Pensionen

Equal Pension Day: Viel Emotion, wenig Substanz

Jedes Jahr sorgt der Equal Pension Day für mediale Empörung – mit starker Symbolkraft, aber schwacher Sachlage. Die Debatte kreist um Symptome, nicht um Ursachen.

Der „Equal Pension Day“ fiel heuer auf den 7. August. Das war jener symbolträchtige Tag, an dem Männer bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen im ganzen Jahr erhalten werden. Jedes Jahr ruft diese himmelschreiende Schieflage breite politische und mediale Empörung hervor. Ein Tag mit viel Emotion und wenig Substanz. Der Ruf nach Gerechtigkeit ist laut, doch der Blick auf Ursachen bleibt oberflächlich.

Die Faktenlage ist komplexer, als es plakative Schlagzeilen vermuten lassen. Die Berechnungen basieren lediglich auf Daten der Pensionsversicherung. Beamtenpensionen, Betriebs- und Auslandspensionen bleiben außen vor. Zudem handelt es sich um Durchschnittswerte aller aktuellen Pensionisten, nicht um jene der Neuzugänge. Würde man nur die Neuzugänge 2024 betrachten, läge der Equal Pension Day immerhin schon bei Ende August. Bezieht man auch die höhere Lebenserwartung von Frauen (und damit die längere Pensionsdauer) ein, ist man schon im Oktober. 

So oder so: Ein Pensionsunterschied besteht. Doch anders als oft behauptet, hat dieser wenig mit Diskriminierung zu tun. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, unterbrechen ihre Erwerbskarriere öfter, zahlen durchschnittlich weniger ein – und gehen früher in Pension. All das schlägt sich im Pensionskonto nieder.

Was also tun? Ein oft genannter Ansatz ist der Ausbau qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung – und ja, dieser ist essenziell. Doch das Beispiel Wien zeigt die begrenzte Wirksamkeit: Neun von zehn Kindern könnten dort ganztägig betreut werden – dennoch liegt die weibliche Teilzeitquote bei 45 Prozent. Betreuung allein ist nicht der Schlüssel. Es geht um Rollenbilder – und um Anreize.

Dass viele – gerade Frauen – ihr Erwerbspotenzial nicht ausschöpfen, liegt weniger an fehlenden Möglichkeiten als am geringen Anreiz: Arbeit rechnet sich oft schlicht nicht. Wer in Österreich seine Stunden verdoppelt, bekommt am Monatsende nicht doppelt so viel, sondern kaum 70 Prozent mehr aufs Konto. Die hohe Steuer- und Abgabenlast bremst – nicht nur finanziell, sondern auch mental.

Es überrascht daher kaum, dass ein Viertel der Teilzeitbeschäftigten gar nicht Vollzeit arbeiten will. Viele ahnen: Mehr Einsatz lohnt sich nicht, wenn dann nur für den Staat, von dem sich viele Bürger ausgenutzt fühlen. Zumal viele Bürger vollen Zugang zu den Sozialsystemen bekommen, ohne selbst jemals eingezahlt zu haben. Das finden nicht wenige Menschen ungerecht. 

Eine faire Entlastung der Arbeit wäre daher nicht nur gerecht, sondern der wirksamste Hebel gegen eine ganze Reihe von Missständen: Teilzeitfalle, Pensionslücke und Fachkräftemangel zugleich.

Wer über Gleichstellung spricht, darf über Steuerpolitik nicht schweigen. Das demotiviert – nicht nur Frauen. Wer seine Lebenszeit in Leistung investiert, will auch über den Großteil des Erwirtschafteten verfügen dürfen.

Das eigentliche strukturelle Problem ist daher die hohe Steuer- und Abgabenlast auf Arbeit. Sie bremst Erwerbsanreize aus – besonders im unteren und mittleren Einkommenssegment, dem Bereich in dem viele Frauen tätig sind. Wer das ernsthaft ändern will, muss an die Wurzel gehen: Steuern runter, Netto rauf. Nicht nur für Frauen, sondern für alle.

Das würde nicht nur die Pensionslücke verkleinern, sondern auch die Arbeitswelt insgesamt gerechter, attraktiver und leistungsfreundlicher machen. Und vielleicht wäre der Equal Pension Day dann irgendwann kein Symbol für Ungleichheit mehr – sondern ein historisches Relikt.

 Gastkommentar von Carmen Treml in der ‘Presse’ (8.8.2025). 

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