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Die Unternehmen brauchen dringend mehr Eigenkapital, dafür braucht es aber auch mehr Risiko.
Das Schlimmste haben wir hoffentlich hinter uns: Die Lockdown-Maßnahmen werden Schritt für Schritt aufgehoben, und die Menschen versuchen, wieder zum Alltag zurückzukehren. Die Wirtschaftskrise wird aber vor allem die Unternehmen noch lange begleiten. Die aufgenommenen Kredite müssen zurückbezahlt und die Umsatzeinbußen wieder wettgemacht werden. Wie viele Firmen schlussendlich in die Pleite schlittern werden, ist derzeit nicht abzuschätzen.
Klar ist, dass insbesondere kleine Unternehmen besonders gefährdet sind. Nur ein Drittel der Unternehmen mit weniger als
50 Beschäftigten hätten einen weiteren Lockdown von sechs Monaten überstanden. Bei Großunternehmen sind dies immerhin zwei Drittel. Auch betreffend die Unternehmensfinanzierung gibt es große Unterschiede: Kleine Firmen sparten primär bei sich selbst, knabberten also das Eigenkapital an, während Großunternehmen neue Kredite aufnahmen, sich also hauptsächlich über Fremdkapital finanzierten.
Was diese Gesundheitskrise aber über alle Betriebsgrößen hinweg gezeigt hat: Heimische Unternehmen leiden generell an einem Eigenkapitalmangel. Das langfristige Eigenkapital ist wichtig für eine robuste Finanzierungsstruktur, die Krisen standhält. Ausreichend Eigenkapital erhöht die Kreditwürdigkeit und lässt ein Unternehmen auch größere Umsatzschwankungen überstehen. Mittlerweile haben gut 20 Prozent aller Unternehmen sogar negatives Eigenkapital. Die angefallenen Verluste übersteigen also die Eigenmittel.
Daher muss der Fokus darauf liegen, die Eigenkapitaldecke zu verbessern. Jedoch: Der Kapitalmarkt ist in Österreich höchst dürftig ausgebaut. Es finden sich kaum private Fonds. Die Einzigen, die hierzulande Unternehmen finanziert haben, waren Banken. Und die sind durch die aktuellen Regulierungen limitiert. Viele rufen jetzt nach Staatsbeteiligungen als Alternative. Aber in Österreich haben wir damit keine guten Erfahrungen gemacht. Es beginnt mit der Rettung von Unternehmen, mündet in Parteibuchwirtschaft und Postenschacherei und endet stets im wirtschaftlichen Desaster.
Deswegen ist es jetzt wichtig, Unternehmen steuerrechtliche Erleichterungen zu bieten. Jetzt anfallende Verluste sollten mit versteuerten Gewinnen der vergangenen Jahre gegengerechnet, die bezahlten Steuern als rückvergütet werden. Außerdem muss es einfacher werden, als Unternehmen private Investitionen zu erhalten. Aber das ist nur der Anfang des Wegs von einer konservativen Sparbuchgesellschaft in eine moderne Kapitalkultur: Hier kann der Staat helfen – durch Aufklärung und PR. Anstatt private Investitionen als „Spekulation“ anzusehen und den Aktienmarkt vorab zu verteufeln, benötigt es Bildung, die vielzitierte „Financial Literacy“. Ja, Investitionen am Aktienmarkt sind mit höherem Risiko verbunden. Das Geld am Sparbuch liegen zu lassen und ihm langsam beim Wertverfall zuzusehen, führt allerdings garantiert dazu, dass Österreich an Wohlstand und an Attraktivität für private Investoren und Unternehmen verliert. Und das ist ein Risiko, das wir nicht eingehen können.
Kommentar von Heike Lehner in der „Wiener Zeitung“ (12.06.2020)
Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. So lauten die gängigen Schlagzeilen. Die „Distributional Wealth Accounts“ der EZB, eine Datenbank, die versucht, Vermögensdaten analysierbar zu machen, zeigen aber ein anderes Bild. Seit dem Jahr 2011 hat sich die Vermögensungleichheit in Österreich deutlich reduziert.
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Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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