Was wir aus dem Corona-Einbruch lernen können
- 07.12.2020
- Lesezeit ca. 3 min
Österreich erlebt derzeit den zweiten Lockdown innerhalb eines Jahres, um die öffentlichen Gesundheitssysteme vor dem Kollaps zu bewahren. Die zu erwartenden Folgen für die Wirtschaft sind verheerend, die Prognosen der Wirtschaftsforscher sind zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung schon wieder veraltet – und müssen nach unten korrigiert werden.
Im vergangenen Winter waren die Experten der EU-Kommission noch optimistisch. Schweden hätte heuer (in einer Welt ohne Corona) real um 1,2 Prozent wachsen sollen. Österreich um 1,3 Prozent. Stattdessen der Absturz. Schwedens Wirtschaft schrumpft um 3,4 Prozent. Das skandinavische Land liegt damit 4,6 Prozent unter dem erhofften Ergebnis. Österreich hat es noch viel schlimmer erwischt. Unterm Strich steht ein Minus von mindestens 7,1 Prozent. Das vor der Krise prognostizierte Wachstum eingerechnet, summiert sich der Rückgang der Wirtschaftsleistung auf 8,4 Prozent.
Welche Faktoren sich auf den Wirtschaftseinbruch auswirken
Schweden hat einen Sonderweg eingeschlagen und war in Sachen Lockdown deutlich zurückhaltender als der Rest Europas – inklusive Österreich. Von den medizinischen und psychischen Folgen abgesehen, hatte das zweifellos eine positive Wirkung auf die Wirtschaft. Aber die Strenge des Lockdowns alleine kann den Unterschied in den BIP-Wachstumszahlen nicht erklären. Dieser Policy Brief untersucht, welche Faktoren das Ausmaß des wirtschaftlichen Absturzes beeinflusst haben, sucht nach spezifisch österreichischen Problemen und gibt Empfehlungen zu deren Lösung.
Warum hat es Österreich schlimmer erwischt als Schweden?
Ein Großteil des BIP-Einbruchs, nämlich 60 Prozent, kann auf nur drei länderspezifische Faktoren zurückgeführt werden:[1]
- die Stärke der staatlichen Antworten auf die Pandemie
- den Anteil des Tourismus am BIP des jeweiligen Landes
- die Qualität der politischen Führung und Verwaltung (Governance)
Überraschenderweise zeigt sich, dass die Schuldenstände vor der Pandemie keine Auswirkung darauf hatten, wie stark der BIP-Einbruch schlussendlich war. Das deutet darauf hin, dass „Koste es, was es wolle“ in der akuten Krise tatsächlich das richtige Motto war. Mit einer unerwünschten Nebenwirkung: Das Verantwortungsbewusstsein für ein Budget, das nicht vollkommen aus dem Ruder läuft, ist verloren gegangen.
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