Steuerreform 2021: Eine Analyse
- 06.10.2021
- Lesezeit ca. 3 min
Unternehmen werden entlastet (KöSt-Senkung)
Die Regierung will ab dem Jahr 2023 beginnen, die Unternehmensbesteuerung schrittweise von derzeit 25 Prozent auf 23 Prozent der Gewinne zu senken. Steuersenkungen sind naturgemäß zu begrüßen, aber im internationalen Standortvergleich stechen vor allem die hohen Steuern und Abgaben auf den Faktor Arbeit hervor.
PRO
Österreichs Unternehmen stehen im internationalen Wettbewerb. Hohe Arbeitskosten und Abgaben auf Unternehmensgewinne bremsen jedoch das Ringen um Marktanteile im globalen Konkurrenzkampf. Mittlerweile rangiert Österreich bei der effektiven KöSt-Belastung EU-weit auf Rang sechs und damit im Spitzenfeld. Das ist ein entscheidender Wettbewerbsnachteil. Um den Wohlstand der Zukunft zu sichern und auch den Sozialstaat nicht zu gefährden, braucht es starke Unternehmen in Österreich. Auch wenn die KöSt-Sätze seit den 1990er Jahren schrittweise von 30 Prozent auf nun 25 Prozent gesenkt wurden, sind die Einnahmen seither dennoch deutlich gestiegen. Nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch in Relation zur Wirtschaftsleistung. Daher ist eine Senkung der Steuer auf Unternehmensgewinne nachvollziehbar. Insbesondere im internationalen Standortwettbewerb ist das ein wichtiges Signal. Während viele Länder die Steuern erhöhen, geht Österreich einen anderen Weg. Vor allem für deutsche Unternehmen könnte eine niedrigere KöSt ein interessantes Angebot sein.
CONTRA
Anstatt es allen recht machen zu wollen, sollte die Regierung Schwerpunkte setzen. Schließlich kann sie das Geld nur einmal ausgeben. Daher wäre es besser gewesen, den Faktor Arbeit deutlicher und vor allem nachhaltig zu entlasten. Das hätte aus Sicht der Agenda Austria eine höhere Wichtigkeit gehabt, als die Unternehmenssteuern zum jetzigen Zeitpunkt zu reduzieren. Zumal die Absenkung sehr bescheiden ausfällt. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht nach wie vor die Abschaffung der kalten Progression.
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