Die Inflation frisst unseren Wohlstand
- 13.10.2022
- Lesezeit ca. 3 min
Um den Wohlstand ist es angesichts der Teuerung schlecht bestellt. Doch das düstere Bild im „Wohlstandsbericht“ der Arbeiterkammer überspannt den Bogen.
„50 Prozent haben kein Polster gegen die Inflation“ war am Donnerstag im Kurier zu lesen. Der Artikel bezog sich auf den aktuellen „Wohlstandsbericht“ der Arbeiterkammer (AK), der mit düsteren Bildern aufwartet. Aber stimmt auch alles, was die AK da behauptet? Dass die Hälfte der Österreicher so gut wie keine finanziellen Reserven habe, ist jedenfalls eine überraschende Diagnose. Denn laut Vermögenserhebung der Oesterreichischen Nationalbank hatte eine Person in der Mitte der Gesellschaft, je nach Alter, 14.000 bis 160.000 Euro Nettovermögen. Selbst Pensionisten mit einem mittleren Nettovermögen von 98.000 Euro oder Arbeitslose mit durchschnittlich 3.000 Euro stehen nicht völlig blank da. Insgesamt darf bezweifelt werden, dass viele Österreicher angesichts milliardenschwerer Antiteuerungspakete ihre Notgroschen überhaupt angreifen müssen.
Natürlich wirken sich der Krieg in der Ukraine und die Teuerung negativ auf den Wohlstand der Österreicher aus. Überraschend sind aber einige Schlüsse, welche die AK-Autoren aus ihrer Analyse ziehen: „Die Vermögenskonzentration spitzt sich zu“, wird etwa vermeldet. Fünf Prozent der Österreicher besäßen 55 Prozent des Vermögens. Und: „Die ohnehin schon sehr hohe Vermögenskonzentration wird steigen“, heißt es im Bericht. Wie die Kammer-Experten auf diese Werte kommen, verraten sie nicht. Der betreffende Indikator hat keine aktuellen Zahlen und kann damit auch keine Veränderung abbilden. Dennoch wurde die Kategorie in der Bewertung auf den negativsten Wert abgestuft.
Nun ist es kein Geheimnis, dass die Vermögensverteilung in Österreich nicht zu den egalitärsten der Welt gehört. Die Angaben der AK sind dennoch nicht nachvollziehbar: Laut Nationalbank besitzen die reichsten fünf Prozent 48 Prozent des Nettovermögens. In der aktuellsten Erhebung ist dieser Anteil auf 43 Prozent gesunken. Von einer Zuspitzung kann also keine Rede sein, im Gegenteil. Dass die Reichen demnächst reicher werden, ist angesichts der drohenden Krise eher nicht zu erwarten.
Man kann die hohe Vermögensungleichheit in Österreich natürlich als Problem sehen. Aber dann sollte man die Gründe dafür nennen, um sie auch richtig zu adressieren: Die Hälfte der Österreicher hat kein Wohneigentum. Immobilien sind aber die wichtigste Vermögenskomponente. Länder wie Estland, Polen, Litauen oder die Slowakei bringen es auf Eigentumsquoten von über 80 Prozent. Entsprechend fehlt es in der Mitte der Gesellschaft am Vermögen. Italiener, Spanier oder auch Slowenen sind hier vermögender. Die alten Rufe nach neuen, höheren Steuern und Preisdeckeln helfen hier wenig. Wer den Menschen helfen und die Verteilung gerechter gestalten will, der muss den Vermögensaufbau und den Immobilienerwerb unterstützen. Dann hätte auch die AK heute weniger über die Probleme der Bürger mit steigenden Mieten und dem fehlenden Polster gegen die Inflation zu beklagen. Überraschend wenig Kritik hört man in Richtung Zentralbank. Deren Aufgabe wäre es für Preisstabilität zu sorgen. Dann käme aber auch die Sozialpolitik auf Pump unter Druck.
Gastkommentar von Hanno Lorenz für den “Kurier” (8.9.2022).
Mehr interessante Themen
Österreichs Inflationsrate weiterhin hoch
Die Inflation in Österreich hält sich hartnäckig. Während viele andere Länder schon aufatmen können, ist die Inflationskrise für uns also noch nicht vorbei.
Ist ihr Chef auch schon im Urlaub?
Alljährlich beginnt für die Arbeiterkammer der Jänner mit dem so genannten „Fat Cat Day“. Dabei handelt es sich um eine fragwürdige Berechnung, die zeigen soll, dass unsere Firmenchefs zu viel verdienen. Was Arbeitnehmervertreter gegen flauschige Haustiere haben, wenn diese wohlgenährt ihr Dasein fristen, bleibt eines der großen Rätsel d
Preist sich Österreich aus dem Markt?
Österreich liegt nicht nur bei den Inflationsraten im europäischen Spitzenfeld, sondern auch bei der Entwicklung der Lohnstückkosten, wie eine Analyse der Agenda Austria zeigt. Die Lohnstückkosten messen die Arbeitskosten je produzierter Einheit. Steigen die Löhne schneller als die Produktivität, dann nimmt die preisliche Wettbewerbsfähigkei
Warum uns die Inflation noch lange begleiten wird
Immer wieder hört man in Österreich von den Preisanstiegen bei Lebensmittel, beim Heizen oder beim Benzin. Tatsächlich hat sich die Inflation in Österreich aber längst in der Breite verfestigt. Wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt, steigen die Preise abseits von Energie und Lebensmittel inzwischen sogar stärker.
Steuereinnahmen sprudeln in Rekordhöhe
In den ersten drei Quartalen 2023 nahmen vor allem die Einnahmen aus der Umsatzsteuer stark zu. Über die Umsatzsteuer nahm der Staat in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 laut Agenda Austria 28,5 Milliarden Euro ein, das sind rund zwei Milliarden Euro mehr als noch im vergangenen Jahr zum gleichen Zeitpunkt.
Dem Sozialstaat gehen die Finanziers aus
Eine breite Mehrheit der Bevölkerung profitiert von Leistungen, die nur noch eine Minderheit bezahlt. Für die Anhänger einer starken Umverteilung sollte das alarmierend sein.