Die Österreicher haben irrige Vorstellungen darüber, wie hierzulande die Einkommen verteilt sind. Das führt zu unnötigem Pessimismus, verstellt den Blick auf die tatsächlichen Probleme und legt verkehrte Lösungen nahe.
Wir leben ja, so heißt es, im postfaktischen Zeitalter. Demnach treffen Politiker wie Wähler Entscheidungen immer öfter aufgrund von Stimmungen, und nicht auf Basis von nackten Zahlen, die nach wissenschaftlichen Kriterien ermittelt wurden. Das, was die Bevölkerung für wahr hält, und das, was tatsächlich ist, kann aber ein schönes Stück weit auseinander liegen.
Das ist etwa der Fall, wenn es um die Verteilung der Einkommen in Österreich geht. Diese setzen sich ja aus Löhnen, Sozialleistungen, Pensionen etc. zusammen. Eine Befragung von mehr als 1000 Österreichern ergab, dass ihrer Meinung nach über 20 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet seien. Das zeigt der unterste Balken der linken Grafik. In Wahrheit waren es, siehe unterster Balken rechts, zum Zeitpunkt der Umfrage weniger als 15 Prozent:
Gleiches zeigt sich am anderen Ende der Einkommensskala: Die Zahl der Menschen mit einem hohen bis sehr hohen Einkommen wurde gut doppelt so hoch eingeschätzt als sie tatsächlich ist. Dies ist zu erkennen, wenn man die beiden obersten Balken der linken und rechten Darstellung vergleicht. Wer jeweils die drei mittleren Balken summiert und dann vergleicht, sieht, dass die Mittelschicht deutlich größer ist als die Österreicher annehmen.
Dass das “Bauchgefühl” und die Fakten so weit auseinander liegen, ist kein Wunder, denn Statistiken werden allzu oft irreführend interpretiert. So war es auch im vergangenen Dezember mit den Zahlen des Rechnungshofs zur Entwicklung der Einkommen. “Die Gehaltsschere geht weiter auf – für Arbeiter und Wenigverdiener ist es zu einem weiteren Reallohnverlust gekommen”, berichteten der ORF und die Austria Presse Agentur. Was nicht gesagt wurde: Viel mehr Österreicher als früher arbeiten in Teilzeit. Wenn im Mittel weniger gearbeitet wird, fallen natürlich auch der mittlere Lohn und damit das Einkommen geringer aus. Der durchschnittliche Medienkonsument freilich musste zum Schluss kommen, Geringverdiener seien wegen sinkender Löhne immer schlechter dran – während die Stundenlöhne in Wahrheit stiegen.
Kein Wunder, dass in der Öffentlichkeit die Lage oft schlechter eingeschätzt wird als sie ist. Dabei ist Zuversicht aber ein wichtiger Faktor, damit die Wirtschaft gut laufen kann. Und diese Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit ist auch deswegen problematisch, weil heraufbeschworene Probleme den Blick auf tatsächliche verstellen können.
Das Beispiel Einkommensverteilung zeigt jedenfalls, dass die Österreicher die bestehende Umverteilung zwischen Reich und Arm unterschätzen: Die Einkommen beinhalten wie erwähnt ja staatliche Leistungen wie etwa die Familienbeihilfe. Natürlich bleibt es ein Ziel, das Einkommen der Ärmsten in Österreich zu erhöhen. Dafür ist, wie die Erfahrung zeigt, robustes Wachstum das beste Mittel.
Zusätzlich zu den Verteilungen der tatsächlichen Haushaltseinkommen zeigen die gepunkteten Linien die virtuellen Einkommen, wenn jeweils die gesparte Miete hinzugefügt wird.
Der beliebteste Lehrberuf ist bei Mädchen seit Jahren Einzelhandelskauffrau, bei den Burschen belegen Elektro, Metall- und Kraftfahrzeugtechnik die Spitzenplätze.
Sowohl die Lehrlingsstatistiken wie auch die Erhebungen in weiterführenden Schulen und Studiengängen zeigen klar, dass Mädchen weiterhin stark zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Berufen tendieren, während technische Ausbildungen viel seltener in Erwägung gezogen werden.
Ein großer Teil der verbleibenden Lücke beim Sender Pay Gap ist historisch gewachsen und lässt sich durch Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen Branchen oder auch zwischen einzelnen Berufen erklären.
Ist der Gender Pay Gap in Österreich tatsächlich besonders groß, wie die internationale Definition vermuten lässt? Nein, denn hier gilt: The definition matters. Der Unterschied zwischen den Gehältern lässt sich nämlich zu einem großen Teil erklären – und zwar nicht mit Frauenfeindlichkeit, sondern mit Besonderheiten des heimischen Arbei
Der Gender Pay Gap ist seit 2004 um über zehn Prozentpunkte gesunken und somit so niedrig wie noch nie. Wenn man weitere Faktoren wie Erwerbsunterbrechungen, Erfahrung, Verhandlungsgeschick etc. inkludieren würde, wäre er sogar noch kleiner. Doch auch wenn der Gender Pay Gap sinkt, verdienen Frauen in Österreich immer noch weniger als Männer.
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