In Levi’s Jeans und Nike-Sneakers gegen den Freihandel
- 14.07.2016
- Lesezeit ca. 2 min
Das iPhone von Apple ist immer dabei. Die Jeans von Levi’s das liebste Kleidungsstück. Die Sneakers von Nike gern gesehenes Schuhwerk. Und zu Hause steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Billy-Regal vom schwedischen Möbelhersteller Ikea.
Österreich konsumiert international. Die Nutzung digitaler Dienstleistungen wie Facebook, Twitter oder Instagram gehören für viele zum Alltag. Und dass die Armut der Menschen weltweit zurückgeht, freut jeden, der diese Tatsache nicht aus ideologischen Gründen bestreitet.
Das Zurückdrängen der bittersten Armut, der Bezug von günstigen Konsumgütern aus aller Welt und die Sicherung des Wohlstands im Inland – all diese Annehmlichkeiten wären ohne grenzübergreifende Geschäftsbeziehungen undenkbar. Aber das will man hierzulande nicht wahrhaben. Und so kommt es, dass die Österreicher ein Abkommen, das den Handel zwischen der EU und den USA vereinfachen und verbessern könnte, mehrheitlich ablehnen, noch bevor es überhaupt zu Ende verhandelt ist. TTIP, das transatlantische Freihandelsabkommen, ist in aller Munde. An manchen Tagen scheint es, als sei ganz Österreich dagegen.
Dabei ist Österreich ein Land, das vom internationalen Handel lebt. Eine Vielzahl von Arbeitsplätzen gäbe es ohne den Außenhandel nicht – und damit auch nicht die dazugehörigen Einkommen. Mehr als die Hälfte der hier produzierten Waren und Dienstleistungen werden ins Ausland verkauft – übrigens nicht nur von Großkonzernen: Die große Mehrzahl der etwa 50.000 österreichischen Unternehmen, die das Ausland mit Waren beliefern, sind kleine und mittlere Betriebe. Nach Deutschland war 2015 die USA der wichtigste Handelspartner für Österreich, noch vor den Nachbarländern Italien und der Schweiz.
Mit ihrer Ablehnung von TTIP stehen die Österreicher nicht alleine da – auch in Deutschland, wo man ebenfalls ausgesprochen gut vom Außenhandel lebt, lehnen mehr als die Hälfte der befragten Bürger TTIP ab. Aber innerhalb der EU befinden sie sich damit eher in einer Sonderstellung: In 21 von 28 Ländern der Europäischen Union spricht sich mehr als die Hälfte aller Befragten für ein Freihandelsabkommen mit den USA aus. Einzig in Österreich und Deutschland lehnen mehr als die Hälfte der Befragten das Abkommen ab.
TTIP-Zustimmung
TTIP-Ablehnung
In Österreich erschallt das „Nein zu TTIP“ in allen Altersklassen mehrheitlich – vor allem aber bei den Bürgern über 55 Jahren. Und obwohl ein Freihandelsabkommen dafür sorgen würde, dass eine Vielzahl beliebter ausländischer Waren künftig günstiger zu haben wäre, sind vor allem jene Österreicher gegen TTIP, die mit einem geringeren Einkommen auskommen müssen und ganz unmittelbar von niedrigeren Preisen profitieren würden. Politisches Interesse (vielleicht auch ideologisches) spielt auch hier eine wichtige Rolle – je mehr sich der Bürger politisch sieht, desto eher lehnt er TTIP ab. Noch weiter verbreitet ist die Ablehnung von TTIP nur unter jenen, die angeben, eher nicht zu verstehen, wie die EU überhaupt funktioniert.
Mehr interessante Themen
Sozialer Wohnbau: Das Vermögen der (gar nicht so) kleinen Leute
Auch wenn es niemand glauben mag: Wohnen in Österreich ist vergleichsweise günstig. Die Wohnkostenbelastung der Haushalte beträgt im Schnitt rund 19 Prozent des verfügbaren Einkommens. Damit liegen wir im EU-Vergleich im Mittelfeld. Mieterhaushalte zahlen natürlich mehr als Eigentümer, aber mehr als drei Viertel von ihnen profitieren hierzula
Bildungskarenz: Ich bin dann mal weg!
Die Bildungskarenz war eine gute Idee, erfüllt aber nicht die von der Politik gesetzten Ziele – und wird immer teurer. An einer grundlegenden Reform führt kein Weg vorbei.
Die Schuldenbombe tickt: Wird Österreich das neue Italien?
Mehr als ein Jahrzehnt lang konnten sich Staaten kostenlos verschulden, die Zinsen lagen praktisch bei null. Damit sollten den Staaten Zeit erkauft werden, sich nach der Finanzkrise zu modernisieren. Statt diese Zeit aber für Reformen zu nutzen, wurde das vermeintliche Gratisgeld mit beiden Händen ausgegeben. Österreich muss seinen Ausgabenrausc
Was die Preise in Österreich so aufbläht
Die Inflation in Österreich hält sich hartnäckig. Fast acht Prozent waren es im Jahr 2023. Für das Jahr 2024 werden vier Prozent vorhergesagt. Während viele andere Länder schon aufatmen können, ist die Inflationskrise für uns also noch nicht vorbei. Warum tut sich gerade Österreich so schwer? Wir prüfen drei Thesen.
Balken, Torten, Kurven Zweitausenddreiundzwanzig
Die Zeit der Lockdowns und Ausgangssperren war vorbei, die Wirtschaft zeigte sich nach den verheerenden Corona-Jahren in bester Laune, nur die hohe Teuerung hat uns die gute Stimmung verdorben (vom Finanzminister einmal abgesehen – der freute sich).
E-Government: „Hobn’S kan Ausweis?“
Die öffentliche Verwaltung soll digitalisiert werden. Das verspricht die Politik seit Jahren. Diverse Angebote gibt es bereits, doch der große Durchbruch wollte bisher nicht gelingen. Das liegt nicht nur an der Regierung. Auch die Bürger müssten, im eigenen Interesse, etwas mehr Bereitschaft zur Veränderung aufbringen.