Haben wir zu viele Feiertage?
So ist das mit Anlassgesetzgebung. Wenn es schnell gehen muss, dann sieht man vor lauter Anlass das große Ganze kaum. Und tatsächlich wird vor allem um den freien Karfreitag gestritten, der jetzt doch kein halber, sondern maximal ein persönlicher Feiertag wird.
So chaotisch die Präsentation und so unbefriedigend die Lösung für die evangelischen und altkatholischen Gläubigen auch ist, so sehr dürfte ein „persönlicher Feiertag“ das Gebot der Stunde sein. In einem Land mit immer mehr konfessionslosen oder andersgläubigen Menschen wirkt die große Zahl christlicher Feiertage aus der Zeit gefallen, selbst wenn sich mittlerweile auch gestandene Gewerkschafter aufs Konkordat berufen.
Dass Österreich zu wenige freie Tage hätte, ist sicherlich nicht das Problem. Österreich liegt im Spitzenfeld, mit 13 gesetzlichen Feiertagen und dazu noch mindestens 25 Urlaubstagen pro Jahr, je nach Kollektivvertrag auch mehr. Die Probleme der Karfreitagslösung sind und bleiben die vielen offenen Fragen – und die großen, nicht angesprochenen Themen. Selbst wenn man das EuGH-Urteil zur Gleichstellung der Religionsgemeinschaften umsetzt, gibt es dennoch Privilegien. Das wissen alle Eltern mit schulpflichtigen Kindern, die mit ihrem Urlaubsplan angesichts der vielen schulfreien Tage immer ins Straucheln kommen. Das wissen auch die Beamten und Mitarbeiter in Parteien, die am Karfreitag nur bis 12 Uhr oder gar nicht arbeiten müssen. Dazu hat der EuGH aber noch nichts gesagt.
Lukas Sustalas zweiwöchige Kolumne im Kurier: Pro und Contra mit Agnes Streissler-Führer (01.03.2019).
- Autor: Lukas Sustala
- Themen: Feiertage, Österreich, Produktivität
- Datum: 01. März 2019