Der „Equal Pay Day” im Oktober ist jener Tag, an dem Männer durchschnittlich jenes Einkommen erreicht haben, für das Frauen noch bis Ende des Jahres arbeiten müssen.
Dabei wird stets die Botschaft mitgeliefert, dass Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden. Dass die Sache komplizierter ist, wird schnell klar, wenn man sich die Details ansieht. Für einen wesentlichen Teil des Lohnunterschiedes gibt es nämlich einfache Erklärungen. So arbeiten Frauen öfter in Teilzeit. Aussagen zur schlechteren Bezahlung bei gleicher Arbeit sind also auf Basis dieser unbereinigten Zahlen Fake News. Frauen arbeiten zudem häufiger in gering entlohnten Branchen und unterhalb ihres Qualifikationsniveaus.
Verschärft wird diese Situation dadurch, dass meist Frauen in Karenz gehen. Dass der Partner mit dem niedrigeren Einkommen zuhause bleibt, ist im Rahmen der Familienplanung nicht überraschend. Dadurch ist es für Frauen schwierig, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen und mit den steigenden Einkommen der Männer mitzuhalten, sofern sie überhaupt ins Berufsleben zurückkehren.
Welch starke Rolle die Mutterschaft spielt, zeigt ein Vergleich unter Frauen. Mütter verdienen nicht nur weniger als Männer, sondern auch weniger als kinderlose Kolleginnen. So verdienen Mütter auch zehn Jahre nach der Geburt nur 67 Prozent ihres kinderlosen Pendants mit denselben Qualifikationen im selben Beruf.
Auch Männer erleben das, wenn sie ähnlich lang in Karenz gehen. Sie tun es halt nur selten. Hier könnte der Staat einen Anreiz setzen: Etwa durch eine Verkürzung der Karenz auf maximal ein Jahr pro Partner vor. Die Gehaltsunterschiede in Ländern mit kürzeren Karenzpausen sind deutlich kleiner als in Österreich.
Mit einer gut ausgebauten Kinderbetreuung auf dem Land würde sich die Wahlfreiheit der Frauen deutlich verbessern. Natürlich wäre es zu befürworten, dass die Arbeit innerhalb eines Haushaltes besser aufgeteilt würde. Aber schlussendlich sind dies individuelle Faktoren, die im privaten Bereich selbst ausgemacht werden müssen. Gesellschaftliches Umdenken mag hilfreich sein, kann aber nicht vom Staat verordnet werden.
Viel vom Gender-Pay-Gap lässt sich wissenschaftlich erklären. Evidenzbasierte Politik sollte genau hier ansetzen und diese nachweisbaren Probleme lösen. Das würde den Gehaltsunterschied deutlich reduzieren. Was dann bliebe, wäre ein bis heute unerklärbarer Teil. Dieser beinhaltet vermutlich auch Diskriminierung, aber auch individuelle Eigenschaften der jeweiligen Frau. Auch hier sollte der Staat um Gleichberechtigung bemüht sein. Da wir die Ursachen aber nicht genau kennen, ist es schwer, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Fakt ist, dass der Staat Frauen in ihrer Wahlfreiheit unterstützen kann. Die Gleichberechtigung wird dann gefördert, wenn eine Mutter selbst entscheiden kann, ob sie den ganztätigen Kinderbetreuungsplatz in Anspruch nehmen oder lieber selbst bei den Kindern zuhause bleiben will. Auch wenn das viele wahrscheinlich nicht gerne hören.
Gastkommentar von Heike Lehner für den “Kurier” (27.10.2021).
Zusätzlich zu den Verteilungen der tatsächlichen Haushaltseinkommen zeigen die gepunkteten Linien die virtuellen Einkommen, wenn jeweils die gesparte Miete hinzugefügt wird.
Am 8. März jährt sich zum 113. Mal der Internationale Weltfrauentag. Eingeführt wurde dieser Jahrestag auf Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Damals ging es um den Kampf für das Frauenwahlrecht, die Gleichberechtigung und die Emanzipation.
Die „Motherhood-Penalty“ in Österreich ist größer als in vielen anderen westeuropäischen Ländern.
Der beliebteste Lehrberuf ist bei Mädchen seit Jahren Einzelhandelskauffrau, bei den Burschen belegen Elektro, Metall- und Kraftfahrzeugtechnik die Spitzenplätze.
Sowohl die Lehrlingsstatistiken wie auch die Erhebungen in weiterführenden Schulen und Studiengängen zeigen klar, dass Mädchen weiterhin stark zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Berufen tendieren, während technische Ausbildungen viel seltener in Erwägung gezogen werden.
Ein großer Teil der verbleibenden Lücke beim Sender Pay Gap ist historisch gewachsen und lässt sich durch Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen Branchen oder auch zwischen einzelnen Berufen erklären.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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