Flachere Lohnkurve statt teures Job-Programm
- 02.10.2017
- Lesezeit ca. 2 min
Neue Zahlen der EU zeigen: Ältere verdienen in Österreich unverhältnismäßig mehr als Jüngere. Die Arbeitslosigkeit bei Älteren ist auf Dauer nur zu stoppen, wenn das Senioritätsprinzip abgeschwächt wird.
Die Konjunktur zieht an und damit sinkt die Arbeitslosigkeit. Das ist erfreulich, vor allem für jene Personen, die nun wieder eine Stelle haben. Dennoch sind nach wie vor Maßnahmen nötig, um weitere Jobsuchende zurück ins Arbeitsleben zu bringen. In einer Gruppe bleibt die Arbeitslosigkeit nämlich hartnäckig hoch: Bei den über 50 Jahre alten Personen.
Die Aktion 20.000, ein Beschäftigungsprogramm für ältere Arbeitslose, das mehrere Hundert Millionen Euro kostet, hat dort den Anstieg der Arbeitslosigkeit zwar fast gestoppt. Der Grund dafür, dass Ältere nach wie vor schwer einen Job finden, ist aber nicht beseitigt. Dieser liegt vor allem darin, dass die Lohnkurve in Österreich zu steil ist.
Höhere Gehälter in der Mitte des Erwerbslebens
„Die Löhne sollten mit höherem Alter weniger stark ansteigen, ohne dass das Lebenseinkommen sinkt“, meint daher Ökonom Michael Christl, Mitautor der Studie “Jung, älter, arbeitslos?”. „Wenn die Löhne weniger stark steigen, eröffnet das Spielraum dafür, in der Mitte des Erwerbslebens höhere Gehälter zu zahlen“, so Christl. Er plädiert dafür, das Gehalt stärker nach der Produktivität auszurichten und weniger nach dem Alter (der Seniorität). Dass das Senioritätsprinzip in Österreich stärker ausgeprägt ist als in den meisten anderen Ländern, zeigen folgende Zahlen der EU-Kommission:
In Österreich (ähnlich wie in Frankreich, Italien oder Portugal) beträgt der Stundenlohn für Arbeitnehmer unter 30 Jahren im Schnitt nur gut 57 Prozent des Stundenlohns von Arbeitnehmern über 60. Jüngere verdienen also knapp 43 Prozent weniger als ältere Arbeitnehmer. Das ist einer der größten Unterschiede innerhalb der EU.
Aktion 20.000 ist keine nachhaltige Lösung
Sozialminister Alois Stöger hat ja angekündigt, nun müsse die Aktion 20.000 flächendeckend in ganz Österreich umgesetzt werden. “Das ist eine teure und nicht nachhaltige Lösung des Problems”, stellt Michael Christl dazu fest. Sobald die staatliche Finanzierung dieser extra geschaffenen Arbeitsplätze auslaufe, sei die Gefahr groß, dass ältere Arbeitnehmer wieder ohne Job dastehen. “Die Verantwortlichen sollten möglichst rasch für flachere Lohnkurven sorgen”, meint Christl.
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