsorgekassen (1,53 Prozent des Bruttolohns) mit einem eigenen Ansparplan steuerbefreit zu verdoppeln. Das müsste aber mit mehr Wettbewerb und damit weniger Kosten für die Kassen einhergehen und daher mit einer Reform der Mitarbeitervorsorgekassen. Das Ziel muss sein, dass auch diese Kassen tatsächlich langfristig investieren können. Derzeit können Mitarbeiter nach drei Jahren bereits ihr Geld aus den Vorsorgekassen abziehen, was dazu führt, dass diese hohe Bestände an Anleihen, aber geringe Bestände an renditebringenden Aktien oder Immobilien im Depot haben. Eine Opt-out-Möglichkeit für gerade junge Sparer könnte dafür sorgen, dass sie renditeorientierter veranlagen können.

Die Niedrigzinsen nützen. Der österreichische Staat erspart sich Jahr für Jahr Milliarden durch die Niedrigzinsen. Diese Spielräume sollten genutzt werden, um die Bürger steuerlich zu entlasten. Die Niedrigzinsen haben etwa in der Vergangenheit bereits mehr gebracht, als die kalte Progression an zusätzlichen Steuereinnahmen ausmacht. Letztere sollte in einem ersten Schritt abgeschafft werden.[3]

Unternehmerische Investitionen besserstellen. Um der Geldpolitik die Arbeit zu erleichtern und die Konjunktur zu beleben, sollte alles unternommen werden, damit Unternehmen stärker in Europa investieren. In Österreich sollte bei den Abschreibungsregeln angesetzt werden.[4] Die Republik sollte Unternehmen einen schnelleren Abschreibungsplan als Alternative ermöglichen. Ein Beispiel zeigt den möglichen Vorteil: Wer eine Investition über zehn Millionen Euro tätigt, muss derzeit beispielsweise über sieben Jahre gleichmäßig abschreiben. Das vermindert den zu versteuernden Gewinn um 1,4 Millionen Euro jährlich. Höhere Abschreibungssätze zu Beginn der Investition (degressive Abschreibung) hingegen ermöglichen in den ersten Jahren der Anschaffung eine höhere Abschreibung, die in weiterer Folge absinkt. Investitionen wären in den ersten Jahren steuerlich deutlich bessergestellt. Eine größere Investitionsbereitschaft würde zu mehr Produktivität und Wohlstand führen.

Kritik an der Geldpolitik äußern und Transparenz schaffen. Österreich sollte seine Stimme auf europäischer Ebene nutzen, um für eine restriktivere Geldpolitik einzutreten. Darüber hinaus könnte das österreichische EZB-Ratsmitglied eine Reform forcieren, die die Transparenz der Entscheidungsfindung erhöht. Transparent über das Abstimmungsverhalten und die Argumente zu informieren würde die Entscheidungen nachvollziehbarer machen.

Schulbildung hilft Vermögensaufbau. Es braucht insbesondere an den Schulen mehr Informationen und Wissen bezüglich der fundamentalen Fragen des Sparens, Investierens und Vorsorgens. In Österreich gilt die Veranlagung in Aktien nach wie vor als Spekulation, auch wenn sie langfristig gesehen eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, um Vermögen aufzubauen. Es braucht die Vermittlung von Grundlagen, etwa die Bedeutung der breiten Streuung von Wertpapieren. Dazu gehören auch wissenschaftliche Erkenntnisse, etwa zu den langfristig drastischen Renditeunterschieden zwischen Aktien (7,8 Prozent), Anleihen (1,46 Prozent) und Bankeinlagen (0,3 Prozent).[5]


Fußnoten

  1. Vgl. Kucsera & Nagl (2019).
  2. Vgl. OECD (2018b).
  3. Vgl. Kucsera & Sustala (2019).
  4. Vgl. Kucsera et al. (2019).
  5. Jorda et al. (2019).
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