Die ORF-Kulturredaktion hat enthüllt, warum es auf dieser Welt immer ungerechter zugeht. Das Ergebnis ist überraschend, die Lösung des Problems Armut aber zum Glück denkbar einfach.
Immer nur Kultur kann auch ein wenig langweilig werden. Weshalb sich die Kulturredaktion des ORF gedacht hat, auch einmal andere Themen zu beleuchten. Warum nicht mal Wirtschaft? Eben. So wurde im wichtigsten Kulturformat des ORF am vergangenen Montag die Frage aufgeworfen, warum der Wohlstand in dieser Welt immer ungerechter verteilt wird.
Die Antwort ist vergleichsweise einfach, vorausgesetzt, man fragt die passenden Experten. Nobelpreisträger Joseph Stiglitz zum Beispiel. Dann sieht die Sache so aus: Nur noch eine handverlesene Gruppe von Menschen darf in den „neoliberalen Autobus“ einsteigen, der immer schneller in Richtung Wohlstand braust. Während eine rasant wachsende Zahl von Menschen an der Bushaltestelle zurückgelassen wird, um dort auf bessere Zeiten zu hoffen, die freilich nie kommen werden. Weil das turbokapitalistische System für die Masse der Menschheit bestenfalls Ausbeutung und unerfüllte Hoffnungen zu bieten hat.
Wie viele unerfreuliche Entwicklungen im Leben hat aber auch dieser Irrweg sein Gutes, wie den kulturaffinen Sehern im darauffolgenden Beitrag verraten wird. „Hat Europas Linke noch eine Chance?“, lautete die rhetorische Frage, mit der beruhigenden Antwort: Ja, hat sie!
Die wachsende Ungleichheit führt nämlich zu einer Renaissance der Linksparteien. Sie sind zwar nicht mehr so links, wie das die befragten Fachleute gerne hätten. Beklagt wird, dass die einst radikale Syriza bereits alle Anzeichen einer besorgniserregenden Sozialdemokratisierung aufweist. Aber zum Glück springen Bewegungen aus anderen Ländern ein. In Portugal, in Spanien und in Großbritannien. Im Mutterland des Wirtschaftsliberalismus ruhen die Hoffnungen vieler Linker auf dem Karl-Marx-Adoranten Jeremy Corbyn, der eine radikalisierte Labour-Party wieder auf die Siegerstraße führen soll.
Die Gründe für den Zulauf zur Linken liegen zwar auf der Hand, sollen aber nicht unerwähnt bleiben: Die Menschen suchen wegen der anhaltenden Sparpolitik und der Destabilisierung der europäischen Sozialstaaten nach Alternativen.
Nun ist es ja zweifellos so, dass eine ausgiebige Einerseits-Andererseits-Berichterstattung Gefahr läuft, die Zuseher zu verunsichern. Wir kennen das alle. Das ist wohl auch der Grund für die beeindruckende Gleichverteilung der befragten Experten. Nur ja keine Verwirrung stiften! Zum Beispiel, wenn man einen Jagdish Bhagwati zu Wort kommen hätte lassen, der darauf hinweist, dass die Armut in den vergangenen 25 Jahren so dramatisch abgenommen hat wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Nicht durch die Gewerkschaften, die vielen Umverteiler oder die netten Worte des Papstes, sondern durch den freier gewordenen Handel. Dazu passt der erfreuliche Befund der Weltbank aus dem vergangenen Oktober: Erstmals in der Geschichte der Menschheit leben weniger als zehn Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut. Und das, obwohl mittlerweile 7,3 Milliarden Menschen auf der Erde leben, und damit um fast ein Drittel mehr als vor 20 Jahren.
Das ändert nichts daran, dass es noch immer viel zu viel Armut auf dieser Welt gibt. Auffallend häufig ist sie aber dort anzutreffen, wo eben kein „neoliberaler Autobus“ zum Einstieg bereit steht. In Afrika zum Beispiel. Besonders erfolgreich in der Bekämpfung der Armut ist hingegen China. Dafür steigt dort die Ungleichheit. Überwinden junge Menschen die ärmlichen Verhältnisse ihrer Eltern, indem sie einen Job in einem exportorientierten Unternehmen finden, schnellen ihre Einkommen hoch, während ihre Eltern so arm bleiben wie zuvor. Das schlägt sich in der Statistik mit einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich nieder, obwohl niemand schlechter gestellt ist als vorher.
Das Gegenmodell dazu gibt es in Südamerika zu bestaunen. Dort feiern Staaten zwar große Erfolge in der Bekämpfung der Ungleichheit, dafür wurde Armut zum Massenphänomen. In Venezuela zum Beispiel. Das ist übrigens jenes Land, das vom eingangs erwähnten Nobelpreisträger Joseph Stiglitz vor wenigen Jahren noch als ökonomisches Vorzeigemodell gepriesen wurde. Mittlerweile ist dort nicht einmal mehr Toilettenpapier in ausreichender Menge zu haben, von Lebensmitteln gar nicht zu reden – im ganzen Land glänzen Supermarktregale seit Jahren mit gähnender Leere.
Eine Folge der Aggression des imperialistischen Westens, wie viele Linke meinen? Schon möglich. Ökonomen führen die hartnäckige Mangelwirtschaft allerdings ausschließlich auf die seit Jahren gelebte Planwirtschaft samt Verstaatlichungen und rigorosen Preiskontrollen zurück. Die Sache ist nämlich die: Der knallrote Autobus bietet zwar vielen Menschen Platz, die Endstation der Reise heißt nur leider nicht Massenwohlstand, sondern Massenverelendung. Während eine rasant wachsende Zahl von Menschen freudig in den knallroten Bussen Platz nimmt, um voller Hoffnung in eine bessere Zukunft aufzubrechen, winken die zurückbleibenden Funktionärskader freundlich mit den Taschentüchern. Bevor sie sich in ihre Luxuskarossen schwingen, um sich den Freuden des immer kleiner werdenden Wohlstands hinzugeben.
Der Sozialismus ist eben auch nicht mehr das, was er einmal war. Aber vielleicht könnte sich die ORF-Sportredaktion einmal dieses Themas annehmen. Immer nur Sport kann ja auch ein wenig langweilig werden.
Der Artikel erschien als Gastkommentar auf NZZ.at
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Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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