5 Gründe, warum Österreich eine Pensionsreform braucht
- 26.02.2016
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Sind die Pensionen nachhaltig finanzierbar? Wenn nicht, welche Maßnahmen sollen für dieses Ziel getroffen werden? Am kommenden Montag, den 29. Februar, will die Regierung bei einem "Pensionsgipfel" Antworten auf diese Fragen geben.
Fünf Gründe, warum Österreich nach Ansicht der Agenda Austria eine rasche Reform des Pensionssystems braucht.
#1: Weil die Bürger später auf den Arbeitsmarkt kommen, aber früher in Pension gehen
Die steigende Lebenserwartung und der frühere Pensionsantritt führen dazu, dass sich das Verhältnis von Arbeits- zu Pensionszeit in den letzten Jahrzehnten stark auseinander entwickelt hat. Vor 25 Jahren, 1991, hat ein Österreicher im Durchschnitt um vier Jahre länger gearbeitet und war gleichzeitig um sieben Jahre weniger in Pension. 1971 wurde gar um sieben Jahre länger gearbeitet und die Pension acht Jahre lang bezogen, während es jetzt 22 sind.
#2: Weil immer weniger Aktive auf immer mehr Pensionisten treffen
Aktuell kommen in der österreichischen Pensionsversicherung auf 1000 Erwerbstätige 517 Pensionsbezieher. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Gruppen ist wichtig, weil in einem Umlagesystem, wie es Österreich hat, die jetzt Erwerbstätigen die Pensionen der Menschen im Ruhestand finanzieren.
Ohne Reformen wie z.B. eine automatische Anpassung des gesetzlichen Pensionsalters an die steigende Lebenserwartung werden 2030 auf 1000 Erwerbstätige schon 591 Pensionisten kommen. 2045 müssten dann 1000 Erwerbstätige die Renten von sogar 714 Pensionisten finanzieren.
#3: Weil das Pensionssystem nicht nachhaltig ist
Der steuerfinanzierte Anteil an den Pensionszahlungen liegt bei derzeit 6,3 Prozent des BIP. Das klingt harmlos, ist aber mehr als das Fünffache des Budgets für die Universitäten, die 1,2 Prozent des BIP erhalten. Langfristig steigt der Anteil der Pensionen am BIP sogar auf 7,9 Prozent. Auch der Kostenrückgang im Bereich der Beamtenpensionen kann diesen Anstieg nicht bremsen.
#4: Weil das aktuelle System die Österreicher ungleich behandelt
Für Beamte gelten andere Gesetze bei der Pensionsberechnung als für Arbeiter/Angestellte, Bauern, Selbständige und Freiberufler. Dies führt dazu, dass sie für einen Euro, den sie in die Pensionsversicherung einzahlen, viel mehr an Pension erhalten als ASVG-Versicherte. Ein Sonderfall unter den Beamten sind dann noch Mitarbeiter der Nationalbank.
Neben der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe spielt auch das Alter eine Rolle, ob jemand bevorzugt oder benachteiligt wird. Österreicher unter ca. 35 Jahren würden von einer automatischen Anpassung des Pensionsalters an die steigende Lebenserwartung profitieren. Während derzeit vor allem sie die steigenden Pensions-Kosten durch Steuern oder Verschuldung tragen müssen.
#5: Weil das öffentliche Pensionssystem ohne Automatik nicht zu sichern ist
Die Lebenserwartung steigt jedes Jahr um etwa drei Monate. Daher spricht sich die Agenda Austria dafür aus, ähnlich wie in Schweden die steigende Lebenserwartung automatisch im Pensionssystem zu berücksichtigen. Und zwar, indem das gesetzliche Pensionsantrittsalter jährlich um zwei Monate angehoben wird.
Anders als von manchen lange behauptet, gibt es in 14 EU-Staaten einen Automatismus im Pensionssystem. Weitere fünf Länder werden einen solchen Nachhaltigkeitsmechanismus einführen.
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