Grassierende Armut, unleistbarer Wohnraum, für Bedürftige kaum noch bezahlbare Nahrungsmittel: Wer als Außenstehender die aktuellen Debatten verfolgt, könnte denken, Österreich sei ein Entwicklungsland.
Dazu passt die jüngste Initiative der SPÖ. Stabile Preise für Güter des täglichen Bedarfs sollen in der Verfassung verankert werden, wünscht die Partei. Gelten soll dieses „Inflationsverbot“ für Lebensmittel, Strom, Wasser, Wärme und fürs Wohnen. So gut sich das für manche anhören mag: Es ist eine völlig unrealistische Idee, die im Falle einer Umsetzung nur negative Konsequenzen hätte.
Auf einem funktionierenden Markt haben steigende Preise eine Signalwirkung. Sie spiegeln Knappheiten wider, die neue Anbieter motivieren, ihre Leistungen und Produkte anzubieten, um den Mangel zu beheben. Greift die Politik in diesen Mechanismus ein, verschleiert sie die Symptome, behebt aber nicht die Ursachen. Gerade beim Wohnen hat sich die Politik häufig die Finger verbrannt. Eines der jüngeren Beispiele ist Berlin. Die Preisgrenze bei Mieten führte dort dazu, dass erheblich weniger Wohnungen angeboten werden. Der Wiener Wohnungsmarkt ist in hohem Maße reguliert. Noch mehr Einschränkungen, das gilt auch für strengere Mietpreisbremsen, hätten ähnliche Konsequenzen wie in der deutschen Hauptstadt.
Kluge Politik würde sich daran machen, die Gründe für steigende Mieten zu bekämpfen. Hinter den explodierenden Preisen steckt oft der Staat selbst, der mit immer mehr Vorschriften die Baukosten in die Höhe treibt. Die öffentliche Hand könnte auch mehr Bauflächen ausweisen, damit zusätzlicher Wohnraum entsteht und so der Preisdruck gelindert wird. Sie könnte die Bauvorschriften und Planungsverfahren vereinfachen. Sie könnte die Steuerbelastung der Bürger senken, damit sie sich mehr leisten können. Der Staat könnte die Treffsicherheit beim sozialen Wohnen verbessern, damit jene Menschen günstigen Wohnraum finden, die ihn wirklich brauchen. Er könnte Geringverdiener stärker stützen, wenn sie mit den Wohnkosten nicht hinterherkommen. Er könnte die Steuern auf den Eigentumserwerb senken, und so die Abhängigkeit der Bürger vom Mietmarkt reduzieren.
Leistbarer Wohnraum ist ein sinnvolles politisches Anliegen. Wenn nötig, darf es auch gerne Staatsziel werden. Die Gretchenfrage ist, wie dieses Ziel zu erreichen wäre. Schon heute stehen der Politik eine Vielzahl an Maßnahmen zur Verfügung. Man müsste sie nur umsetzen. Das ist aber oftmals anstrengender, als nach neuen Regulierungen zu rufen und mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Kommentar von Hanno Lorenz für die “Kleine Zeitung” (05.11.2023)
Die Regierung scheint aber schon einen Weg gefunden zu haben, wie sie das Budgetdesaster entschärfen will: mit der Wiedereinführung der Kalten Progression.
Aufgrund der schlechten Budgetsituation verbreitet sich das Gerücht, die kalte Progression stehe vor einem Comeback, in den Medien.
Vergangene Woche wurde publik, dass Österreichs Defizit nicht wie angenommen bei 4,5 Prozent, sondern bei 4,9 Prozent gemessen an der Wirtschaftsleistung (BIP) liegen soll.
(Über) 100 Jahre Interventionsspirale im österreichischen Wohnungsmarkt
Die Mietpreisbremse für den freien Markt wird kommen. Und mit ihr eine ganze Reihe an unbeabsichtigten Nebenwirkungen. In Österreich haben wir über 100 Jahre Erfahrung mit Mietpreiseingriffen. Nur gelernt haben wir nichts daraus.
Die Zahl der Baubewilligungen für neue Wohnungen in Österreich ist seit der Zinswende 2023 massiv zurückgegangen. Wo zuvor regelmäßig mehr als 15.000 Wohnungen pro Quartal genehmigt wurden, sind es zuletzt oft unter 10.000. Der Rückgang ist damit der stärkste seit über einem Jahrzehnt.
Nein – zumindest nicht bei den Bestandsmieten. In Österreich sind die meisten Mietverträge an den Verbraucherpreisindex (VPI) gekoppelt. Diese Wertsicherungsklauseln sorgen dafür, dass sich die Mieten parallel zur Inflation entwickeln – aber sie können ihr nicht davonlaufen. Selbst im freien Mietmarkt passen sich Bestandsmieten in aller Reg
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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